Jugendliche als Harakiri-Saboteure – Die skrupellose neue Spionagetaktik der Russen
Raketen, Drohnen, Marschflugkörper, Artillerie – das sind die gut sichtbaren Waffen, mit denen Russland die Ukraine Tag für Tag angreift. Nun aber warnt der ukrainische Geheimdienst SBU vor einem neuen Vorgehen russischer Agenten: Sie geben sich offenbar als Angehörige des ukrainischen Geheimdienstes aus, um Ukrainer für Straftaten im Sinne Russlands zu rekrutieren.
In letzter Zeit habe die Zahl der Fälle zugenommen, „in denen sich der Feind als SBU-Offizier ausgibt und kriminelle Aufgaben stellt, die angeblich im Interesse des ukrainischen Staates ausgeführt werden sollen“, so der SBU in einer Stellungnahme. Es handele sich um eine „False Flag Taktik“, die in dieser Form von Russland bisher nicht angewandt worden sei, hieß es. Dabei geht es um Observationen, die Weitergabe von Informationen, aber auch die Verübung von Straftaten.
Eine Rekrutierungsmethode ist demnach, dass Nachrichten mit der Aufforderung versandt werden, sich wegen eines angeblichen „Strafverfahrens“ zu einer Befragung zu begeben. Schließlich werde dann angeboten, dieses „Strafverfahren“ zu schließen – als Gegenleistung für Observationen, den Transport von Material, die Beschaffung von Chemikalien oder Sabotageaktionen wie Brandanschläge auf Fahrzeuge oder Gebäude. Zudem sollen die Angeworbenen eine Software auf ihren Mobiltelefonen installieren, die eine ständige Überwachung ermöglicht.
So gelang es russischen Netzwerken in den vergangenen Monaten in dutzenden Fällen, Ukrainer für Anschläge anzuwerben – zum Teil über Propaganda, Geld, Erpressung, aber womöglich auch Täuschung. Denn zumindest in einigen Fällen ist nicht restlos geklärt, ob die Angeworbenen auch wussten, für wen sie tätig wurden. Konkret geht es um eine ganze Serie an Sprengstoffanschlägen, für die auch Jugendliche rekrutiert wurden.
Eine Bombe in der Tasche
Einer der spektakulärsten Fälle ist der zweier Teenager, 15 und 17 Jahre alt, in Iwano-Frankiwsk in der Westukraine. Sie sollten im März dieses Jahres eine Tasche voller Sprengstoff abstellen, die dann aber ferngezündet wurde, während sie sie noch zum Ziel trugen. Beide starben. Ein anderer Fall ist der eines 21-jährigen Mannes, der in der Großstadt Riwne mit einer Bombe in der Tasche in ein Rekrutierungsbüro marschierte, während er die Tat live mit seiner Kontaktperson streamte.
In einem weiteren Fall wurde ein 14-jähriges Mädchen angeheuert. Die Jugendliche weigerte sich zunächst, wurde dann aber mittels kompromittierender Fotos aus ihrem gehackten Mobiltelefon erpresst. Sie sollte eine Polizeistation in Ternopil in die Luft sprengen, wurde aber festgenommen.
Das Vorgehen der Russen ist immer dasselbe: Der Kontakt wird über den Messenger-Dienst Telegram hergestellt und aufgebaut. Ukrainische Stellen gehen mittlerweile auch in Schulen, um über die Gefahren solcher Aktionen aufzuklären. Auffällig ist auch, dass überwiegend vulnerable Personen ausgewählt werden, darunter nicht nur Jugendliche.
Im Februar 2025 geriet eine 42-jährige Frau aus der Region Poltawa in der Zentralukraine in eine solche Falle. Ihr wurde gesagt, sie solle gegen Bezahlung eine große Geldsumme transportieren. Die Tasche, die ihr übergeben wurde, beinhaltete allerdings keine Banknoten, sondern eine Bombe.
Wieder wurde die Bombe ferngezündet und die Frau getötet. Ihre noch sehr kleine Tochter hatte sie zuvor in einem Hotel zurückgelassen – anscheinend in der Erwartung, sehr bald zurückzukommen.
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