Es ist schon faszinierend zu sehen, dass in der zweiten Liga drei Spieltage vor Schluss mindestens noch neun Teams aufsteigen können. Diese neue Chancengleichheit in der Liga ermöglicht einen brutalen Konkurrenzkampf und Spannung bis zum Schluss. Das finden natürlich nicht alle Fans gleichermaßen klasse!

Seit sieben Jahren versucht der Hamburger SV es nun schon, endlich dieser verflixten zweiten Liga zu entfliehen - doch wieder einmal scheint dieses Unterfangen am Ende schwieriger zu werden, als man es zwischenzeitlich vermuten konnte. Und wer es nicht wohlwollend mit den Hamburgern meint, der wird sagen, dass es an ihrer eigenen Unfähigkeit liegt, dass die Hanseaten nicht bereits vorzeitig den Aufstieg klargemacht haben.

Doch wenn man den Blickwinkel einmal etwas erweitert, dann kann man auch zu der Feststellung kommen: Wenn nach 31 Spieltagen sogar der Neunte der Liga drei Partien vor Schluss noch die Chance hat aufzusteigen, dann scheint in der Zweiten Bundesliga etwas zu funktionieren, was man lange im deutschen Fußball vermisst hat: ein ehrlicher und wettbewerbsoffener Konkurrenzkampf.

Denn nach dem Sieg des Karlsruher SC am Wochenende in Hamburg haben die Badener nur noch drei Punkte Rückstand auf den 1. FC Magdeburg und damit auf den dritten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Relegation gegen den Sechzehnten der Bundesliga berechtigt. Das sogenannte "Schneckenrennen" um den Aufstieg macht die Fans der beteiligten Klubs - vor allem natürlich der beiden großen Traditionsvereine des 1. FC Köln und des Hamburger SV - rasend. Denn auch die Kölner haben sich durch ihre Niederlage in Hannover wieder in eine bedrohlichere Lage im Kampf um den Aufstieg gebracht. Unangefochten, so viel ist jetzt schon einmal sicher, wird kein Klub den Gang in die erste Fußball-Bundesliga antreten.

Ungekannte Trainerentlassungsschwemme

Doch genau das macht den Reiz dieses zur "besten zweiten Liga aller Zeiten" ausgerufenen Wettbewerbs aus. Denn im Grunde kann tatsächlich jede Mannschaft die andere schlagen. Klassische Favoriten, die die Liga dominieren, gibt es nicht. Und genau diese Ausgeglichenheit verschafft der Liga Woche für Woche neue Überraschungen, die die Tabelle durcheinanderwirbeln.

Der Konkurrenzkampf zwischen den achtzehn Klubs ist echt und ehrlich - denn das Geld ist weitgehend gleich und fair verteilt. Die Schere geht bei Weitem nicht so weit auseinander wie in der ersten Liga. Und so gibt es eine annähernde Chancengleichheit, die zwar die Fans auf der einen Seite manchmal verzweifeln lässt, die aber auf der anderen Seite Ergebnisse produziert, die die Spannung in der Liga vermutlich bis zum letzten Spieltag aufrechterhalten wird. Fußballherz, was willst du mehr? Wenigstens als neutraler Fan.

Doch klar ist natürlich auch: Dieser brutale und enge Konkurrenzkampf fordert auch seine Opfer ein - wie die Trainerentlassungsschwemme in der letzten Woche beweist. Schon kleinste Entscheidungen können einen riesigen Effekt haben. Und so hoffen die Sportdirektoren und Manager der Klubs verständlicherweise, dass ihre Ideen zur Neuausrichtung, oben wie unten in der Tabelle, fruchten werden.

Vorbilder Magdeburg und Elversberg

Dass das selbstverständlich für die allermeisten Vereine am Ende jedoch ein Trugschluss bleiben wird, ist jetzt schon absehbar - doch kein Kluboffizieller will sich später nachsagen lassen, dass er nicht alles versucht habe. Interessanterweise spricht ein Blick auf die aktuelle Tabelle momentan allerdings dafür, dass sich Kontinuität sogar eher auszahlt - wie die Beispiele Düsseldorf, Paderborn, Magdeburg oder Elversberg eindrucksvoll zeigen. Gerade die beiden letztgenannten Vereine stehen vor einer echten und beim Saisonstart sicherlich so nie erwarteten Überraschung.

Egal, wie diese Saison auch ausgehen mag, der Blick auf die nächste Spielzeit verspricht sogar noch mehr Spannung und Wettbewerbsgleichheit. Denn sowohl die potenziellen Absteiger aus der ersten Liga wie die möglichen Aufsteiger aus der dritten Liga werden sich in dieses Bild aus ehrlich miteinander konkurrierenden Vereinen einreihen. Ob es sportlich allerdings am Ende tatsächlich die von Experten und Marketingstrategen ausgerufene, "beste zweite Liga aller Zeiten" ist, darf sicherlich bezweifelt werden. Die spannendste Liga seit Langem ist diese Zweite Bundesliga aber in jedem Fall. Und das ist doch nun wirklich auch nicht zu verachten!

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke