Bei den Angriffen auf den Iran tötete Israel auch mehrere Schlüsselfiguren, die mutmaßlich hinter Teherans Atomprogramm standen. Was machte sie so gefährlich?

Seit Jahren führt Israel einen verdeckten Krieg gegen das iranische Atomprogramm – mit Drohnen, Cyberwaffen und gezielten Tötungen. In der Nacht zum Freitag hat Israel innerhalb weniger Stunden mehrere ranghohe iranische Militärs und Atomwissenschaftler getötet. Wer waren die Männer?

Mohammad Bagheri: Der Architekt der iranischen Militärstrategie

Der Generalstabschef Mohammad Hossein Bagheri stammte aus einer Familie mit militärischem Hintergrund. Sein Bruder Hassan Bagheri war ein bekannter Kommandeur im Iran-Irak-Krieg und wurde 1983 getötet © Iranian Army Office / Picture Alliance

Rang: Generalstabschef der iranischen Streitkräfte 

Jahrgang: 1960

Er ist der zweithöchste Militär Irans – direkt unter dem Obersten Führer. Mohammad Bagheri gilt als der Mann, der die strategischen Fäden der iranischen Streitkräfte zusammenhielt. Seine Aufgabe: die Koordination zwischen dem regulären Militär und den Revolutionsgarden (IRGC).

Aus israelischer Sicht war Bagheri Kopf hinter der iranischen Expansionspolitik – maßgeblich beteiligt an Waffenlieferungen an Milizen in Syrien, Irak, Jemen sowie an Hisbollah und Hamas. Zudem wird ihm eine Rolle bei der militärischen Absicherung von Nuklearanlagen zugeschrieben, für Israel ein strategisches Ziel von höchster Priorität.

Bereits als junger Mann war er einer jener Studenten, die im Chaos nach der Islamischen Revolution 1979 die amerikanische Botschaft in Teheran besetzten – und dort 52 US-Diplomaten als Geiseln nahmen.

Angriff auf den Erzfeind Israel zielt ins Herz des iranischen Regimes

Hossein Salami: Das Gesicht der "Achse des Widerstands"

General Hossein Salami lernte als Jugendlicher den gesamten Koran auswendig © Iranian Presidency / Handout / Picture Alliance

Rang: Kommandeur der Revolutionsgarden (IRGC) 

Jahrgang: 1960

Den Grundstein für seine Laufbahn legte er im Iran-Irak-Krieg der 1980er-Jahre. Seit 2019 stand Hossein Salami an der Spitze der Revolutionsgarden – einer Eliteeinheit mit enormem Einfluss in Politik, Wirtschaft und Militär. Salami war das Sprachrohr einer aggressiven Außenpolitik, die auf Konfrontation mit dem Westen und der Unterstützung schiitischer Milizen beruht.

Er soll direkte Verantwortung für Angriffe auf Israel durch Stellvertretergruppen getragen haben und galt als enger militärischer Verbündeter von Hamas und Hisbollah. Für Israel war Salami ein aktiver Betreiber antiisraelischer Politik. Er bezeichnete die USA als "die Quelle allen Übels" und forderte wiederholt die Zerstörung des "zionistischen Regimes" Israels.

In letzter Zeit spielte er eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung von Protesten im Iran, indem er sogar pensionierte Offiziere der Revolutionsgarde mobilisieren ließ, um gegen Demonstrierende vorzugehen.

Gholamali Rashid: Der Mann für den Ernstfall

Generalmajor Gholamali Rashid war so medienfern, dass er über Jahre hinweg fast ausschließlich durch Zitierungen anderer hochrangiger Kommandeure bekannt war © Iranian Army Office / Picture Alliance

Rang: Stellvertretender Generalstabschef 

Jahrgang: 1953

Gholamali Rashid arbeitete im Hintergrund – doch sein Einfluss auf die iranische Militärstrategie war enorm. Rashid spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau und der Koordination von Irans sogenannten "externen Armeen", zu denen unter anderem die Hisbollah im Libanon, die Hamas, die Huthi-Rebellen im Jemen und schiitische Milizen im Irak zählen. Zudem war er maßgeblich verantwortlich für die strategische Planung militärischer Reaktionen auf Angriffe – insbesondere im Zusammenhang mit dem Schutz der iranischen Nuklearanlagen.

Aus israelischer Sicht war er maßgeblich an der Entwicklung von Vergeltungsstrategien beteiligt – asymmetrische Schläge, mit denen Iran im Kriegsfall auf israelischem Boden zurückschlagen könnte. Die gezielte Ausschaltung Rashids könnte die militärische Kommando- und Reaktionsfähigkeit der Islamischen Republik erheblich schwächen.

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Fereydoun Abbasi-Davani: Der Überlebende

Fereydun Abbasi-Davani, hier zu sehen auf der IAEA-Konferenz 2012 in Wien, wo er hervorhob, dass Irans Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dienen würde © Georg Hochmuth / Picture Alliance

Rolle: Ehemaliger Leiter der Atomenergieorganisation 

Jahrgang: 1958

Er war einer der prominentesten Köpfe im iranischen Atomprogramm – und ein Überlebender. 2010 entkam Fereydoun Abbasi-Davani nur knapp einem Attentat, das Israel zugeschrieben wurde. Von 2011 bis 2013 leitete er die iranische Atomenergiebehörde.

Trotz seines offiziellen Rückzugs vermutet der israelische Geheimdienst, dass Abbasi weiterhin an verdeckten Nuklearprojekten beteiligt war. Sein technisches Wissen über Urananreicherung und Waffentechnik machte ihn zu einem der gefährlichsten Männer für Israels Sicherheitsinteressen – und zu einem lohnenden Ziel in einem verdeckten Krieg.

Mohammad Mehdi Tehranchi – Der Akademiker mit Projektzugang

Rolle: Präsident der Islamischen Azad Universität, Physiker 

Jahrgang: 1965

Tehranchi war kein Offizier, kein Spion, kein Politiker – sondern Wissenschaftler. Doch seine Nähe zu forschungsintensiven, dual verwendbaren Technologien, zivil wie militärisch, machte ihn brisant. Als Präsident einer der größten Universitäten Irans hatte er Zugang zu Projekten, die auch für das Atomprogramm von Bedeutung sein könnten. Israel verdächtigt ihn, verdeckt an militärischen Forschungsprojekten beteiligt gewesen zu sein. Seine Rolle zeigt: In diesem Konflikt verschwimmen die Grenzen zwischen Wissenschaft, Militär und Politik.

Weitere getötete Wissenschaftler

Neben den bekannten Namen tauchen auch weitere iranische Nuklearexperten im Blickwinkel israelischer Geheimdienste auf.

Abdolhamid Manouchehr: Der Experte für Brennstoffverarbeitung

Als leitender Wissenschaftler im iranischen Nuklearprogramm arbeitete Manouchehr insbesondere an der Brennstoffverarbeitung. Er war verantwortlich für die chemische Aufbereitung von Kernbrennstoffen und die Entwicklung von Verfahren zur Herstellung einsatzfähigen nuklearen Brennmaterials.

Mossad-Infiltration im Iran: Videos zeigen geheimen Angriff © n-tv.de
Videos zeigen, wie Mossad-Agenten Iran infiltrieren © n-tv.de

Ahmad Reza Zolfaghari: Der Spezialist für Urananreicherung

Zolfaghari war einExperte für Urananreicherung und spezialisierte sich auf Zentrifugentechnologie sowie fortschrittliche Anreicherungsmethoden. Seine Arbeit umfasste die Optimierung von Gaszentrifugen zur Trennung von Uran-Isotopen sowie die Implementierung effizienterer Anreicherungsprozesse.

Amirhossein Feghi: Der Nuklearphysiker für Reaktortechnik

Feghi war Nuklearphysiker mit Schwerpunkt auf Reaktortechnik und beteiligte sich an der Entwicklung und Wartung von Nuklearreaktorsystemen. Er übernahm die technische Auslegung von Reaktorkomponenten, Sicherheitsanalysen sowie die Überwachung des laufenden Betriebs kerntechnischer Anlagen.

Motalibizadeh: Der Unbekannte

Laut Reuters ist nur der Nachname bekannt. Er war im iranischen Atomforschungsprogramm tätig und soll an geheimen, vermutlich militärischen Projekten mitgewirkt haben. Über seine genaue Rolle ist wenig bekannt.

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