Die Spieler von RB Leipzig hatten vor dem Spiel gegen Werder Bremen einen Schwur abgelegt. Sechs Punkte sollten es werden, bei den Hanseaten und dann in der letzten Partie am nächsten Samstag gegen den VfB Stuttgart (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT). Doch so etwas wie Schwüre haben in Leipzig eine verdammt kurze Halbwertszeit, das wurde in dieser Saison immer wieder deutlich. Sie gleicht einem Auf und Ab, nach guten Spielen folgten immer wieder katastrophale Auftritte.

Bei den Bremern war er zwar nicht grauenvoll, aber eben auch nicht mal ansatzweise gut, was nun Konsequenzen hat. RB Leipzig droht in der kommenden Saison eine Spielzeit ganz ohne Europapokal. Das millionenschwere Ensemble des Red-Bull-Konzerns kam bei Werder nur zu einem sehr glücklichen 0:0 und fiel in der Tabelle auf den siebten Platz zurück.

Leipzig spielte in dieser Saison zum siebten Mal 0:0. So viele Nullnummern einer Mannschaft in einer Saison hatte es zuletzt vor zehn Jahren gegeben (9 des 1. FC Köln). Damit verspielten die ambitionierten Sachsen auf jeden Fall die Champions League. Aktuell wären sie nicht einmal in der Conference League dabei.

RB Leipzig legt schwächste Rückrunde der Klubhistorie hin

In ihren bisherigen acht Bundesliga-Jahren landeten die RasenBaller immer im oberen Tabellendrittel, siebenmal auf den Plätze 2 bis 4 und einmal auf Platz 6 (2017/18). Es war das bisher einzige Mal in ihrer Bundesligageschichte, dass es nicht für die Champions League reichte. Dabei war das Team in dieser Saison nach dem achten Spieltag ungeschlagen und punktgleich mit Meister FC Bayern, nach der Hinrunde standen die Sachsen immerhin noch auf Platz vier.

Die zweite Saisonhälfte verlief für den Konzernklub aber enttäuschend: In 16 Spielen gab es nur 4 Siege und nur 21 Punkte, sogar weniger als Werder holte (22 Punkte). Leipzig ist schon jetzt eine der großen Enttäuschungen dieser Spielzeit, die Trennung von Trainer Marco Rose brachte nicht die erhoffte Wirkung.

Die Reaktionen darauf fielen immerhin selbstkritisch aus. „Es fehlt ein gewisse Lockerheit, eine gewisse Präzision und einfach mal Mut, Entscheidungen zu treffen, die riskant sind“, sagte RB-Trainer Zsolt Löw.

Leipzigs Geschäftsführer Marcel Schäfer ging noch weiter. „Wir haben einfach zu oft das vermissen lassen, was es bedarf, um in die Champions League zu kommen. Das haben wir gegen Werder vermissen lassen, das haben wir in sehr, sehr vielen Spielen der Saison vermissen lassen. Wir sind viel zu sorglos mit unseren Zielen, den Chancen, mit den jeweiligen Situationen umgegangen“, sagte er.

Die Erkenntnis von Torhüter Peter Gulacsi war schlussendlich so ehrlich wie bitter für das Leipziger Selbstverständnis: „Am Ende der Saison bekommt man das, was man verdient hat. Wir waren einfach nicht gut genug. Gegen Werder war das ein Spiegelbild der Saison.“

In Leipzig regiert nun der Rotstift

Einem Bericht der „Sport Bild“ zufolge muss nun kräftig gespart werden, in Leipzig herrsche „Finanz-Alarm“, schrieb das Blatt. Die Kosten für das Team haben dem Bericht zufolge die Marke von knapp 200 Millionen Euro erreicht, rund 170 Millionen davon gehen für Spielergehälter drauf. Intern hieße es, „dass Red Bull die Aufwendungen für den Kader wieder in einer vernünftigen Größenordnung sehen möchte, mit der man bereits die Ziele Qualifikation für die Champions League und K.-o.-Runde der Königsklasse erreicht hat“.

Die angestrebte Gehaltsmarke lag nach Informationen der „Sport Bild“ bei mindestens 20 Millionen Euro weniger als aktuell – auch, weil Konkurrent Leverkusen mit geringerem Personalaufwand (laut vergangenem DFL-Bericht gut 150 Millionen Euro) erfolgreicher ist als RB. Durch das Verpassen der Champions League müsse noch mehr gespart werden: „Dann würde der Verein mindestens weitere 40 Millionen Euro an Einnahmen verlieren.“

Randnotiz nach der Partie: Auch die Bremer haben trotz einer starken Leistung ebenfalls kaum noch Chancen auf die Rückkehr nach Europa. Drei Punkte Rückstand und das deutlich schlechtere Torverhältnis dürften beim Ligafinale in Heidenheim eine zu große Hypothek sein.

Patrick Krull ist Sportredakteur der WELT. Die Auftritte der Leipziger in dieser Saison hat er als ebenso seelenlos empfunden wie das Team selbst.

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