Zuletzt verlor Leon Draisaitl zwei Jahre in Folge das Finale um den legendären Stanley Cup. Ab der kommenden Woche, wenn die neue Saison beginnt, nimmt der deutsche Eishockey-Star der Edmonton Oilers einen neuen Anlauf. Es ist seine 13. Saison in der NHL.

Frage: Herr Draisaitl, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Hochzeit. Ist der Ehering ein kleiner Trost für den verpassten Stanley-Cup-Ring?

Leon Draisaitl: Weiß ich nicht, das kann man nicht wirklich vergleichen. Ich hatte sicherlich gehofft, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt schon beide Ringe habe.

Frage: Wo ging die Hochzeitsreise hin? Florida haben Sie bestimmt gemieden nach den beiden Finalniederlagen gegen die Panthers, oder?

Draisaitl: Florida war gar keine Option für uns, allein schon aus logistischen Gründen. Wir sind nach der Hochzeit noch für ein paar Tage in Südfrankreich geblieben.

Frage: Wie haben Sie sonst den Sommer verbracht?

Draisaitl: Dadurch, dass wir wieder bis Ende Juni gespielt haben, war es ein weiterer kurzer Sommer. Großen Spaß hat mir ein Besuch bei den Junghaien in Köln gemacht, wo ich Ausrüstungen übergeben habe. Das war für mich eine Reise in die Vergangenheit. Auf derselben Eisfläche habe ich als kleiner Junge auch gespielt. Die Begeisterung der Jungen und Mädchen zu erleben, war ein tolles Erlebnis.

Frage: In Edmonton sind Sie ein Superstar und werden ständig angesprochen. Ist das in Ihrer Heimat Köln ähnlich?

Draisaitl: Ich werde schon erkannt, aber nicht in dem Maße wie in Edmonton. Dort ist es so wie beispielsweise mit Bayern-Spielern in München. So gesehen kann man sagen, dass ich beide Welten kenne, mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen.

Frage: Sie gehen in Ihre 12. NHL-Saison. Dirk Nowitzki hat in seiner 13. NBA-Saison den Titel geholt ...

Draisaitl: Solange wir ein Team haben, das jedes Jahr um den Titel mitspielen kann, bleibe ich optimistisch. Wir waren jetzt zweimal sehr nah dran. Viel enger als Finalniederlagen in einem Spiel 7 und Spiel 6 geht ja gar nicht. Es spielen so viele Komponenten beim Eishockey eine Rolle, die man als Einzelspieler fast nicht beeinflussen kann. Nicht umsonst sagt man, dass Eishockey der ultimative Mannschaftssport ist und der Stanley Cup die wahrscheinlich am schwersten zu gewinnende Mannschaftstrophäe.

Frage: Was sagen Sie zum neuen Oilers-Kader?

Draisaitl: Mit den Neuzugängen sind wir etwas jünger und vielleicht auch einen Tick schneller geworden. Wie gut es dann auf dem Eis passt, werden wir aber erst in den nächsten Wochen und Monaten herausfinden. Unsere Abwehr ist richtig gut besetzt, da gab es keinen Abgang, und alle scheinen wieder gesund und fit zu sein.

Frage: In den vergangenen Jahren sind die Oilers schlecht gestartet. Was ist der Plan für die neue Saison?

Draisaitl: Es besser zu machen. Im Idealfall laufen wir nicht wieder bis Weihnachten den anderen Teams in unserer Division hinterher.

Frage: Ihr neuer Acht-Jahres-Vertrag über 112 Millionen Dollar läuft an. Aktuell sind Sie der Topverdiener in der NHL. Wie stolz macht Sie das?

Draisaitl: Ich betrachte den Vertrag als Bestätigung meiner Leistungen in den letzten Jahren. In praktisch jeder Statistik und Kategorie bin ich oben mit dabei. Bin ich ein wenig stolz darauf? Ja, schon.

Frage: Haben Sie eine No-Trade-Klausel im Vertrag?

Draisaitl: Die Planungssicherheit war wichtig für mich. Aber genauso wichtig ist es mir, dass wir uns in Edmonton wohlfühlen, Eishockey hier einen hohen Stellenwert hat, so wie Fußball in Deutschland, und vor allem auch, dass wir einen Mannschaftskern haben, der seit vielen Jahren zusammen ist und sich großartig auf und abseits des Eises versteht. Im theoretischen Fall, dass die Oilers mich irgendwann mal tauschen wollen, müssten sie erst mit mir sprechen.

Frage: Sie waren MVP und Torschützenkönig, haben alle möglichen individuellen Trophäen abgeräumt. Wäre Ihre Karriere ohne Stanley Cup trotzdem unvollendet?

Draisaitl: Ich weiß nicht, ob ich das so sehen würde. Aber das frustrierende Gefühl, kurz vor dem Ziel gewesen zu sein, würde einen wahrscheinlich immer wieder mal einholen.

Frage: Sie werden bald 30 Jahre alt. Woran erkennen Sie am meisten, dass Sie keine 20 mehr sind?

Draisaitl: Weil ich zehn Jahre älter aussehe (lacht). Ich glaube, dass ich mich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt habe, ein immer kompletterer Spieler geworden bin. Ich lerne auch immer noch weiter dazu und versuche, neue Elemente in mein Spiel einzubauen. Von daher haben die zehn Jahre meiner Leistung auf dem Eis bisher nicht geschadet, im Gegenteil. Vielleicht war die letzte Saison meine bisher beste in der NHL.

Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) verfasst und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

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