Heiß ist’s. Die Sonne brennt. „Da habe ich gedacht, hier bei dieser reichen WELT-Gruppe gibt es wenigstens einen Sonnenschirm“, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), an diesem Mittwoch Gast beim „Politikergrillen“ mit WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard.

Einen Sonnenschirm gibt es nicht – dafür aber Burger, die hat Söder sich gewünscht. Er fasst das Grillgehäuse an. „Das Ding ist ja sauheiß.“ Auch der Grillhandschuh: „Der ist innen voll der Sauna-Handschuh. Na gut, ich bin ja kein Waschlappen.“ Söder schreibt auf X gern unter dem Hashtag „Söder isst“. Diesmal würde auch passen: Söder schwitzt.

„Grundsätzlich finde ich solches Wetter schön“, meint Burgard, „aber für die Vorsitzende der Grünen ist das ganz alarmierend.“ Franziska Brantner habe gesagt, „die Klimakrise ist Realität, und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt“. Burgard fragt Söder: „Sehen Sie das wie die Grünen?“

Nein, antwortet der CSU-Chef. Der Klimawandel sei in den vergangenen 100 Jahren „sehr stark durch die Menschen verursacht“, das sei „relativ klar“. Die Frage sei nur, was jetzt zu tun sei. „Wir haben ja nur zwei Möglichkeiten“, sagt er, nämlich „Klimaschutz“ und „Klimaanpassung“. Es lasse sich nicht mehr „alles zurückdrehen“, und Deutschland werde das Problem auch nicht allein lösen. „Also müssen wir, glaube ich, mit klugen Konzepten arbeiten. Nicht mit der klassischen grünen Zurück-in-die-Steinzeit-Idee.“ Nicht mit „Alles verbieten und alles schlechtreden“. Nicht mit „Totalen Pessimismus machen“.

Bayern mache vor, wie es geht. „Wir haben das größte Klimaprogramm aller Länder“, sagt Söder summarisch. Daran seien die Grünen sogar beteiligt. Und persönlich – er wechselt wieder in den Smalltalk-Modus – passe er sich auch ans Klima an, wenn er bei dem Wetter in hochoffizielle Termine gehe: „Also nicht in dem klassischen, sagen wir mal, Kanzler-Dress, mit Krawatte fünfmal gebunden und allem Drum-und-dran. Sondern dass es mal ein wenig lockerer an solchen Tagen ist. Wie wir das aus den Ländern kennen, in denen es schon länger heiß ist.“

Der Grill ist an diesem Mittwoch nicht nur wegen der Gashitze heiß, sondern auch wegen der Sonne. „Wenn man ein Spiegelei machen will, muss man es nur auf den Teller legen“, kommentiert Söder. Burgard wirft ein: „Aber es ist doch schon ein bisschen hysterisch im Moment.“ Söder will dazu nicht ja oder nein sagen, sondern sagt: „Na ja.“ Der Deutsche sei eh immer unzufrieden mit dem Wetter.

Aber reagieren müsse man, und jetzt wird der Ministerpräsident auch konkret. „Zum Beispiel, was eine gute Idee ist: Wenn wir in Einrichtungen, wo es um den Schutz von Leuten geht – sagen wir, Krankenhäuser, Altenpflegeheime –, dass wir vermehrt auch darauf setzen, dass da Klimaanlagen eingebaut werden. Oder in Schulen.“ Wobei er bei letzteren einschränkt: „Vielleicht mal.“

Sexuelle Übergriffe im Freibad? Auch mal „jemanden abschieben“

Burgard spricht ein anderes Hitzethema an: sexuelle Übergriffe in Freibädern, zuletzt im hessischen Gelnhausen, wo Syrer mehrere Mädchen begrapscht haben. „Wir haben in Bayern nicht ganz so eine krasse Situation“, sagt Söder. Aber es komme vor. Die schweren Fälle müssten anders enden als bisher, dann müsse man „jemanden auch abschieben“. Wenn sich jemand aus Angst nicht mehr ins Freibad wage, „das geht einfach nicht“.

Die Täter seien auch „keine armen Leute“, sagt der Ministerpräsident, sondern hätten „eine falsche Vorstellung von unseren Werten“. Auch nach Afghanistan müsse abgeschoben werden. „Nicht mehr Flüge aus Afghanistan zu uns, sondern Flüge nach Afghanistan, nämlich mit Straftätern.“

Themenwechsel: Ein AfD-Verbot lehnt Söder ab. Das dauere zu lange und würde der Rechtsaußen-Partei nur ein Thema liefern. Wer jedoch rechtsextrem sei, „der kann dann natürlich auch nicht Beamter werden, Lehrer, Polizist oder ähnliches“ werden. Für Linksextremisten gelte dasselbe, etwa „wenn jemand sich für Extinction Rebellion eingesetzt hat“, sagt er mit Bezug auf die radikalen Klima-Aktivisten.

Das linke Spektrum hat Söder auch beim grassierenden Antisemitismus im Blick. Der komme nicht nur von rechts, „der kommt von Hardcore-islamistischen Gruppen, der kommt aber zum Teil auch aus der linkskulturellen Szene“. Dabei könne Israel „das erste Mal in unserem Erleben“ tatsächlich existenziell gefährdet sein.

Burgard hakt ein: Außenminister Johann Wadephul (CDU) „hat zum Beispiel von Zwangssolidarität gesprochen, die es gegenüber Israel nicht geben dürfe. Das sagt man ja nicht einfach mal so.“ Es sei gut, dass der Bundeskanzler das klargestellt hat, antwortet Söder. Und der „Kollege Wadephul“ sei ja „sehr fleißig unterwegs, sehr engagiert, und macht das auch – finde ich – gut.“

Christoph Lemmer berichtet für WELT als freier Mitarbeiter vor allem über die Politik in Bayern.

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