„Der Iran gewinnt diesen Krieg nicht“ – Wie Trump den Frieden erzwingen will
Kaum war Donald Trump am Montag zum G-7-Gipfel in Kanada angereist, hatte der US-Präsident seine Sicht auf den Krieg Israels mit dem Iran klargemacht. Das Regime im Iran „würde jetzt gern reden, aber das hätten sie vorher machen sollen“, erklärte Trump bei der Begrüßung durch Gastgeber Mark Carney, und fügte hinzu: „Sie müssen einen Deal machen. Iran gewinnt diesen Krieg nicht.“
„Peace through Strength“, Friede durch Stärke, lautet Trumps Prinzip, das er schon in seiner ersten Amtszeit zum Grundsatz erklärte und dem er seit Beginn von Israels Angriffen auf den Iran vergangenen Freitag zu folgen scheint. Weshalb der US-Präsident eine Absprache mit den anderen G 7, die Trump kurz darauf treffen sollte, nicht braucht.
„Es wird ein Abkommen unterzeichnet werden, und ich denke, der Iran ist dumm, wenn er es nicht unterzeichnet“, erklärte Trump wenige Stunden später nach einem Treffen mit dem britischen Premier Keir Starmer. Teheran sitze „praktisch schon am Verhandlungstisch“, betonte er. „Sie wollen einen Deal machen, und sobald ich hier weg bin, werden wir etwas unternehmen.“
Die Frage, ob sich die USA militärisch in den Konflikt mit Israel einschalten könnten, ließ der US-Präsident derweil offen. „Darüber will ich nicht reden.“ Womit die Drohung weiter über dem Iran liegt, dass das mächtige US-Militär eingreifen und den entscheidenden Unterschied macht: die Zerstörung der im tiefen Untergrund installierten Nuklearanlagen. Israel besitzt keine der schweren Bomber, die solche Angriffe fliegen können.
Die Kommentare von Europas Staats- und Regierungschef klangen ganz anders. Sie appellierten an Israel, den Konflikt mit Teheran nicht zu eskalieren. Die Regierung von Benjamin Netanjahu müsse „maximale Zurückhaltung zeigen und deeskalieren“, fordert Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Nur so könne vermieden werden, die Stabilität der gesamten Region zu riskieren.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) betonte wie Macron, dass Israel das Recht zur Verteidigung seiner Existenz und seiner Sicherheit habe. Der Iran dürfe keine Atomwaffen besitzen. Auch Merz rief zur Eindämmung des Konflikts auf.
Allerdings schien sich Trump in Kananaskis für die Meinung der Europäer wenig zu interessieren. Das G-7-Treffen diene dazu, sich über das Thema Handel zu verständigen, erklärte der Republikaner. „Ich mag Zölle, das ist ja bekannt.“ Weder der Krieg zwischen Iran und Israel noch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine will Trump groß auf der Agenda in den Rocky Mountains sehen.
Statt Einigkeit wohl kein gemeinsames Abschlussdokument
Womit bei diesem G-7-Treffen mit großer Wahrscheinlichkeit zum dritten Mal in der 50-jährigen Gipfelgeschichte kein Abschlussdokument zustande kommen könnte. Trump hatte bereits 2018 und 2019 seine Unterschrift verweigert. Konkrete Vorschläge hinsichtlich Klimaschutz, Künstliche Intelligenz oder Welthandel hatte Kanadas Premier Carney gar nicht erst eingebracht.
Ob es zumindest einen gemeinsamen Wortlaut zu Nahost gibt, bleibt ebenfalls abzuwarten. Der Sprecher des Bundeskanzlers gab in Kananaskis zu, dass es „am Ende von der amerikanischen Seite abhängt, ob wir ein G-7-Statement zum Nahen Osten haben oder nicht.“
Möglicherweise wird sich Trump bei dem Treffen sogar bestätigt sehen, dass allein seine harte „Peace through Strength“-Politik gegenüber dem Mullah-Regime Erfolg hat. Berichten des „Wall Street Journal“ und der Agentur Reuters zufolge hat Teheran der US-Regierung Hinweise zukommen lassen, dass der Iran verhandeln will. Europäischen und Quellen in Nahost zufolge wolle Teheran die Nukleargespräche fortsetzen, heißt es. Iran habe Washington diese Botschaft mithilfe der Regierungen in Katar, Saudi-Arabien und Oman zukommen lassen.
Stand Montagabend Ostküstenzeit gab es allerdings keine Anzeichen, dass Teheran diese Botschaft durch ein Einstellen oder zumindest Nachlassen seiner Raketenangriffe auf Israel untermauert. Ein Sprecher der iranischen Revolutionsgarden kündigte an, die neue Welle an Angriffen auf Israel werde „bis Dienstagmorgen ununterbrochen fortgesetzt“.
Stefanie Bolzen berichtet für WELT seit 2023 als US-Korrespondentin aus Washington, D.C. Zuvor war sie Korrespondentin in London und Brüssel.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke