Die Winzer machen vor, wie wir wieder mehr Natur wagen können
Schon die alten Römer nutzten Bäume als Rankhilfen für ihre Weinreben. In Südeuropa wird die antike Methode noch heute praktiziert. Künftig soll sie als Anpassung an den Klimawandel auch in Deutschland Anwendung finden. Auf einer Versuchsfläche beobachten Forscher der Universitäten Hohenheim und Freiburg seit fast 20 Jahren das Miteinander von Reben und Bäumen. Dabei geht es um viel mehr als nur um Rankhilfen.
Vitiforst heißt die Kombination von Baum und Rebe. Sie gilt als hoffnungsvolle Strategie, den Weinbau widerstandsfähiger gegen Wetterextreme zu machen. Überrascht hat die Forscher, dass es zwischen den Pflanzen keine Konkurrenz gibt. Im Gegenteil: Die Bäume transportieren mit ihren Wurzeln Wasser aus tieferen Schichten nach oben und machen es gerade auch in Trockenzeiten für die Reben verfügbar.
Die Versorgung mit Stickstoff wird ebenfalls verbessert, was das Wachstum der Pflanze verbessert. Die Forscher beobachteten auch, dass die mikrobielle Vielfalt im Boden zunimmt. Allerdings räumen sie auch ein, dass das Miteinander von Reben und Bäumen den Pflegeaufwand erhöht – und damit auch die Kosten.
Mit ihrem Schatten schützen die Bäume die Trauben vor zu viel Sonne. Zugleich verzögern sie deren Reifung, wodurch sich die Ernte wieder mehr in den Herbst verschiebt. Die Forscher sprechen von einem „überzeugenden Konzept in Zeiten des Klimawandels“. Nun kündigen sie an, im nächsten Schritt den Vitiforst-Ansatz in verschiedenen deutschen Weinbauregionen auf seine Praxistauglichkeit testen zu wollen.
Mehr Natur im Weinberg zulassen
Im Weinbau, wie auch in anderen Agrarbereichen, kamen zuletzt immer größere Maschinen zum Einsatz. Das erforderte, die zu bewirtschaftenden Flächen an die Technik anzupassen. So wurden etwa Ackerflächen zu größeren Schlägen zusammengelegt, Knicks und Hecken, die als Windschutz dienten und auch Feuchtigkeit speicherten, mussten dafür weichen.
Im Weinbau werden, wo es möglich ist, sogenannte Vollernter genutzt. Bäume oder Gehölze zwischen den Reben würden da stören. Doch der Klimawandel zwingt zum Umdenken. Das Beispiel Vitiforst zeigt, welche positiven Effekte es haben kann, sich an den Pflanzen zu orientieren und wieder mehr Natur zuzulassen.
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