Anatomie-Geschichte: Wie wir gelernt haben, unseren Körper zu verstehen
Haben wir Hunger, knurrt der Magen. Bei Stress kann der Kopf Haare lassen und das Herz bei extremem Liebeskummer brechen. Im Alter werden die Ohren plötzlich größer, aber der Penis kleiner. Der menschliche Körper ist ein Faszinosum – und ein Verschleißteil. Seit Jahrtausenden versucht der Mensch seinen Körper zu verstehen. Dafür wurde er im Laufe der Zeit immer wieder minutiös in seine Einzelteile zerlegt und erkundet. Geschichts- und Wissenschaftsautor Colin Salter hat sich durch die Archive gewühlt und die Geschichte der Anatomie anhand von mehr als 150 Büchern aus aller Welt nachgezeichnet.
Die ältesten erhaltenen Aufzeichnungen über Anatomie stammen aus dem Alten Ägypten. Die Papyri sind etwa 3600 Jahre alt, beziehen sich aber auf Schriften, von denen vermutet wird, dass sie vor bis zu 5000 Jahren geschrieben worden sein könnten. So sind in dem heute als "Papyrus Edwin Smith" bekannten Schriftstück, Anweisungen zur Behandlung von Kriegsverletzungen niedergeschrieben. "Er ist einzigartig unter den wenig bekannten medizinischen Papyri, da es sich um ein durch und durch praktisches Handbuch handelt, dessen Behandlungen auf Beobachtung und Praxis und nicht auf Beschwörungen und Aberglauben beruhen", so Salter. Allerdings enthalte auch dieses Schriftstück eine Handvoll "Zaubersprüche als letzten Ausweg".

Anatomie Von Toten lernen – wie Körperspender helfen, Leben zu retten
Wissenschaft der Anatomie umstritten
Die Wurzeln der modernen Wissenschaft der Anatomie liegen im 16. Jahrhundert, als nicht nur Chirurgen sondern zunehmend auch Künstler Interesse am menschlichen Körper entwickelten. Zu dieser Zeit wurden gar öffentliche Anatomievorführungen angeboten. Dennoch blieb die Erforschung des Körpers lange umstritten, da sie buchstäblich unter die Haut geht. "Gesellschaftliche Konventionen bewirkten, dass das Sezieren häufig illegal war oder als blasphemisch oder zumindest geschmacklos betrachtet wurde", schreibt Salter.
Sowohl Leonardo da Vinci als auch Michelangelo sollen eine Art "Hintertür-Abmachung" mit Krankenhäusern gehabt haben, um ihre Studien an Leichen ausführen zu können. Später nutzte man die Leichen verurteilter Verbrecher. Sie zu sezieren, sei als zusätzliche Bestrafung verstanden worden, schreibt Salter. Und im 19. Jahrhundert, als die Lehre der Anatomie plötzlich populär wurde, führte der Mangel an "Untersuchungsmaterial" gar dazu, dass sich Räuber darauf spezialisierten, Gräber zu plündern, um diese an Dozenten und Studenten zu verkaufen.

Große Fortschritte Wie Forscher mit einer neuen Methode Rheuma heilen wollen
Anatomie-Zeitreise – vom Alten Ägypten bis ins 21. Jahrhundert
Colin Salters Buch "Geschichte der Anatomie" ist eine Zeitreise durch fünf Jahrtausende Entdeckung des menschlichen Körpers – von der Anatomie der Antike bis zu den technologischen Fortschritten des 21. Jahrhunderts. In seinem Buch behandelt er den wissenschaftlichen Fortschritt durch die Jahrtausende, aber auch die Einflüsse von Religion und Kunst auf die Entwicklung anatomischer Theorien. Bebildert ist der Band mit vielen Abbildungen aus den Epochen, darunter auch die acht der Fotostrecke oben.
- Anatomie
- Jahrtausend
- Ägypten
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke