Er hat sich als loyaler Teamplayer des FC Bayern einen Namen gemacht und war bei großen Erfolgen mit am Start: Andreas Görlitz. Inzwischen ist es ein wenig ruhiger um den früheren Rechtsverteidiger geworden, der mit dem deutschen Branchenprimus je drei Meisterschaften und Pokalsiege holte. Seit dem zurückliegenden Sommer trainiert der 43-Jährige seinen Heimatklub TSV Rott/Lech in der bayerischen A-Klasse. In einem Interview mit „Spox“ blickt er auf seine Zeit beim FC Bayern zurück.

Görlitz über …

seinen Wechsel von 1860 zum FC Bayern im Sommer 2004: „Es war eine schwierige Zeit für mich. Mehr Hass konnte mir gar nicht entgegenschlagen – und zwar von beiden Seiten. Im Zuge meines Transfers wurde in der Sommervorbereitung ein Ablösespiel ausgetragen, die Einnahmen hat 1860 bekommen. 70.000 Leute im Olympiastadion und alle gegen mich. Die Bayern-Fans haben geschrien: ‚Görlitz du Sau, zurück zum TSV!‘ Und die Sechziger: ‚Görlitz, du Judas!‘“

Klubpatron Uli Hoeneß und seine fürsorgliche Art während langen Verletzungspausen: „Man kann über Uli denken, was man will. Aber für die Leute bei Bayern tut er alles. Irgendwann kam er zu mir und sagte: ‚Jetzt scheiß’ mal kurz auf die Reha und fahre mit deiner Freundin zwei Wochen auf Urlaub.‘ Ganz wichtig für mich war auch die Vertragsverlängerung. Nach der fast zweieinhalbjährigen Verletzungspause ist mein Vertrag eigentlich ausgelaufen. Die meisten Klubs wären mich wohl losgeworden, aber Uli hat gefragt: ‚Andi, wie lange machen wir? Zwei oder drei Jahre?‘ Das hat mir enorme Sicherheit gegeben und war ein brutaler Vertrauensbeweis.“

die Omnipräsenz von Hoeneß im Verein: „Der FC Bayern ist sein Lebenswerk, natürlich will er mitreden. Wenn aus seiner Sicht etwas falsch läuft, dann wird er das immer ansprechen. Für die aktuellen Verantwortlichen ist das nicht einfach. Aber damit müssen sie sich abfinden. So ist die Struktur des FC Bayern, so funktioniert der Verein. Das weiß jeder, der dort unterschreibt – egal ob er Nerlinger, Brazzo, Kahn oder Eberl heißt.“

das Karriereende 2014 im Alter von 32 Jahren und die aktuelle Fitness: „Zwischenzeitlich habe ich bis auf ein paar Benefizspiele relativ wenig gemacht. Letztes Jahr habe ich mit Tennis angefangen, körperlich geht es wieder bergauf. Ich will im Training schon ein paar Sachen vorzeigen. Aber wenn ich mitkicken will, muss ich mir vorher eine Voltaren einschmeißen.“

seine Band Room77 und die größten Auftritte als Musiker: „Mit Room77 haben wir als Vorband von AC/DC vor 50.000 Menschen auf der Cannstatter Wasen gespielt und vor 15.000 bei einem Festival in Ingolstadt. (…) Corona hat der Sache dann aber ein bisschen den Stecker gezogen. Wir veröffentlichen zwar weiterhin ab und zu Lieder, haben uns alle aber auch ein bisschen umorientiert. Ich schneide jetzt beispielsweise Musikvideos für andere Künstler und mache Fotos und Videos im Immobilienbereich.“

seine Trainer beim FC Bayern: „Louis van Gaal hat mich fußballerisch sehr geprägt. Es war imposant, unter ihm zu trainieren. Taktisch hat er – anders als viele andere Trainer – eine ganz klare Handschrift. Er hat bei Bayern ein System eingeführt, das – mit verschiedenen Varianten seiner Nachfolger – bis heute weitergeführt wird. Von meinen drei Bayern-Trainern fand ich ihn am beeindruckendsten. Viele Stars sind aber nicht klargekommen mit seiner Art und seinem Grundsatz, alle Spieler gleichzubehandeln. Es gab einige Spieler, die eine Sonderbehandlung wollten. Deshalb hat es van Gaal nicht ganz geschafft, eine wirklich verschworene Einheit zu formen. Unter Hitzfeld war das der Fall, aktuell unter Vincent Kompany scheint es wieder so zu sein.“

das Gerücht, dass van Gaal mal in der Kabine mal die Hose runtergelassen haben soll: „Das war ein sehr emotionaler Moment bei einer Spiel-Nachbesprechung. Van Gaal hatte einen der Stars ausgewechselt. Der war stinksauer und hat ihm danach den Handshake verweigert. Das ging van Gaal wirklich nahe, er hatte in der Kabine Tränen in den Augen. Daraufhin hat er die Hose runtergelassen und gesagt: ‚Wenn ich eine Entscheidung treffe, dann mache ich das nicht für mein Ego – beziehungsweise meine Genitalien – sondern für die Mannschaft. Weil ich denke, dass uns diese Maßnahme am meisten hilft.‘“

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