Der Dealer vom schmutzigen Hinterhof
Es ist eine Nachricht, die angesichts der bombastischen Worte und bizarren Taten in Washington fast ein wenig untergeht: Trump droht Brasilien mit Strafzöllen von 50 Prozent und begründet das nicht mit Handelsungleichgewichten, sondern den Ermittlungen der brasilianischen Justiz gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro.
Bolsonaro muss sich wegen eines mutmaßlichen Putschversuchs verantworten. Am 1. Januar 2023 hatten seine Anhänger in der Hauptstadt Brasília den Kongress, den Amtssitz des Präsidenten sowie das Oberste Gericht gestürmt und verwüstet. Zuvor hatte der rechtspopulistische Bolsonaro die Präsidentschaftswahl gegen Lula da Silva verloren.
Trumps Zollhammer gegenüber Brasilien ist mehr als eine weitere Grenzverletzung, doch, und das ist das Prinzip seiner Regierung: Die Drohung fügt sich nahtlos ein in all die anderen Schreckensmeldungen, die uns dieser Tage aus den USA erreichen.
Trump flutet die Nachrichten – und unser Gehirn
Trump beschimpft Richter. Trump erpresst Universitäten mit Geldentzug. Trump nutzt das US-Justizministerium, um politische Gegner zu schwächen. Und nun eben: Trump bedient sich einer wirtschaftspolitischen Waffe, um einen politischen Freund vor dem Knast zu bewahren.
Dieses "flood da zone", also die Öffentlichkeit mit so vielen Schreckensmeldungen zu fluten, bis diese sich eben nicht mehr erschreckt, ist zum festen Bestandteil der Trump'schen Kommunikation geworden. Beim Leser und Zuschauer setzt ein Schutzreflex ein, man verschiebt die Ungeheuerlichkeiten in eine stille und schmutzige Ecke des Unterbewusstseins, bis man sie schließlich vergisst, oder zumindest: bis man vergisst, welche demokratischen, rechtsstaatlichen oder diplomatischen Normen hier wieder verletzt wurden.

America Party Musks neue Partei – was bedeutet das für Trump?
Wer regt sich heute noch darüber auf, dass Trump Nachrichtenagenturen von Zugängen ins Weiße Haus ausschließt, weil diese nicht vom "Golf of America" schreiben wollen? Und was war da noch mal mit Grönland und dem Panamakanal?
Wie rot kann eine rote Linie sein?
Der Geist gerät in einen tumben Dämmerzustand, man muss sich zwingen, wach zu bleiben, um nicht zu verlernen, sich zu empören – und das ist gerade in diesem Fall wichtig. Denn Trump mischt sich hier unverhohlen in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Landes ein, er schreibt von einer "Hexenjagd" auf Bolsonaro und benutzt damit dieselben Worte, mit denen er auch die Ermittlungen gegen ihn selbst brandmarkte.

Komplize von Pablo Escobar "Wir haben gemeinsam tausende Kilo Koks in die USA geschafft"
Um die rote Linie, die da überschritten wurde, genauer zu erkennen, hilft es, die Konstellation auf Deutschland zu übertragen.
Das ist weniger absurd als es scheint. Man muss sich nur an die Rede von J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar erinnern – wie der US-Vizepräsident damals die europäischen Regierungen an den Pranger stellte, weil diese den Rechtsaußenparteien wie der AfD angeblich keine Meinungsfreiheit gewährten. Wer glaubt, dass es vollkommen absurd sei, dass Trump eine Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz auch mit wirtschaftspolitischen Fragen verknüpft, der hat den derzeitigen amerikanischen Präsidenten noch nicht in seiner ganzen Dimension erkannt.
Brasiliens Präsident Lula da Silva hat sich übrigens jedweder Einflussnahme verwahrt, er nutzt die Gelegenheit, das Land hinter sich zu versammeln. Es ist die einzige richtige Antwort. Zu hoffen bleibt, dass auch die führenden Politiker in Europa eine solche geben würden.
- Donald Trump
- Jair Bolsonaro
- Brasilien
- Strafzoll
- Washington
- Justiz
- Brasília
- USA
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke