Experten rätseln über Ursache für radioaktiv verseuchte Wespennester
Im US-Bundesstaat South Carolina ist Anfang Juli ein radioaktives Wespennest entdeckt worden. Auf dem Gelände, auf dem früher Atombomben hergestellt wurden, seien routinemäßig Strahlenwerte überprüft worden, teilten die Behörden mit. Dabei sei ein leeres Nest aufgefallen, dessen Strahlung zehnmal höher gewesen sei als laut Gesetz zulässig. Fachleute hätten es mit Insektenvernichter besprüht und als radioaktiven Abfall entsorgt. Wespen wurden nicht gefunden, der Boden in dem Bereich war nicht kontaminiert.
Am 3. Juli wurde bei einer Routineuntersuchung zunächst ein strahlendes Wespennest auf dem Gelände Savannah River Site (SRS) in der Nähe von Aiken, wie aus einem Bericht des US-Energieministeriums hervorging. Es befand sich auf einem Pfosten in der Nähe von Tanks, in denen flüssiger Atommüll gelagert wird. Dem Bericht zufolge gibt es kein Leck in den Tanks. Das Nest habe die Strahlung wahrscheinlich aufgrund einer „radioaktiven Altlast vor Ort“ aufgenommen, die aus der Zeit stamme, als der Standort noch voll in Betrieb war.
Die Organisation „Savannah River Site Watch“ teilte mit, der Bericht sei bestenfalls unvollständig, weil er nicht detailliert erkläre, woher die Kontamination stammte, wie die Wespen darauf gestoßen sein könnten und ob es möglicherweise ein weiteres radioaktives Nest gebe. Auch sei es von Bedeutung, die betroffene Wespenart zu kennen, schrieb Geschäftsführer Tom Clements. Manche Wespen würden Nester aus Erde bauen, andere verwenden anderes Material, was den Ursprung der Kontamination klären könnte.
„Ich bin sauer wie eine Hornisse, dass SRS nicht erklärt hat, woher der radioaktive Abfall stammt oder ob es eine Art Leck in den Tanks gibt, von dem die breite Öffentlichkeit wissen sollte“, sagte Clements.
Die Tanks liegen weit innerhalb der Grenzen des Geländes, wie die Behörde Savannah River Mission Completion mitteilte, die das Gelände nun beaufsichtigt. Wespen fliegen laut Experten in der Regel nur wenige hundert Meter von ihren Nestern weg, sodass wohl keine Gefahr besteht, dass sie außerhalb der Anlage unterwegs waren.
Der Standort wurde Anfang der 1950er-Jahre eröffnet, um zu Beginn des Kalten Krieges Plutonium für Atombomben herzustellen. Seit 1992 konzentriert man sich auf die Produktion von Brennstoff für Kernkraftwerke, die Entsorgung von Atommüll und Forschungsprojekte.
Im Jahr 1996 begann das Energieministerium mit der Sanierung des Geländes, allerdings kommen die Arbeiten nur schleppend voran, berichtet unter anderem die „New Yor Post“. Voraussichtlich werden diese erst im Jahr 2065 abgeschlossen sein. So lagern allein vom flüssigen Abfall an die 34,5 Millionen Gallonen in 43 unterirdischen Tanks, die es zu entsorgen gilt.
Die Wespennester sind nicht der erste merkwürdige Vorfall an diesem Standort: Im Dezember 2017 wurden radioaktive Vogelkotspuren auf dem Dach eines Gebäudes entdeckt, was laut einem damaligen Bericht des Energieministeriums Befürchtungen aufkommen ließ, dass die Tiere radioaktive Kontamination über große Entfernungen verbreiten könnten.
Aber jetzt wurden nach dem ersten Fund noch drei weitere kontaminierte Nester entdeckt, berichten US-Medien mit Bezug auf Behördenangaben. Die Entdeckung von drei weiteren radioaktiven Wespennestern „deutet darauf hin, dass viel größere Anstrengungen unternommen werden müssen, um die möglichen Risiken und Gefahren einer offenbar bedeutenden Quelle radioaktiver Schadstoffe zu bewerten“, erklärte Timothy Mousseau, ein Biologe von der University of South Carolina, der die Auswirkungen der Strahlung auf die Tierwelt in Tschernobyl und Fukushima untersucht hat, gegenüber der „New York Times“.
Mousseau nimmt auch an, dass eine der einfachsten Erklärungen für die Strahlungswerte darin besteht, dass die Insekten ein Stück kontaminiertes Holz gefunden – und einen Teil des Zellstoffs zum Bau der Nester verwendet haben.
„Das US-Energieministerium kümmert sich um die Entdeckung von vier Wespennestern mit sehr geringer radioaktiver Kontamination“, erklärte nun Edwin Deshong, Leiter des Savannah River Operations Office des Ministeriums, in einer per E-Mail verschickten Stellungnahme. „Die Nester stellen kein Gesundheitsrisiko für die Mitarbeiter des SRS, die Bevölkerung oder die Umwelt dar.“
Hinweis: Der Text wurde zuletzt am 4. August aktualisiert.
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