Bei der Meisterfeier im „Käfer“-Restaurant sollten die Spieler am Sonntagabend unter sich bleiben, ohne von ihren Bossen beobachtet zu werden: Magnum-Flaschen Champagner wurden auf den 34. Meistertitel geköpft, die eine oder andere Zigarre geraucht. Vorstand oder Präsidium waren nicht dabei, Vincent Kompany hingegen schon – was bezeichnend ist für den Zusammenhalt, der in dieser Spielzeit zwischen Team und Trainer entstanden ist.

Max Eberl und Christoph Freund gelang mit Kompany ein Glücksgriff. Dennoch haben die Bosse Erwartungen an den Belgier: Die gute Chemie zwischen Trainer und Profis kann nicht kaschieren, dass einige Dinge nicht optimal liefen. Das Aus im DFB-Pokal-Achtelfinale verlief unglücklich – Bayern musste nach der frühen Roten Karte für Manuel Neuer ab der 17. Minute gegen Leverkusen (0:1) in Unterzahl agieren. Trotzdem ist die Bilanz in diesem Wettbewerb verheerend: Das letzte Mal triumphierte Bayern unter Hansi Flick in der Corona-Saison 2020 in Berlin.

Negativer in der Bewertung für Kompany ist das Aus in der Königsklasse: Zwar fehlten mit Neuer, Dayot Upamecano, Alphonso Davies und Jamal Musiala wichtige Leistungsträger. Die Art und Weise, wie ein Unentschieden im Hinspiel gegen Inter Mailand hergeschenkt wurde und Bayern das späte 1:2 kassierte, wirft aber Fragen auf: Warum wurde Total-Ausfall Sacha Boey eingewechselt? Und viel grundsätzlicher: Warum gelingt es den ständig offensiv denkenden, pressenden Münchnern auch in dieser Situation nicht, auf Ergebnis zu spielen?

Der Kompany-Stil beim FC Bayern bedarf Korrekturen

Kompany wird beweisen müssen, dass er seinen Spielstil anpassen kann. Während der Partien, aber genauso im grundsätzlichen Matchplan. Speziell die Ergebnisse in der Königsklasse – 1:4 in Barcelona, 0:1 bei Aston Villa, 0:3 bei Feyenoord Rotterdam oder eben das 1:2 gegen Inter – zeigen, dass der Kompany-Stil Korrekturen bedarf.

Ein großer Wunsch der Führung ist es, dass mehr Spieler aus dem Campus integriert werden. Top-Talente gibt es genug, beispielsweise Lennart Karl (17) oder Cassiano Kiala (16). Diese müssten jedoch irgendwann die Chance bekommen, sich zu beweisen. Das macht ein Klub wie der FC Barcelona vor, auch bei Manchester City werden die Nachwuchs-Hoffnungen regelmäßig eingebaut: Das sorgt nicht nur in der Akademie für einen besseren Spirit, sondern hilft zudem, das Gehaltsgefüge zu reduzieren.

Bei Bayern kamen in dieser Saison die vier Campus-Talente Adam Aznou (18), Arijon Ibrahimovic (19), Gabriel Vidovic (21) und Jonah Kusi-Asare (17) auf zusammengerechnet nur 52 Einsatzminuten.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Sport Bild“ veröffentlicht.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke