Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg hat Antonio Rüdiger wegen dessen Verhalten in den vergangenen Monaten heftig kritisiert. Effenberg sagte in seiner Rolle als Experte im Fußballtalk „Doppelpass“ auf Sport1 am Sonntagvormittag über Rüdigers Ausraster: „Das ist nicht die erste Verfehlung, sondern die dritte innerhalb kürzester Zeit.“

Der einstige Kapitän des FC Bayern sprach auch über Rüdigers Beleidigungen gegen einen Fan der deutschen Nationalmannschaft am Frankfurter Flughafen im Juni 2023 sowie dessen umstrittene Kopf-ab-Geste nach dem Sieg mit Real im Champions-League-Achtelfinale dieser Saison gegen Stadtrivale Atlético. Rüdiger habe zudem am Frankfurter Flughafen einen Jungen, der Autogramme gewollt habe, „als Spasti“ bezeichnet, so Effenberg. Und sagte zu dem Ausraster Rüdiger im Spiel gegen FC Barcelona: „Er hat sich jetzt das dritte Mal entschuldigt und kommt immer davon“.

Der 56-Jährige machte in der Sendung deutlich, dass er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) Konsequenzen für Rüdiger erwartet hätte: „Der DFB redet immer von Vorbildfunktion und Respekt. (...) Der DFB versucht gerade, wieder etwas mehr Nähe aufzubauen – und dann hast du einen Nationalspieler, der die eigenen Fans beleidigt und beschimpft, dann das macht, was er im Copa-del-Rey-Finale gemacht hat. Und dann sagt man, er ist ein guter Spieler und alles ist gut und weiter geht's. Da habe ich ein Problem mit.“

Effenberg hatte bereits vor der Sendung in einer Kolumne für t-online.de geschrieben, DFB-Sportdirektor Rudi Völler habe im Fall Rüdiger in seinem Statement nur „Selbstverständlichkeiten“ eingefordert, aber „mit wohlklingenden Worten am Ende wenig bis gar nichts“ gesagt. Effenberg verwies auch dort auf die Vorgeschichte Rüdigers inklusive Kopf-ab-Geste: „Das ist alles nicht nur grenzwertig, das ist schon über der Grenze des Erträglichen.“

Der ehemalige Nationalspieler schrieb zudem: „Natürlich werde ich dabei aber an meinen eigenen hinlänglich bekannten Fall von der WM 1994 erinnert. Nach meiner Geste gegen einige deutsche Fans wurde schnell und hart durchgegriffen, ich wurde aus dem Kader geworfen und musste vier Jahre auf meine nächste Länderspiel-Nominierung warten, bis man einfach nicht mehr an mir vorbeikam.“ Effenberg hatte deutschen Fans 1994 den Mittelfinger gezeigt.

Es habe sich damals um eine drastische Strafe gehandelt, „für ein einmaliges Vergehen, wohlgemerkt. Dass Rüdiger nun – bis auf eine Rüge vom DFB-Sportdirektor, ähnlich einem Tadel vom Klassenlehrer in der Mittelstufe – unbehelligt bleiben könnte, würde niemand verstehen, dem die grundlegenden Werte des Sports noch etwas bedeuten.“ Das Schweigen von Bundestrainer Julian Nagelsmann und Verbandspräsident Bernd Neuendorf im Fall Rüdiger wundert Effenberg: „Das ist beschämend.“

Rüdiger wurde von Spaniens Verband kürzlich für sechs Partien gesperrt. Der Grund: Kurz vor dem Ende der Verlängerung des Endspiels des spanischen Pokals gegen den FC Barcelona (2:3) hatte der bereits ausgewechselte Abwehrstar von Real Madrid den Schiedsrichter wüst beschimpft und mit einem Gegenstand beworfen.

Sportlich hält sich der Schaden für den Deutschen aber in Grenzen: Der 32-Jährige muss nämlich ohnehin eine längere Zwangspause einlegen. Wegen eines Teilrisses des Außenmeniskus im linken Bein hatte sich Rüdiger einer Operation unterzogen und könnte daher auch der Nationalmannschaft beim Finalturnier der Nations League Anfang Juni in München und Stuttgart fehlen. Spanische Medien rechnen mit einer Ausfallzeit von sechs bis acht Wochen.

Rudi Völler ermahnt Antonio Rüdiger

Rüdiger selbst hofft auf eine schnellere Rückkehr. „Ich will so schnell wie möglich wieder spielen können, da mit der Nations League und der Klub-WM zwei große Turniere vor mir liegen“, schrieb der DFB-Abwehrchef bei Instagram. Trotz der heftigen Debatte um seinen Ausraster im Pokalfinale hatte DFB-Sportdirektor Rudi Völler erkennen lassen, dass keine Suspendierung von Rüdiger im Nationalteam geplant sei.

„Toni ist ein klasse Spieler - aber Klasse muss er als Nationalspieler auch bei seinem Verhalten zeigen. Er fordert zu Recht Respekt für sich ein, diesen Respekt muss er ohne Ausnahme auch anderen entgegenbringen“, sagte Völler zum Geschehen beim Endspiel um den spanischen Königspokal.

Rüdiger war in der Szene kaum zu bändigen gewesen. Aufgebracht hatte ihn die Entscheidung des Referees Ricardo de Burgos Bengoechea, der den letzten Angriff der Königlichen wegen eines Offensivfouls von Kylian Mbappé abgepfiffen hatte. Rüdiger tobte vor der Ersatzbank, riss sich die Eisbeutel von seinen lädierten Knien und konnte auch von Mitspielern und Betreuern kaum gebändigt werden. Für seinen Wutanfall erhielt er die Rote Karte.

Antonio Rüdiger bereut Fehlverhalten

Der Unparteiische hatte das Geschehen in seinem Spielbericht festgehalten und sowohl das aggressive Verhalten des Real-Verteidigers als auch den Wurf eines Objekts in seine Richtung dokumentiert. Laut Regelwerk musste Rüdiger eine drastische Strafe fürchten, sogar eine mehrmonatige Sperre erschien demnach möglich.

Rüdiger hatte am Morgen nach den Tumulten Reue gezeigt und in den sozialen Netzwerken geschrieben, es gebe keine Entschuldigung für sein Verhalten. „Es tut mir sehr leid“, versicherte er und bat den Schiedsrichter und alle, die er enttäuscht habe, um Verzeihung. Die ehemaligen Nationalspieler Lothar Matthäus und Dietmar „Didi“ Hamann hatten Konsequenzen für Rüdiger auch in der DFB-Auswahl gefordert.

Dagegen sprang ihm sein früherer Real-Mitspieler Toni Kroos ebenso bei wie der ehemalige Nationaltorhüter Oliver Kahn. „Emotionen auf dem Platz sind nicht immer hilfreich. Aber wer schießt nicht mal übers Ziel hinaus“, schrieb Kahn in den sozialen Medien. Rüdiger habe Einsicht gezeigt. „Das soll erst mal reichen“, ließ Kahn wissen. Die Sportrichter sahen es anders.

Auch Rüdigers Real-Kollegen Lucas Vazquez und Jude Bellingham hatten wegen ihrer Schimpftiraden in den Schlusssekunden des Pokal-Endspiels Rot vom Schiedsrichter gesehen. Vazquez wurde für zwei Spiele gesperrt. Die Rote Karte gegen den Ex-Dortmunder Bellingham wurde dagegen zurückgenommen.

In dem spektakulären Finale hatte der FC Barcelona mit Trainer Hansi Flick auch den dritten Clásico in dieser Saison nach einem Sieg gegen Real in der Liga und dem Erfolg im Supercup gewonnen. Beim nächsten Duell in der Meisterschaft am 11. Mai wird der verletzte Rüdiger fehlen.

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