Alle beim FC Bayern und um den Klub herum sind sich einig – Vincent Kompany passt perfekt zum deutschen Fußball-Rekordmeister. Und ist die entscheidende Person für den aktuellen Erfolg des Vereins. Kompany hat den Spaß zurück zum FC Bayern gebracht, sagt Klubchef Jan-Christian Dreesen. Und trifft es damit auf den Punkt.

Verpflichtet wurde Kompany im Sommer 2024 von Max Eberl. Der Sportvorstand ging damit ein Risiko ein. Immerhin war der belgische Coach erst 38 Jahre, hatte noch nie einen Weltklub trainiert und war mit dem FC Burnley aus der Premier League abgestiegen. Es hieß mitunter, Kompany sei in der langen Trainersuche der Münchner nur die fünfte Wahl gewesen. Eberl ließ sich nicht irritieren. Er glaubte an Kompany und die gemeinsamen Vorstellungen von einem Weg zum erfolgreichen FC Bayern.

Heute steht Kompany ganz oben. In Europa und in der Bundesliga. Nach dem 2:1 der Bayern bei Paris St. Germain am vergangenen Dienstagabend führen die Bayern die Tabelle der Champions League an. Und beeindrucken national und international gleichermaßen mit ihrer torreichen Spielweise und ihrer Defensivqualität. Die Spieler schwärmen von Kompany, von seiner Kompetenz und Empathie. Es sagt viel aus, wenn Mittelfeldchef Joshua Kimmich, seit zehn Jahren bei den Bayern, die erste Halbzeit von Paris als beste bezeichnet, die er in seiner bisherigen Zeit im Klub erlebt hat.

Auch Eberl hat großen Anteil an diesem Erfolg. Die vergangenen Wochen voller Bayern-Dominanz in der Bundesliga (33 Tore in neun Spielen), der Königsklasse (14 Tore in vier Spielen) und im DFB-Pokal (sieben Tore in zwei Spielen) haben gezeigt, dass er nicht nur im Fall Kompany die richtige Entscheidung getroffen hat.

Die Bayern sind so gut, dass es sogar mit einer B-Elf zu einem nie gefährdeten 3:0 gegen Bayer Leverkusen in der Liga reicht. Sie sind so gut, dass sie in der Champions League beim Titelverteidiger Paris St. Germain 2:1 gewinnen, obwohl sie eine Halbzeit lang in Unterzahl spielten. Das alles wohlgemerkt ohne die verletzten Jamal Musiala und Alphonso Davies.

Herbert Hainer lobt Max Eberl zu Recht

16 Siege in Folge und Stabilität, ein enges Band zwischen Spielern und Trainerteam sowie Harmonie in der Mannschaft – es ist an der Zeit, Abbitte bei Eberl zu leisten. Die Fans und die Klubchefs um Vereinspräsident Herbert Hainer spüren das offensichtlich auch. Hainer lobte Eberl und Sportchef Christoph Freund auf der Jahreshauptversammlung am vergangenen Sonntag deutlich – und zurecht. Die Mitglieder applaudierten. Nach der Veranstaltung legte Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß den Arm um Eberl, die beiden unterhielten sich und lachten.

Kurzer Rückblick: Es ist gerade mal acht Wochen her, dass Hoeneß seinen Sportvorstand in der Fußball-Talksendung „Doppelpass“ auf Sport 1 kritisierte. Eberl sei ziemlich empfindlich, sagte der 73-Jährige. In derselben Phase wurden Eberl von Experten und Kritikern Vorwürfe gemacht: Der Kader der Bayern sei zu klein, die Abgänge seien nicht unbedingt die richtigen gewesen.

Zudem wurde ihm die erhofften, aber nicht geglückten Verpflichtungen von Florian Wirtz (zum FC Liverpool) und Nick Woltemade (zu Newcastle United) vorgehalten. Es kam sogar die Frage auf, ob Eberl noch lange Vorstand bei den Bayern ist. Sogar über Rücktrittsgedanken wurde spekuliert.

Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Rund zwei Monate später ist Eberl – gemessen an den Tabellen – der erfolgreichste Fußballmanager Europas. Dank ihm und Kompany strahlt der FC Bayern in dieser Phase der Saison viel Ruhe und Souveränität aus. Und ist weit vom FC Hollywood entfernt – ganz anders als unter Kompanys Vorgänger Thomas Tuchel. Eberl hat dem Weltklub aus München einen „Perfect fit“ beschert. Kompany und er stehen für eine klare Idee und klare Werte. Inzwischen sind auch die Vereinsgranden Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge begeistert.

Palhinha abzugeben, war richtig

Eberl musste im Sommer viel einstecken. Ihm war phasenweise anzumerken, dass dies nicht spurlos an ihm vorbeiging. Doch in Sarkasmus flüchte er sich nur sehr kurzfristig. Öffentlich hielt er still. Er reflektierte, gab sich mitunter auch selbstkritisch und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Nun darf Genugtuung und Bestätigung empfinden. Als Sportvorstand macht er einen sehr guten Job. Dass er die Genugtuung öffentlich nicht äußert und sich als Person zurücknimmt, spricht für Eberl.

In den vergangenen Monaten hat er mit den wichtigsten Personen in und rund um die Mannschaft Verträge verlängert – mit Kompany, Musiala, Kimmich und Davies. Zugang Luis Diaz zeigte bis zu seinem Platzverweis in Paris, wie wichtig und effektiv er sein kann. In Tom Bischof verpflichtete er einen jungen Spieler, der schon jetzt wichtig für die Bayern sein kann. Und Jonathan Tah bildet mit Dayot Upamecano, um dessen Vertragsverlängerung sich Eberls bemüht, ein aktuell enorm sicheres Innenverteidiger-Duo. Kingsley Coman, Leroy Sané und João Palhinha abzugeben, war richtig.

Noch haben die Bayern in dieser Saison nichts gewonnen. Die Titel werden erst nächstes Jahr vergeben, in seiner ersten Spielzeit 2024/2025 holten Kompany und Eberl einen von drei möglichen Trophäen – die Deutsche Meisterschaft. Der Klub sehnt sich nach einer Final-Teilnahme in der Champions League, die letzte liegt über fünf Jahre zurück. Und träumt vom Triple.

In dieser Saison sind die Voraussetzungen für einen Triumph so gut wie lange nicht. Auch dank Max Eberl.

Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen.

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