• Großer Zuspruch für Deutschlandflaggen an Schulen, aber nicht so viel wie bei Nationalflaggen an Behörden.
  • Mehrheit dafür, so wie in Ländern wie Schweden oder den USA grundsätzlich mehr Flagge zu zeigen.
  • Mehr Flaggen = mehr Identifikation, finden viele Befragte.

"Mich stört sehr die private Dauerbeflaggung in Schreber- und Hausgärten. Denn die soll die Botschaft vermitteln: 'Hier ist nur Platz für Deutsche'. Wenn aber überall die Deutschlandfahnen wehen, wäre diesen Leuten buchstäblich der Wind aus der Fahne genommen", findet Petra (70) aus dem Landkreis Görlitz. Jannik (22) aus dem Landkreis Sonneberg schreibt: "Ich begrüße grundsätzlich das Hissen verschiedenster Flaggen im öffentlichen Raum, insbesondere Deutschland-, EU-, Bundesland-, Städte- oder Landkreisflaggen. Die stehen für staatliche Strukturen, demokratische Werte und regionale Identität." "Ich bin inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass ein gewisser Stolz und Verbundenheit mit dem Land, in dem wir leben, wichtig sind. Man muss sich selbst lieben, um andere lieben zu können. Mir wäre aber wichtig, dass dann immer auch die Europa-Flagge dabei ist!", kommentiert Cornelia (66) aus Halle/Saale in der aktuellen Befragung.

Im aktuellen MDRfragt-Stimmungsbild finden acht von zehn Befragten (82 Prozent), vor öffentlichen Gebäuden sollten durchgehend Deutschlandflaggen wehen. Dieser große Zuspruch zieht sich quer durch alle Altersgruppen. Zudem gibt es kaum Unterschiede zwischen den Antworten von Menschen, die in ländlichen Regionen leben, und den Antworten von Teilnehmenden, die in der Stadt wohnen.

Nicht ganz zwei von zehn Befragten (16 Prozent) sprechen sich dagegen aus, die Nationalflagge an öffentlichen Gebäuden immer zu hissen. Die Gegenargumente sind so vielschichtig wie die Argumente für mehr Flaggen. Jürgen (77) aus dem Landkreis Leipzig kommentiert: "In der DDR wurde man zur Beflaggung aufgefordert und bei Nichtbeachtung waren Repressalien nicht auszuschließen! Deshalb habe ich eine Aversion gegen Flaggen!" Auch zahlreiche andere Kommentare beziehen sich in ihrer Ablehnung der Dauerbeflaggung auf die DDR-Zeit. Martin (79) aus dem Landkreis Weimar stört sich wie einige andere Befragungsteilnehmer daran, dass die Diskussion über die Nationalflaggen von der AfD angestoßen wurde: "Das soll eine nationalistische Einstellung fördern. Wieder ein Stöckchen, welches die AfD vorhält. Wir brauchen deren Vorschläge nicht." Ähnlich sieht das Frank (61) aus dem Jerichower Land: "Ich bin ehrenamtlicher Kommunalpolitiker und muss mich mit diesem Quatsch beschäftigen. Wir haben die Energiewende auch im ländlichen Raum zu stemmen, der Landtag kommt mit seinem Akzeptanz- und Beteiligungsgesetz nicht aus den Pötten, wir müssen über Photovoltaik-Projekte entscheiden, wir müssen den Bürgern Antworten liefern." Anja (53) aus Jena schließlich argumentiert contra Deutschlandflagge: "Aktuell schäme ich mich mal wieder für die deutsche Flagge und bin froh, wenn ich sie nicht sehen muss. Ich will nicht zu den Deutschen gehören, die Waffen in der halben Welt verteilen und das Wettrüsten vorantreiben."

Das soll eine nationalistische Einstellung fördern. Wieder ein Stöckchen, welches die AfD vorhält.

MDRfragt-Teilnehmer Martin (79) aus dem Weimarer Land

Thüringens Innenminister Georg Meier (SPD) hatte entschieden, demnächst vor Dienstgebäuden Schwarz-Rot-Gold und dazu noch die Landesflagge des Freistaats und die EU-Flagge wehen zu lassen. "Deutschland, Thüringen und Europa gehören zusammen", sagte der SPD-Politiker. Noch vor der Sommerpause des Landesparlamentes soll die Verordnung kommen, die beispielsweise für Behörden, Ministerien oder Landesämter Dauerbeflaggung vorsieht. Damit hat die Landesregierung (CDU, SPD und BSW) Fakten geschaffen, bevor sich der Thüringer Landtag mit Anträgen und Gesetzesentwürfen zum Hissen von Flaggen vor öffentlichen Verwaltungen und Behörden beschäftigen konnte.

Zuspruch für Deutschlandflaggen vor Schulen fällt im Vergleich nicht ganz so groß aus

In einigen Kreisen in Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde beschlossen, auch vor Schulen die schwarz-rot-goldene Flagge dauerhaft zu hissen. Der Landrat des Saale-Orla-Kreises, Christian Herrgott (CDU), sagte dazu: "Wir sollten zu unseren Nationalsymbolen stehen. Und wir sollten sie keinem überlassen, der sie für eigene Zwecke instrumentalisieren will."

Für Deutschlandflaggen vor Schulen spricht sich im aktuellen Stimmungsbild eine deutliche Mehrheit aus. Allerdings ist der Zuspruch nicht ganz so hoch wie für die Dauerbeflaggung von Verwaltungen oder Behörden: Sechs von zehn Befragten (61 Prozent) sind für Nationalflaggen vor Schulen, drei von zehn Teilnehmenden dagegen (34 Prozent).

In dieser Frage zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Im Vergleich sprechen sich deutlich mehr Männer dafür aus, Schwarz-Rot-Gold vor Schulen zu zeigen: Fast sieben von zehn Befragten (67 Prozent). Bei den Teilnehmerinnen ist das Stimmungsbild weniger deutlich: Fast sechs von zehn Befragten sind für die Dauerbeflaggung von Schulen (55 Prozent), 4 von 10 dagegen (37 Prozent).

Elke (67) aus Weimar spricht sich für Nationalflaggen an Schulen aus: "Das nimmt ganz viel Diskussionen den Wind aus den Segeln. Es bedeutet doch eigentlich nur, dass sich eine vom Staat eingerichtete Behörde oder finanzierte Einrichtung hier befindet." Ähnlich argumentiert Carmen (61) aus Chemnitz: "Behörden, Schulen etc. sind dem Grundgesetz verpflichtet. Die Deutschlandflagge ist nun mal da und auch berechtigt." Justin (28) aus Leipzig dagegen lehnt ab, Schwarz-Rot-Gold an Schulen wehen zu lassen: "Vor Schulen lehne ich eine Dauerbeflaggung konsequent ab. Schüler sollen politisch gebildet werden, wahrscheinlich sogar mehr als heute angeboten wird. Aber warum sollten Schulen beflaggt werden? Sie repräsentieren nicht den Staat und es gibt schon heute eine eigentlich strikte Trennung zwischen Schule und Politik, z.B. beim Zugang von Parteien." Aus Sicht von Daniela (48) aus dem Vogtlandkreis sollten Schulen "politisch neutral sein. Dort geht es in erster Linie um Wissensvermittlung. Vor Einrichtungen wie Rathäusern könnte ich sie mir eher vorstellen, aber nur die eigenen Flaggen und nicht die von anderen Nationen oder von Minderheiten, mit denen man gerade Solidarität zeigen will. Das bildet dann oft nicht die Meinung der gesamten Bevölkerung ab."

Blick auf andere Länder, in denen die Nationalflagge häufiger zu sehen ist

Fast sieben von zehn Befragten (66 Prozent) finden es falsch, dass Nationalflaggen im öffentlichen Raum bisher eher selten zu sehen sind. Kathrin (61) aus Halle/Saale verweist dabei auf andere Länder, die "häufiger Flagge zeigen": "Mir war das auch besonders in Schweden aufgefallen, aber auch in den USA und in Kanada. Ich finde das gut und ein bisschen Nationalstolz nicht verkehrt. Man muss auch nicht immer alles übermäßig politisieren. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und lebe in Deutschland, ich habe nichts dagegen, wenn hier und da unsere Flagge weht." Carmen (69) aus Dresden gehört zu dem Viertel der Befragten, aus deren Sicht die im Vergleich mit anderen Ländern geringe Verbreitung der Flagge richtig ist: "Jedem steht es frei, die Deutschlandfahne zu zeigen. Wenn es die Mehrheit nicht tut, wird es schon seine Gründe haben. Und wenn da gerade Amerika als Beispiel genannt wurde, dann zeigt es doch, dass mehr Beflaggung auch nichts bringt. Man sieht doch, wie gespalten das Land trotz Flaggen ist."

Der Vergleich der Altersgruppen zeigt bei dieser Frage deutliche Unterschiede:

  • Bei allen Teilnehmenden unter 50 Jahren finden sechs von zehn Befragten (61 bzw. 63 Prozent) falsch, dass Schwarz-Rot-Gold im öffentlichen Raum eher selten zu sehen ist.
  • Jeweils drei von zehn Befragten (34 bzw. 26 Prozent) halten es für richtig, wenn in Deutschland die Nationalflagge nicht so oft zu sehen ist.
  • Bei allen Befragten ab 50 kritisieren sieben von zehn Befragten (71 bzw. 66 Prozent), dass die deutsche Nationalflagge weniger oft gehisst wird.

Könnten mehr Flaggen in der Öffentlichkeit für mehr Identifkation mit der Nation sorgen?

Eine deutliche Mehrheit von sechs von zehn Befragten (62 Prozent) vertritt im aktuellen Stimmungsbarometer die Sicht, mehr Deutschlandflaggen im öffentlichen Raum würden auch zu mehr Identifikation mit unserer Nation führen. Benedikt (24) aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt begründet das so: "Wir müssen langsam anfangen, uns mit unserem Land und der EU besser zu identifizieren. Das vereint und bringt uns als Gesellschaft vorwärts. Zusätzlich grenzt man sich so von verfassungsfeindlichen Gruppierungen wie beispielsweise Reichsbürger ab." Aus seiner Sicht ist aber wichtig, zusammen mit der Deutschlandflagge auch die Fahnen von Europa, der Kommune und dem Bundesland wehen zu lassen. Für eine Kombination mehrerer Flaggen spricht sich auch Nicole (31) aus Magdeburg aus: "Flaggen, die Zusammenhalt zeigen, würde ich gern öfter sehen. Ein Flaggendurcheinander sollte es nicht werden. Vor öffentlichen Gebäuden sollten EU-, Länder- oder Städte-Flaggen wehen. Zu den dreien oder einer der drei sollte sich ja jeder zugehörig fühlen."

Sieben von zehn der befragten Männer (68 Prozent) finden, eine höhere Sichtbarkeit von Deutschlandflaggen erhöhe auch die Identifikation mit dem Land. Bei den befragten Frauen sind nur sechs von zehn Befragten (56 Prozent) dieser Ansicht.

Über diese Befragung

Die Befragung: "Sollten wir mehr Flagge zeigen?" lief vom 16. bis 18. Juni 2025. Insgesamt haben 21.595 Menschen aus Sachsen (11.116), Sachsen-Anhalt (5.295) und Thüringen (5.184) mitgemacht.

Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.

Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach bewährten wissenschaftlichen Kriterien und Methoden anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen.

Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland. MDRfragt wissenschaftlich beraten und begleitet. Dabei geht es um die Weiterentwicklung des Angebotes ebenso wie über die Überprüfung der Aussagekraft, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests.

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