Nie wieder gestern – die Lage am Morgen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor genau 81 Jahren landeten die Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie. Es war der Beginn eines neuen Morgens für Deutschland, für Europa, ja eigentlich für die ganze Welt. Erkauft mit dem Blut Hunderttausender.
"Wir wissen, was wir Ihnen schulden", sagte ein (wie im "Morgen|stern" vorgeschlagen) auf Demut bedachter Friedrich Merz gestern zu Donald Trump. Recht hat er. Denn das, was auf das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa ein Jahr später folgte, war ein Wunder. Der längste Frieden der Geschichte.
Um die Hintergründe zu Merz‘ trittsicherer Performance im Oval Office geht es in der neuen Ausgabe des "5-Minuten-Talk":
Ja, Krieg, ob warm oder kalt, den gab es auch danach. Aber ein Inferno mit dem Potenzial, die ganze Welt zu verschlingen, das blieb uns so lange erspart, bis wir vergaßen, wie sich Hitze anfühlt. Jetzt wird es heißer. Und das macht uns Angst.
Zahlen des ARD-DeutschlandTrend belegen das. Fast zwei Drittel aller Deutschen (64 Prozent) machen sich Sorgen um einen neuen, großen Krieg in Europa.
Diese Angst, sie treibt auch "die da oben" um. Die Nato-Mitglieder haben das größte Aufrüstungsprogramm seit dem Kalten Krieg beschlossen, Verteidigungsminister Boris Pistorius fordert 60.000 zusätzliche Soldaten für die Bundeswehr, Militärhistoriker Sönke Neitzel warnte vor dem vielleicht "letzten Sommer in Frieden". Eine Übersprungshandlung, panikschürende Übertreibungen? Vielleicht. Aber, hören Sie es nicht auch, dieses leise, Nackenhaar-aufstellende: Und was, wenn nicht?
Hier in Seoul hängen an den Eingängen vieler U-Bahn-Stationen unschuldig aussehende, bunte Schilder, die die Menschen auf Schutzräume hinweisen. Sie wissen schon: Für den Fall der Fälle.

Als ich so ein Schild gestern zum ersten Mal sah, dachte ich: "Gott sei Dank ist das in Deutschland nicht nötig. Heute Morgen lese ich dann: "Bundesamt will eine Million Plätze in Schutzräumen schaffen".
Der Mensch ist anpassungsfähig, ein Gewohnheitstier. Die Südkoreaner haben gelernt, mit der Gefahr zu leben. Sie ist allgegenwärtig, ja. Aber der Fall der Fälle macht ihnen keine Angst mehr, schließlich sind sie vorbereitet. Und mehr kann man eben auch nicht tun, oder?
Er liebt mich nicht. Er liebt mich nicht
Ich vermute, Sie wollen nicht jeden Morgen mit Elon Musk und Trump aufwachen. Das ist nicht nur verständlich, sondern gehört eigentlich in jede Packungsbeilage. Aber kommen Sie, einmal geht noch, oder?
Der Rosenkrieg, über dessen erste Scharmützel ich vor wenigen Tagen an dieser Stelle berichtet hatte, ist nun endgültig ausgebrochen.
Beeindruckend, wie schnell diese "Nein, du legst zuerst auf"-Attitüde in echte Verachtung umgeschlagen ist. Für einen solch "unvermeidlichen und trotzdem schockierenden" Moment hätten wir Deutschen doch sicher ein Wort, schreibt das US-Magazin "Atlantic". Haben wir: Männer.
Musk wettert durch sein Megafon X gegen Trump, nennt ihn einen Lügner, fordert dessen Absetzung, sinniert über die Gründung einer eigenen Partei. Und das von einem Mann, der er vor nicht allzu langer Zeit schrieb, er würde Trump "so sehr lieben wie ein Hetero einen anderen Mann lieben kann" (das einzige, was Musk offenbar noch mehr fürchtet als einen Roboteraufstand ist, dass er aus Versehen schwul werden könnte).
Trump wiederum geht sogar noch einen Schritt weiter. Er ist nicht sauer auf seinen Elon, sondern "sehr enttäuscht". Autsch. Als nächstes schickt er den aufmüpfigen Milliardär ohne Abendessen auf sein Zimmer.
Hachja, es könnte so lustig sein. Wäre der eine nicht der reichste, der andere der mächtigste Mensch der Welt. Ach was. Es ist trotzdem lustig.

US-Präsident Trump vs. Musk – die lange Geschichte einer plötzlichen Entfremdung
Niedergetanzt
Apropos aufmüpfiges Verhalten. Das neuseeländische Parlament hat beschlossen, drei seiner Mitglieder deswegen zu suspendieren. Sie merken, meine Übergänge werden immer besser.
Die Oppositionsabgeordnete Hana-Rawhiti Maipi-Clarke soll für sieben, zwei ihrer Parteikollegen für 21 Tage zwangspausieren. Die drei hatten im vergangenen Jahr als Reaktion auf einen Gesetzesvorschlag spontan einen Haka, einen traditionellen Maori-Tanz, initiiert.
Manchmal sagen Tänze eben mehr als 1000 Worte. Aber, vielleicht haben sie ihren Standpunkt doch etwas zu klar gemacht. Im Parlament ging damals jedenfalls erstmal gar nichts mehr:

Auch, wenn sie ihr Strafmaß erzürnt, die drei Abgeordneten dürften damit leben können. Denn das fragliche Gesetz, das eine Neudefinition des Gründungsvertrags mit den Indigenen Neuseelands vorsah, ist nach landesweiten, nicht weniger lautstarken Protesten inzwischen vom Tisch. Gegen einen Haka ist kein Dance-off zu gewinnen.
Was heute sonst noch ansteht
- Heute ist der Tag der Sehbehinderten: Mehr als eine Million Menschen in der Bundesrepublik leiden unter fortschreitender Sehschwäche. Mehr Infos finden Sie hier
- Von heute bis Sonntag findet Eid al-Adha, das Islamisches Opferfest statt. Es erinnert an die Bereitschaft Abrahams, einen seiner Söhne zu opfern, um Gott seinen Glauben zu beweisen. Frohes Fest!
- Heute vor 150 Jahren wurden Schriftsteller Thomas Mann geboren. Sie wissen schon: der Mann, dem Millionen deutscher Schüler ihr Lieblingsbuch "Buddenbrooks" zu verdanken haben
Die fernöstliche Weisheit des Tages
Ich bin ehrlich: Auch nach inzwischen überwundenem Jetlag waren meine Augenringe schon mal weniger Krater-ähnlich. Rasieren könnte ich mich auch mal wieder. Immerhin braun bin ich in der knalligen Großstadtsonne geworden.
Jung ist man nur einmal. Gut so.
Was mich hier am meisten stört, ist das südkoreanische, vom allgegenwärtigen K-Pop propagierte Schönheitsideal. Dazu gehört vor allem eine mindestens gertenschlanke Figur und eine porzellanglatte, strahlend-helle Haut. Wer es sich wert ist, versteckt jeden Anflug natürlichen Alterns unter Zuhilfenahme eines gewaltigen Make-up-Arsenals. Hilft auch das nicht, geht’s ohne zu zögern unters Messer. Südkorea gehört zu den Ländern mit den meisten Schönheits-OPs pro Kopf. Übrigens: Nicht nur Frauen klammern sich mit diesem enormen Aufwand an ihre Blüte.
Nichts für mich. Versuchen Sie doch mal als Nachrichtenredakteur (sorgen-)faltenfrei zu bleiben.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Pfingstwochenende, wir lesen uns am Dienstg – annyeonghi gyeseyo!
Ihr
Yannik Schüller
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