Ganz am Ende erzählt Thomas Müller dem Stadion einen Witz
Als das Spiel gegen Gladbach gelaufen war, erhob sich Thomas Müller von der Auswechselbank und ging mit seinem Teamkollegen in Richtung Fankurve. Dabei flachste und lachte er, keine Spur von Tränen oder Wehmut, die man bei seinem letzten Heimspiel für den FC Bayern hätte erwarten können.
Auch im Interview mit Sky war Müller sichtlich um Normalität an diesem besonderen Abend in München bemüht. „So viele Gedanken habe ich nicht im Kopf. Ich wusste ja was passiert. Ich wollte Fußball spielen“, sagte der Offensivspieler und analysierte weiter. „Leider sind wir nicht in Tor-Flow gekommen. Auch ich selbst hätte fast einen Treffer gemacht.“ Ob er tatsächlich über das Spiel sprechen wolle, fragte der Sky-Moderator Müller ein wenig ungläubig. „Ja klar. Reden halten kann ich zu Hause noch genug.“
Dann gewährte Müller doch noch einen kleinen Blick in sein Seelenleben. „Der Fußball hat mich glücklich gemacht. Und die Menschen“, sagte der scheidende Bayern-Star. Währenddessen skandierten die Münchener Fans im Hintergrund lautstark seinen Namen. Genießen wollte Müller den Moment nicht. „Ihr habt ja nicht viel Zeit“, sagte er lachend. „75.000 Herzen, die heute noch für mich schlagen werden, das ist schön. Aber alles easy. Das ist ein toller Moment, die Wertschätzung von so vielen Menschen zu genießen. Das kann ich momentan gar nicht richtig einordnen.“
Als Müller zur Übergabe der Meisterschale als letzter Spieler auf den Rasen kam, hallten Salutschüsse durch die Münchener Arena. Kapitän Manuel Neuer ließ Müller auf dem Siegerpodest dann den Vortritt und gab Müller die Meisterschale in die Hand, damit die Vereinslegende die Trophäe als Erster in die Höhe strecken konnte. Dies tat Müller mit einem lauten Freudenschrei. Anschließend reichte er den Pokal an Harry Kane weiter, der seinen ersten großen Karrieretitel gewann. Die Bayern feierten mit der Schale vor der Südkurve.
Müller erzählt einen Witz
Dann schritt Müller mit der Meisterschale allein zu den Fans und kletterte auf die Tribüne. Dort gab er die Trophäe an den Capo und sprach über ein Mikrofon mit den Fans. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht stimmte Müller Fangesänge an. Ein letztes Mal bewegte Müller in der Münchener Arena die Massen.
Dann betrat Müller wieder den Rasen und bekam das Stadionmikrofon in die Hand gedrückt. Nach verhaltenem Beginn schrie Müller plötzlich: „Ich bin sehr glücklich, dass wir die Schale wieder in München haben.“ Anschließend bedankte er sich bei den Fans.
„Das ist ein schwieriger, aber auch sehr schöner Moment. Diese Wertschätzung, die ihr mir gegeben habt, ist einmalig. Ich durfte bei der Entwicklung dieses Vereins mithelfen.“ Zwischenzeitlich verlor Müller kurz den Faden, fuhr dann aber fort: „Ich möchte mich bei den Menschen bedanken. Ich werde vor allem die Begegnungen mit Mitspielern vermissen. Ich appelliere an alle, die nächstes Jahr hier sind: Reißt euch den Arsch auf. Das hier ist etwas viel Größeres.“
Er habe es geliebt, ein „moderner Gladiator“ zu sein. „Jetzt wird gefeiert, ich liebe euch alle“, schloss Müller, ehe die berühmten Bierduschen der Bayern auf dem Rasen begannen. Völlig durchnässt nahm Müller kurz darauf noch einmal das Mikrofon in die Hand – und erzählte einen Witz: „Der Vater liegt im Sterben zu Hause. Die drei Kinder stehen an seinem Bett. Auf einmal duftet es nach seinem Lieblingskuchen aus der Küche, den die Mama gerade zubereitet. Da sagt der Vater: ‚Sohn, bring mir bitte noch mal ein Stück von meinem Lieblingskuchen. Das wäre mein letzter Wunsch!‘ Dann kommt der Sohn aus der Küche wieder – ohne Kuchen. Da sagt der Vater: ‚Was ist jetzt los?‘ ‚Ja, die Mama hat gesagt, er ist für nach der Beerdigung.‘“ Ein kurioser Abschied, der irgendwie zur Person Thomas Müller passte.
Müller-Verabschiedung vor dem Spiel
Vor dem sportlich bedeutungslosen Bundesligaspiel des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach war mit Müller einer der größten Spieler der Vereinsgeschichte verabschiedet. Der 35-Jährige, 13 Mal Meister mit dem FC Bayern, bestritt am Samstag sein letztes Heimspiel. Gegen seinen Willen, er hätte gern noch ein Jahr dran gehängt, der Verein aber nicht.
Schon beim Aussteigen aus dem Bus wurde Müller von den Fans bejubelt, noch deutlich lauter wurde es, als der Angreifer als erster Bayern-Spieler zum Warmmachen auf den Rasen lief.
„Ich habe die ganze Woche gespürt, dass es nicht nur Thomas viel bedeutet, sondern auch den Fans“, sagte Trainer Vincent Kompany eine halbe Stunde vor Anpfiff. Man werde nicht heute, sondern erst später merken, welche Bedeutung Müller für den Verein habe.
Um 18.24 Uhr lief Müller mit der Mannschaft ins Stadion. Auf der Fantribüne gab es eine große Choreo für den Helden – „Seit 25 Jahren alles für unsere Farben – Thomas Müller“, war dort zu lesen. Müller war sichtlich beeindruckt, holte mehrfach tief Luft, als er zum Mittelkreis schritt.
Erst einmal Blumen für Eric Dier
Dann begann der offizielle Teil. Erst bekam Eric Dier Blumen überreicht, der Engländer verlässt die Bayern in Richtung Monaco. Dann wurde Müller aufgerufen. Die Zuschauer erhoben sich, darunter Müllers Eltern Gerhard und Klaudia, Standing Ovations brandeten auf. Müller bekam ein großformatiges Foto überreicht, auf dem er zwischen all seinen Pokalen posiert – dazu einen Blumenstrauß und eine Trophäe in Form einer Schafskopf-Spielkarte, seinem favorisierten Kartenspiel. Dazu verkündeten die Bayern eine Spende für Müllers Stiftung „Young Wings“. Von Gegner Borussia Mönchengladbach überreichte Rainer Bonhof dem Münchner Star ebenfalls ein gerahmtes Bild.
Wer hier schon Tränen erwartete, sah sich jedoch getäuscht. „Lasst uns spielen“, rief Müller und war bemüht, die Geschenke möglichst schnell an die Seitenlinie zu schaffen. Der Sport sollte nun im Vordergrund stehen, die Feierlichkeiten wurden auf die Zeit nach dem Abpfiff verlegt.
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