Russische Drohnenarmada – Putins neue Wellenangriffe
In einem Bereich war die Ukraine Russland überlegen oder zumindest ebenbürtig: beim Einsatz von Drohnen – sowohl bei Langstreckendrohnen als auch bei kleineren FPV-Modellen. In diesem Jahr wendete sich das Blatt. Über dem Schlachtfeld tauchten Drohnen auf, die mit Glasfaserkabeln gesteuert werden und somit nicht elektronisch gestört werden können. Moskau gelang es, diesen Drohnentyp als erstes in großer Stückzahl in den Kampf zu bringen.
Bei Angriffen auf große Distanz konnte die Ukraine in einzelnen Angriffswellen zahlreiche Drohnen wie die AQ-400 Scythe oder Leleka-100 einsetzen und teilweise erheblichen Schaden anrichten, etwa an russischen Raffinerien und Depots. Kiew experimentiert zudem mit innovativen Abwehrtechnologien, darunter Lasersysteme und Drohnenjäger-Drohnen, um die russische Drohnenflut einzudämmen. Mit einer angestrebten Produktion von einer Million Drohnen aller Typen jährlich versucht die Ukraine, ihre Stellung im Drohnenkrieg zu halten. Diese Angaben würden allerdings bedeuten, dass Kiew eine erdrückende Übermacht an kleinen Drohnen besitzt – an der Front lässt sich das allerdings nicht feststellen.
Im Westen werden die ukrainischen Treffer akribisch dokumentiert und gewürdigt, während die von Russland in der Ukraine verursachten Schäden nur summarisch erwähnt werden. Tatsächlich steigern sich Intensität und Zahl der von Putin eingesetzten Flugkörper deutlich. Zu seinem Arsenal gehören Marschflugkörper, die treffsicheren Iskander-Raketen, Hyperschallwaffen und vor allem einfache, kostengünstige Drohnen, die nach iranischen Vorbildern entwickelt wurden.

Elektronische Kriegsführung Tod am Draht – Kampfdrohnen werden störungsfrei vom Glasfaserkabel gesteuert
Mehr Drohnen als Abwehr
Das russische Angriffskonzept ist einfach und effizient: Russland setzt so viele Flugkörper ein, dass die gegnerische Abwehr hoffnungslos überfordert ist. Zu den bewaffneten Geran-Drohnen kommen noch billigere Modelle vom Typ Gerbera. Diese werden aus Hartschaum und Sperrholz gefertigt und verfügen über keine aufwendige Elektronik. Die ukrainische Abwehr kann sie jedoch nicht von den gefährlichen Modellen unterscheiden. Die Gerbera-Drohnen existieren in drei Varianten: reine Attrappen, Kamikaze-Modelle mit leichten Sprengköpfen und Drohnen für elektronische Kriegsführung, die mit Störsendern ausgestattet sind. Zudem setzt Russland die fortschrittlichere Geran-3 ein, die mit Turbofan-Triebwerken, KI-gestützter Zielerfassung und störresistenten Navigationssystemen wie Kometa-M-Antennenarrays ausgestattet ist.
In den letzten Monaten sind die Russen dazu übergegangen, ihre Drohnen-Armada auf ein einziges Ziel, oft kritische Infrastruktur wie Kraftwerke oder Logistikzentren, zu konzentrieren, anstatt wie zuvor Ziele in der gesamten Ukraine anzugreifen.
Klügere Taktik der Drohnenangriffe
Diese Angriffe laufen in der Regel folgendermaßen ab: Die Drohnen starten in Russland, sammeln sich in der Nähe des Ziels – jedoch außerhalb der Reichweite der Luftabwehr – und greifen dann in kurzen Zeitfenstern an. Die bodengestützte Luftverteidigung gerät hierbei grundsätzlich ins Hintertreffen. Sie muss mehrere potenzielle Ziele in der Ukraine schützen, ist daher verteilt, und im Falle eines Angriffs können die mobilen Einheiten nicht schnell genug in das gefährdete Gebiet verlegt werden. Kiew versucht, dieses Grundproblem zu entschärfen, indem Kampfflugzeuge wie die F-16 in die Abwehr eingebunden werden. Diese können versuchen, Drohnen und Marschflugkörper mit Raketen und Bordkanonen abzuschießen. Wenn jedoch Hunderte Drohnen in der Luft sind, lässt sich ihr Strom auch so nicht aufhalten. Zudem wird Kiew gezwungen, sehr wertvolle und teure Jets gegen Billig-Drohnen einzusetzen.
Selbst ohne Verluste nutzen die permanenten Einsätze die knappen Luftstreitkräfte ab. Werden Städte wie Kiew oder Charkiw angegriffen, müssen sich diese Jets zudem dem russisch kontrollierten Luftraum nähern. Zwei F-16 gingen bei solchen Einsätzen bereits verloren. Die Taktik ist nicht neu: Mit der Konzentration möglichst vieler Flugkörper in einem Angriff überforderten bereits die Alliierten im Zweiten Weltkrieg die deutsche Luftabwehr.

HF-Karma Deutschland liefert der Ukraine 4000 Killer-Drohnen mit KI-Steuerung
Deutliche Steigerung der Produktion
Dies ist möglich, weil Russland die Produktion von Flugkörpern unaufhörlich steigert und sich auf die Massenproduktion einfacher Drohnen konzentriert, die mit kommerziellen Standardbauteilen ausgestattet werden. Russland plant, 2025 etwa 25.000 bis 30.000 Geran-Drohnen zu produzieren, wobei monatlich bis zu 2700 Geran-2 und 2500 Gerbera-Drohnen gefertigt werden. Nordkorea trägt etwa 10–20 Produktion zu dieser Produktion bei, unter anderem durch die Herstellung eigener Drohnen wie der Hwasal-1 und -2, die auf Shahed-Technologien basieren. Die Ukraine gibt an, 60 bis 70 Prozent der russischen Drohnen abzuschießen, doch die schiere Masse überfordert die Abwehr zunehmend. Westliche Sanktionen greifen ins Leere, da der globale Süden sie weitgehend ignoriert. China liefert zwar keine direkten Waffen, verkauft jedoch Dual-Use-Produkte und Komponenten an Russland. Letztlich sind auch Kiews Rüstungsproduktionen auf den Import solcher Komponenten angewiesen.
Prorussische Kommentatoren behaupten, dass es inzwischen schwer sei, immer neue Ziele für die Mengen an Drohnen zu finden. Der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen ist schwer zu bestimmen. Allerdings werden Drohnen dieses Typs seit einigen Wochen auch im Frontgebiet eingesetzt – was es zuvor nicht gab. Diese Drohnen können nur unbewegliche Ziele angreifen, haben jedoch eine weit größere Reichweite als die kleinen FPV-Drohnen und können einen größeren Gefechtskopf tragen. Sie ergänzen das russische Arsenal und positionieren sich zwischen den kleinen Drohnen und den mächtigen Gleitbomben, die einen Jet zum Start benötigen.

Krieg gegen die Ukraine Würgegriff und Vorschlaghammer – Putins neue Drohnen-Taktik im Bodenkrieg
Kombinierte Angriffe mit Iskander-Raketen
Russland steigert nicht nur die Zahl und Einsatzweise, sondern ist offenbar auch in der Lage, die Drohnen deutlich flexibler einzusetzen als zuvor. Russland nutzt Drohnenschwärme zunehmend mit Schwarmintelligenz und KI, um Angriffe präziser und schwerer abwehrbar zu gestalten. Drohnen dienen zudem als "Köder", um Schwachstellen in der ukrainischen Luftabwehr zu identifizieren, bevor teurere Iskander-Raketen oder Hyperschallwaffen zum Einsatz kommen. Allein die Versammlung eines Drohnenschwarms und ein zeitlich koordinierter Angriff auf eine Stadt erfordern eine aufwendige Steuerung.
Diese Flexibilität bedeutet nichts Gutes für die ukrainischen Streitkräfte. Russische Beobachtungsdrohnen suchen überall in der Ukraine nach lohnenden Zielen. Gelingt es ihnen, diese ausfindig zu machen, können die Russen Iskander-Raketen einsetzen, die schnell im Ziel einschlagen. Neu ist, dass dem ersten Schlag der teuren Rakete ein Angriff von günstigen Drohnen folgt. So wird das Ziel weiter zerstört, überlebende Personen und Material können nicht geborgen werden, und auch die Bergungskräfte werden angegriffen.
Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass glasfasergelenkte Drohnen ihre Reichweite deutlich steigern werden. Fotos zeigen Spulen, die 50 Kilometer Glasfaser aufspulen – für sehr kleine Drohnen dürfte die Last zu groß sein. Doch so könnten größere Modelle, ähnlich den Geran-Drohnen, kostengünstig in weitreichende FPV-Drohnen umgewandelt werden.
Kampf um die Produktionsstätten
Kiew hat eigene neuartige Angriffe tief in Russland angekündigt. Doch bislang gelingt es eher den Russen, die Zahl ihrer Flugkörper erheblich zu steigern. Russland plant, im Jahr 2025 etwa 25.000 bis 30.000 Geran-Drohnen zu produzieren. Dazu baut Nordkorea schnell eigene Kapazitäten auf, um Russland im Ukraine-Krieg zu unterstützen und gleichzeitig die eigene militärische Schlagkraft zu erhöhen. Arbeiter aus Nordkorea sollen bereits in russischen Drohnenfabriken tätig sein. Ein zentrales Ziel der russischen Angriffe sind die Produktionsstätten der ukrainischen Drohnen. So wollen sie ihren Vorteil langfristig sichern. Die westlichen Verbündeten haben begonnen, die Rüstungsproduktion in der Ukraine aufzubauen, anstatt fertige Waffen zu liefern. Dadurch geraten die Produktionsstätten jedoch ebenfalls ins Visier von Putins Drohnen.
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