Haben Sie schon einmal einen grünen Blitz beobachtet?
Die Sonne geht unter, Menschen machen Fotos und sind anschließend enttäuscht, dass die Aufnahmen die Schönheit der Situation nicht ansatzweise widerspiegeln. Nur durch die Augen sieht man Sonnenuntergänge in voller Pracht; täglich zieht das Ereignis Menschen auf der ganzen Welt in seinen Bann. Rund um die Sonne kommt es darüber hinaus zu weiteren, teilweise seltenen Naturphänomenen.
Überall auf der Welt begeistere der Sonnenuntergang Menschen sagt Andreas Vogel, sagt der Leiter Olbers-Planetariums in Bremen. „Wir sind wie alle Lebewesen ganz eng an die Sonne gebunden, sie ist der Taktgeber der Biologie“, erklärt der Physiker, der sich intensiv mit den Planeten und dem Weltraum beschäftigt. Der Sonnenuntergang markiere das Zur-Ruhe-Kommen, den Übergang in die Nacht. „Mensch und Natur“, betont er, „brauchen die Nacht, um gesund zu bleiben“.
Eine Studie, die 2023 im „Journal of Environmental Psychology“ veröffentlicht wurde, legt den beruhigenden Effekt nah. Für die Untersuchung schauten sich 2500 Probanden dreidimensionale Animationen unterschiedlicher Naturphänomene an und kamen zu dem Schluss: Gewitter und Regenbögen sind beeindruckend. Aber Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge steigern das Gefühl von Ehrfurcht und Schönheit am meisten.
„Wir sind ja Kinder der Natur - naturphilosophisch gesprochen sind wir aus Sternenstaub gemacht und im Sonnenlicht gereift“, formuliert es der Berliner Biopsychologe Peter Walschburger. „Und in einem Moment wie dem Sonnenuntergang geraten wir leicht in einen Zustand der Ergriffenheit, in dem uns die Welt wie verwandelt erscheint. Viele fühlen sich verzaubert, aufgehoben, sicher, beheimatet, eins mit der Natur.“
Dies habe archaische Wurzeln, die Sonne sei uns eben schon immer vertraut. „Und was uns so intim vertraut ist“, meint der emeritierte Wissenschaftler, „erscheint uns auch schön und wird zur Grundlage gemeinschaftsstiftender Rituale.“
Wobei der Begriff Sonnenuntergang genau genommen einen Vorgang beschreibt, den es gar nicht gibt. Denn die Sonne geht ja nicht unter, es ist allein die Drehung der Erde, die den Tag zur Nacht werden lässt. Planetariumschef Vogel erklärt, dass es in Jahrmilliarden einen einzigen finalen Untergang geben wird, wenn sich die Sonne zum Roten Riesen aufbläht. Und am Ende als Weißer Zwerg stirbt.
Bis dahin ruft die Sonne – mal häufiger, mal seltener – spektakuläre Naturphänomene hervor:
Grüner Blitz
Der grüne Blitz ist ein seltenes atmosphärisch-optisches Naturphänomen, das am besten am Meer zu beobachten ist. Kurz bevor die Sonne am Horizont verschwindet, kann der obere Bereich der Sonne für wenige Sekunden intensiv grün aufblitzen. Dieses Phänomen ist auf die Brechung und Streuung des Sonnenlichts in den verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre zurückzuführen.
Normalerweise sieht das menschliche Auge rotes Licht am stärksten, bei klarer Luft und einem tiefen Horizont, kann der grüne Rand der Sonne aber kurzzeitig verstärkt werden und einen grünen Blitz erzeugen. Auch von erhöhten Standpunkten mit guter Horizontsicht ist der grüne Blitz gelegentlich erkennbar.
Alpenglühen
Wenn die Sonne im Tal bereits untergegangen ist und höhere Gipfel im starken Kontrast dazu noch angestrahlt werden, scheinen sie durch das rote Licht der Sonne geradezu aufzuleuchten. Besonders Gletscher strahlen dann im intensiven Rot.
Steht die Sonne unter dem Horizont und beleuchtet die Berggipfel nicht mehr, wird das Sonnenlicht an Partikeln in der Atmosphäre, wie etwa Eiskristallen oder Staub gestreut, sodass es abgeschwächt auf die Gipfel fällt. Schneebedeckte und Gipfel aus hellen Felsen erscheinen dann weiterhin in einem schwachen, aber sehr deutlichen und gleichmäßigen Rot.
Blaue Stunde
Wenn die Sonne knapp unter dem Horizont steht, beginnt die „blaue Stunde“. Dann entsteht ein weiches, blaues Licht, das beim Fotografieren für ausgewogene Bildkompositionen sorgt. Einen romantischen Rahmen setzt die „goldene Stunde“ vor Sonnenuntergang mit weich-warmem Licht.
Leuchtende Nachtwolken
Die leuchtenden Nachtwolken, auch bekannt als Noctilucent Clouds, tauchen meist um die Sommersonnenwende in großer Höhe am Himmel auf – vorrangig im Nordwesten bis Nordosten. Dabei wird das Licht der Sonne von eiskalten und schleierartigen Wolken noch reflektiert, während es schon fast dunkel ist.
Die Sonne steht dann zwischen sechs und 16 Grad unter dem Horizont. Leuchtende Nachtwolken können am besten in Norddeutschland beobachtet werden, wenn es etwa 80 Kilometer über dem Erdboden Eiskristalle gibt, die sich unter besonderen atmosphärischen Bedingungen zum Beispiel an Staubpartikeln oder Meteoritenstaub bilden.
Polarlichter
Eines der bekanntesten Phänomene, das auch mit der Sonne verknüpft ist: Polarlichter. Dabei handelt es sich um farbige Lichterscheinungen am Himmel, die hauptsächlich in der Nähe der Pole auftreten und durch das Zusammenwirken von Sonnenwind und Erdatmosphäre entstehen.
Wenn elektrisch geladene Teilchen (vor allem Elektronen und Protonen) von der Sonne – also durch den sogenannten Sonnenwind – ins All geschleudert werden, treffen sie nach etwa drei Tagen auf das Magnetfeld der Erde. Das Erdmagnetfeld lenkt die meisten dieser Teilchen ab, aber insbesondere in den Polarregionen können sie entlang der Magnetfeldlinien in die obere Erdatmosphäre eindringen.
Dort kollidieren die Teilchen in Höhen von etwa 100 bis 300 Kilometern mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen sowie -molekülen der Atmosphäre. Diese werden durch den Zusammenstoß energetisch angeregt. Wenn die angeregten Atome und Moleküle die überschüssige Energie wieder abgeben, geschieht das als sichtbares Licht, das wir als Polarlichter sehen – überwiegend in den Farben Grün, Rot, Violett oder Blau, je nach Art des Atoms und der Höhe der Kollision.
Polarlichter auf der Nordhalbkugel werden Aurora borealis (Nordlicht), auf der Südhalbkugel Aurora australis (Südlicht) genannt. Sie erscheinen vorwiegend als Bögen, Bänder oder schleierartige Strukturen und verändern sich oft innerhalb von Sekunden bis Minuten.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke