Israel stoppt Hilfsschiff auf dem Weg nach Gaza
Nach tagelanger Fahrt auf einem Segelschiff mit Hilfsgütern für die Menschen im Gazastreifen sind Greta Thunberg und weitere Aktivisten kurz vor ihrem Ziel von der israelischen Armee gestoppt und offenbar nach Israel gebracht worden.
Das Schiff werde zur israelischen Küste transportiert, die Passagiere sollten in ihre Heimatländer zurückkehren, teilte das israelische Außenministerium am frühen Morgen auf der Plattform X mit.
Zuvor hatte das Bündnis Freedom Flotilla Coalition mitgeteilt, die israelische Armee habe in internationalen Gewässern das Schiff "Madleen" geentert. Unter den von der israelischen Armee in Haft genommenen Crew-Mitgliedern befindet sich auch eine Abgeordnete des Europäischen Parlaments.
Hilfe ohne "Instagram-Selfies"
Das israelische Außenministerium teilte weiter mit, die Aktivisten hätten versucht, eine mediale "Provokation" zu inszenieren mit dem einzigen Zweck, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Ladung sei so geringfügig gewesen, dass sie nicht einmal einer Lkw-Lieferung mit Hilfsgütern entspreche. "Es gibt Wege, Hilfe in den Gazastreifen zu bringen – ohne Instagram-Selfies", hieß es in der Stellungnahme.

Israels Verteidigungsminister "An Greta, die Antisemitin: Dreht um, ihr werdet niemals ankommen"
Schon in der vergangenen Woche hatten UN-Experten Israel dazu aufgerufen, das Schiff nicht anzugreifen. "Die Bevölkerung des Gazastreifens hat das Recht, auch unter Besatzung Hilfsgüter durch ihre eigenen Hoheitsgewässer zu erhalten, und das Schiff der Koalition hat das Recht auf freie Durchfahrt in internationalen Gewässern, um die Menschen im Gazastreifen zu erreichen", hieß es. "Israel darf nicht in die völkerrechtlich seit Langem anerkannte Freiheit der Schifffahrt eingreifen."
Warnung des Verteidigungsministers
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte die Armee am Sonntag dennoch angewiesen, die Ankunft des Schiffes zu verhindern. "Der Staat Israel wird niemandem erlauben, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen", verkündete Katz. Israel hatte Aktivisten auch in früheren Fällen schon daran gehindert, mit ihren Schiffen an der Küste des abgeschotteten Gazastreifens anzulegen.
Greta Thunberg war mit elf weiteren Aktivistinnen und Aktivisten am 1. Juni von Sizilien aus in See gestochen, um mit dem Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition dringend benötigte Hilfsgüter wie Babynahrung und medizinische Güter nach Gaza zu bringen. Zugleich wollten sie mit der Aktion internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Notlage in dem fast vollständig zerstörten Küstengebiet mit rund zwei Millionen Bewohnern richten. Nach ihrer tagelangen Fahrt durch das östliche Mittelmeer wollten sie planmäßig eigentlich am Montagmorgen an der Küste Gazas eintreffen.

Aktivisten segeln nach Gaza In See gestochen, um zu scheitern
Greta Thunberg wirft Israel Völkermord vor
Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der symbolischen Aktion gehört auch Rima Hassan. Die französisch-palästinensische Juristin ist Abgeordnete der Partei La France Insoumise (Unbeugsames Frankreich) im Europäischen Parlament.
Thunberg ist mit ihrem rigorosen Kampf für mehr Klimaschutz weltbekannt geworden. Die mittlerweile 22-jährige Schwedin setzt sich seit längerem aber auch – und inzwischen vor allem – für die Belange der palästinensischen Bevölkerung ein. Ihr Credo: Ohne soziale Gerechtigkeit könne es auch keine Klimagerechtigkeit geben.
Israel wirft sie dabei immer wieder vor, einen Völkermord an den Palästinensern zu begehen. Kritiker halten ihr dagegen vor, bei ihren Anschuldigungen das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 außer Acht zu lassen, das den Gaza-Krieg ausgelöst hat.
Hungersnot im Gazastreifen
Israel hat die Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern in den Gazastreifen im Zuge seiner Angriffe auf den Gazastreifen fast drei Monate lang vollständig unterbunden, die Blockade zuletzt aber etwas gelockert. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will die Hamas nach eigenen Angaben unter Druck setzen, damit sie die von ihr festgehaltenen Geiseln freilässt.
Die Blockade wird von fast allen Staaten der Welt als völkerrechtswidrig betrachtet. Schon im März vergangenen Jahres hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag vorläufige Maßnahmen angeordnet und festgestellt, dass im Gazastreifen eine Hungersnot herrsche, wodurch die Gefahr eines Völkermords bestehe. Im November vergangenen Jahres erließ der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu wegen des Kriegsverbrechens des Aushungerns.
DPA km- Greta Thunberg
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