Nur ein Sieg trennt Kap Verde von der Qualifikation für die Fußball-WM 2026. Der kleine afrikanische Inselstaat träumt von der Sensation. Mittendrin ist Roberto Carlos Lopes, der in der irischen Liga spielt. Seine Karriere im Nationaltrikot beginnt mit einer Nachricht, die er für Spam hält.

Die Geschichte, wie Roberto Carlos "Pico" Lopes Nationalspieler geworden ist, dürfte einige von Ihnen sorgfältiger werden lassen. Vielleicht kommen Sie noch groß raus und werden Nationalspielerin oder Nationalspieler oder gelangen zu einer sonstigen großen Karriere! Ihr Profil in einem Sozialen Netzwerk könnte es möglich machen. Wie eben bei Lopes. Der 33-Jährige steht ganz kurz davor, bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, Kanada und den USA mitspielen zu dürfen.

Und das alles, weil er im beruflichen Netzwerk LinkedIn erwähnte, dass seine Mutter aus Irland stammt und sein Vater auf Kap Verde geboren wurde. Denn bei LinkedIn meldete sich eines Tages der damalige Trainer des westafrikanischen Landes, Rui Aguas. Auf Portugiesisch. Lopes, der kein Portugiesisch konnte, dachte es sei Spam, und ignorierte die Nachricht.

Aber Aguas war hartnäckig. "Hallo Roberto, hast du dir meine Nachricht noch einmal durch den Kopf gehen lassen?", fragte er neun Monate später nach - diesmal auf Englisch. "Da habe ich die alte Nachricht rausgesucht und sie mit Google Translate übersetzt", erzählt Lopes beim US-Sender CNN. "Im Wesentlichen stand darin, dass sie neue Spieler für die kapverdische Nationalmannschaft suchten und ob ich Interesse hätte, für Kap Verde zu spielen."

"Ich war total begeistert"

Lopes wurde in Dublin geboren, spielt leidlich erfolgreich Fußball. Seit 2017 steht er immerhin beim irischen Rekordmeister Shamrock Rovers unter Vertrag. Ein einziges Mal durfte er von einer Karriere in der Nationalmannschaft träumen - 2011 hatte er einmal in der irischen U19 mitspielen dürfen.

Doch 2019 gab es plötzlich die Nachrichten von Aguas. Kein Spam, sondern ernsthaft eine Einladung für die Nationalmannschaft Kap Verdes. "Ich war total begeistert! Ich dachte mir: 'Ja, zu 100 Prozent würde ich gerne Teil der Mannschaft sein'", erzählt Lopes. Am 10. Oktober 2019 gab er sein Debüt als Innenverteidiger im Freundschaftsspiel gegen Togo - ein 2:1-Erfolg. Lopes ist seitdem ein Teil der "Blauen Haie", die seit 1986 Teil der FIFA sind.

Inzwischen hat Lopes 41 Länderspiele absolviert. Und wenn es an diesem Montag (18 Uhr) gegen Eswatini geht, könnte die ganz große Party anstehen: Mit einem Sieg qualifiziert sich Kap Verde für die Weltmeisterschaft. Mit 427.000 Einwohnern wäre es das zweitkleinste Land, das es jemals zu einer WM schafft. Noch weniger Einwohner - 330.000 - hat nur Island, das 2018 bei der WM dabei war.

Lopes' Eigentor verhindert vorzeitige Qualifikation

Schon in der vergangenen Woche hätte es für Kap Verde soweit sein können. Doch gegen Libyen kam der Inselstaat nicht über ein 3:3 (1:2) hinaus. Ausgerechnet Lopes erlebte einen rabenschwarzen Tag. Er lenkte den Ball in der 1. Spielminute ins eigene Tor.

Zwar konnte Kap Verde nach einer halben Stunde ausgleichen, doch schon vor der Pause fiel das 2:1 für Libyen. Und dann kam es ganz dicke für den Hoffnungsträger: Libyen ging mit 3:1 in Führung. Sidny Lopes Cabral (77. Minute) und Willy Semedo, der in der vergangenen Woche noch mit Omonia Nikosia in der Conference League gegen Mainz 05 gespielt hatte (82.), sorgten für den Ausgleich in einer dramatischen Schlussphase. Doch das entscheidende Tor blieb Kap Verde verwehrt. Die vorzeitige WM-Qualifikation scheiterte auch an einem in der Nachspielzeit wegen einer umstrittenen Abseitsstellung zurückgenommenen Tor.

Nun kommt es zum Showdown in Kap Verdes Hauptstadt Praia. Eswatini ist in der WM-Qualifikation mit drei Punkten aus neun Spielen sieglos Letzter der Gruppe - eine machbare Aufgabe also für Kap Verde. Nur der Gruppensieger darf zur WM, der Zweite muss in die Playoffs. Kamerun - immerhin achtmaliger WM-Teilnehmer - liegt derzeit auf Platz zwei, zwei Punkte hinter Kap Verde. Nur mit einem Sieg ist Lopes' Team also sicher qualifiziert.

International zusammengewürfelte Truppe

Schätzungen zufolge leben mehr Menschen mit kapverdischen Wurzeln im Ausland als auf der Insel selbst. Lopes ist nur einer von ihnen, sein Mitspieler Sidnei Tavares, für Blackburn Rovers aktiv, absolvierte einst acht Jugend-Länderspiele für Portugal. Sechs Spieler haben niederländische Wurzeln. Seit 2012 versucht der Fußballverband, das für sich zu nutzen. Wer nur in einer zweiten oder dritten Liga spielt - plötzlich aber Nationalspieler werden kann - nimmt das Angebot gerne wahr. So wie Lopes.

Die WM-Teilnahme, sie wäre der größte Erfolg für den Inselstaat, der derzeit auf Platz 69 der FIFA-Weltrangliste steht. 2013 hatte Kap Verde in der Qualifikation zum Afrika-Cup sensationell Kamerun mit Weltstar Samuel Eto'o aus dem Wettbewerb geworfen. Aus 2014 datiert der Bestwert der FIFA-Weltrangliste: Platz 27. Danach ging es erstmal wieder tief bergab, auf Platz 182. Doch ein neues Hoch ist da, Nationaltrainer Bubista hat es geschafft, aus der international zusammengewürfelten Truppe eine Einheit zu formen. Es ist eine Gruppe von No-Names, nur einer steht in einer der großen europäischen Ligen unter Vertrag: Logan Costa ist Innenverteidiger beim FC Villarreal. Der 24-Jährige fehlt aber derzeit aufgrund eines Kreuzbandrisses.

Im vergangenen Jahr holte Kap Verde den Gruppensieg beim Afrika-Cup, schied im Viertelfinale unglücklich im Elfmeterschießen gegen Südafrika aus. Jetzt könnte es zur Repräsentation des eigenen Kontinents auf der größten Bühne des Fußballs reichen. Auch dank LinkedIn.

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