Bettwanzen könnten einer Studie zufolge die ersten mit dem städtischen Leben verbundenen Begleiter des Menschen gewesen sein. Die Population der Parasiten sei exponentiell gewachsen, als die menschliche Bevölkerung anwuchs und in immer größeren Siedlungen zu leben begann, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal „Biology Letters“. Andere uns eng verbundene Arten wie die Deutsche Schabe und Hausratte seien wahrscheinlich erst deutlich später hinzugekommen.

Auch wenn der Mensch sich darüber herzlich wenig freut: Die Bettwanze (Cimex lectularius) ist schon seit sehr langer Zeit ein treuer Begleiter. Die ersten bekannten Aufzeichnungen zu Befall stammten aus der Zeit der Pharaonen in Ägypten vor mehr als drei Jahrtausenden, erläutern die Forscher.

Ursprünglich waren sie Parasiten bei Fledermäusen. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind die Insekten jedoch schon vor etwa 245.000 Jahren auch auf Hominine übergegangen. Zwei genetisch unterschiedliche Linien seien entstanden: die mit Fledermäusen assoziierte, in Europa und dem Nahen Osten verbreitete sowie die mit dem Menschen verbundene, inzwischen weltweit verbreitete.

Der Mensch als Wirt

Denn der Wechsel zum Menschen als Wirt entpuppte sich als äußerst kluger Schachzug: Homo sapiens wurde zum Paradies für Parasiten, als er zunehmend sesshaft wurde – und noch einmal mehr, als sich immer mehr Menschen eng gedrängt in Städten ansiedelten. Das zeige eine vergleichende Analyse von Genomsequenzen gekoppelt mit demografischen Modellen, erläutert das Team um Lindsay Miles und Warren Booth von der Virginia Polytechnic Institute and State University in Blacksburg.

Seit Beginn der Zivilisation vor etwa 10.000 Jahren wuchs die menschliche Bevölkerung von etwa fünf Millionen auf inzwischen mehr als acht Milliarden an. Die älteste bekannte Großsiedlung ist Çatalhöyük in der südtürkischen Region Anatolien, das aus der Jungsteinzeit vor etwa 9.400 Jahren stammt, wie es in der Studie heißt. Schätzungen zufolge lebten dort zwischen 800 und 8.000 Menschen.

Im Zuge der Entstehung von immer mehr großen Siedlungen sei es vor etwa 13.000 Jahren zu einem dramatischen Plus der Zahl menschengebundener Bettwanzen gekommen, erläutern die Forschenden. Bei der mit Fledermäusen assoziierten Linie sei eine solche Entwicklung nicht zu finden. Im Gegenteil: Ihre Populationen schwanden nach der letzten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren immer weiter.

Der zeitliche Verlauf und das Ausmaß der demografischen Muster lieferten überzeugende Hinweise, dass die Geschichte der Bettwanzen eng mit der des modernen Menschen und seiner Ausbreitung in Städten verknüpft ist, schließt das Team. Bettwanzen könnten die erste echte städtische Parasitenart gewesen sein.

Ein Weibchen kann für Epidemie sorgen

Klaglos nahm der Mensch das nicht hin. Mit dem Einsatz des Insektizids DDT schien es im 20. Jahrhundert auch fast gelungen, die an den Menschen gebundene Linie vielerorts auszurotten. Fast und scheinbar allerdings nur: Innerhalb von fünf Jahren nach der Einführung seien bereits DDT-resistente Populationen nachgewiesen worden. Auch heute noch stellten Bettwanzen ein erhebliches wirtschaftliches und gesundheitliches Problem dar.

In Frankreich ist 2023 eine regelrechte Hysterie um Bettwanzen ausgebrochen. Aus Zügen, Kinos und anderen Orten meldeten Menschen verstärkt die Anwesenheit vermeintlicher oder tatsächlicher Bettwanzen, oft begleitet von entsprechenden Fotos. Zwar hatten sich die Parasiten in dem Land nach Behördenangaben zuletzt tatsächlich weiter verbreitet, an der plötzlichen Hysterie in den sozialen Medien war nach Vorwürfen französischer Politiker aber Russland stark beteiligt.

Bettwanzen piesacken stets Tiere mit einer Schlafstelle, zu der sie immer wieder zurückkehren – einem Nest, einer Höhle oder eben einem Bett. Die Blutsauger werden von Wärme, CO₂ und Körpergeruch angezogen. Krankheiten übertragen sie nicht, aber aufgekratzte Stichstellen können sich entzünden.

Die Stiche der kleinen, papierdünnen Blutsauger können starken Juckreiz verursachen – ihre oft reihenartige Anordnung auf der Haut ist als Bettwanzen-Straße bekannt. Die nachtaktiven Parasiten gelangen unter anderem in der Dreckwäsche Reisender in andere Gegenden.

Bettwanzen können sich rasend schnell ausbreiten: Ein einziges Weibchen kann Expertenangaben zufolge innerhalb von zehn Wochen für eine wahre Wanzen-Epidemie sorgen. Es legt ein bis zwölf Eier pro Tag, die Population wächst dadurch unter guten Bedingungen exponentiell.

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