Groß war die Freude. Und so machte am vergangenen Sonntag ein Foto in den sozialen Netzwerken die Runde, das viele Anhänger des 1. FC Union nach dem überraschenden 4:3 bei Eintracht Frankfurt teilten. Auf dem Bild sind in Fredi Bobic, Krassimir Balakow und Giovane Elber drei ehemalige Spieler des VfB Stuttgart zu sehen, doch über ihnen stehen die Familiennamen der drei Berliner Offensivkräfte Ilyas Ansah, Oliver Burke und Andrej Ilic – inklusive einer Anmerkung: Symbolbild.

Bobic, Balakow und Elber hatten in den Bundesligaspielzeiten 1995/1996 und 1996/1997 im Trikot der Stuttgarter bundesweit für Furore gesorgt. Aufgrund eines perfekten und effektiven Zusammenspiels erhielt das Trio die Bezeichnung „Magisches Dreieck“, allein in der Saison 1996/1997 erzielten die drei Spieler zusammen 49 Tore.

Nun kommen die Unioner Ansah, Burke und Ilic in der mit vier absolvierten Spieltagen noch jungen Bundesligasaison zwar zusammen erst auf sieben Tore, aber ihr Auftritt in Frankfurt weckte Erinnerungen, da sie für alle vier Treffer verantwortlich waren: Ansah erzielte nach einem Missverständnis der Frankfurter das Führungstor – und Burke war dreimal erfolgreich, jeweils auf Vorlage von Ilic.

Ob sie am Sonntag, wenn der Hamburger SV in Berlin gastiert (19.30 Uhr, DAZN), an ihren Frankfurt-Auftritt anknüpfen können, bleibt abzuwarten. Horst Heldt, der Geschäftsführer Sport, würde sich das wünschen. Fühlt er sich doch ob der Performance des Trios hinsichtlich der Kaderplanung bestätigt: Burke kam im Sommer ablösefrei von Werder Bremen – und Ansah für rund vier Millionen Euro vom SC Paderborn. Ilic, der Dritte im Bunde, ist seit 2024 bei Union. Er spielte nach anfänglichen Problemen zuletzt eine starke Rückrunde. In der laufenden Spielzeit ist er zwar noch torlos, kann aber schon fünf Assists vorweisen.

Kritik an der Offensive in der Vorbereitung

„Bei der Analyse der vergangenen Saison hatten wir mit Blick auf Veränderungen im Kader zwei große Themen. Wir wollten jünger werden und schneller in der Offensive. Das Spiel in Frankfurt bestätigt uns darin, dass es wichtig war, sich vorn zu verstärken“, sagte Heldt WELT AM SONNTAG. Nach zwei Siegen – daheim gegen Stuttgart (2:1) und in Frankfurt – sowie zwei Niederlagen – 0:3 beim BVB, 2:4 daheim gegen Hoffenheim – wäre ein Erfolg gegen den HSV, ergänzte Heldt, „natürlich schön“.

Auch ihm war die Kritik nach der Saisonvorbereitung nicht entgangen. Die Mannschaft zeigte sich in Testspielen teils harmlos. Nach anfänglichen Erfolgen gegen unterklassige Teams verlor Union vier Testspiele am Stück. Die Mannschaft blieb über 400 Minuten ohne einen eigenen Treffer und offenbarte vor allem in der Offensive Probleme. Allerdings fiel Zugang Burke, einer der schnellsten Spieler der Bundesliga, knapp zwei Wochen aus.

Und das habe sich, sagte Geschäftsführer Heldt, bemerkbar gemacht. „Er war aufgrund einer Grippe nicht fit, ihm haben zwei Wochen gefehlt. Das sind Nuancen, doch auf die kommt es an. Oliver musste erst die Mannschaft kennenlernen, und die Mannschaft musste ihn kennenlernen. Jetzt klappt es immer besser.“

Auch zur Freude von Cheftrainer Steffen Baumgart. Er darf das Geschehen auf dem Platz am Sonntag aber weder von der Bank noch von der Seitenlinie aus beobachten. Unter der Woche wurde der 53-Jährige vom Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für ein Spiel gesperrt, zudem erhielt er eine Geldstrafe von 15.000 Euro.

Baumgart hatte in Frankfurt in der 88. Minute zunächst eine Verwarnung von Schiedsrichter Sven Jablonski erhalten. Nachdem sich der Unparteiische umgedreht hatte, verließ Baumgart die Coachingzone und kickte eine Papierkugel aus einer Frankfurter Choreografie auf das Spielfeld, woraufhin ihm der Schiedsrichter die Rote Karte zeigte.

Bereits eine Minute zuvor hatte der Trainer nach einem Strafstoßtreffer der Frankfurter kurz den ausgestreckten Mittelfinger der rechten Hand in Richtung Spielfeld gezeigt. Das belegten Kameraaufzeichnungen im Nachgang. Baumgart beteuerte, dass er keine bestimmte Person mit dieser Geste beleidigt habe. Der Kontrollauschuss glaubte ihm – und wertete strafmildernd, dass sich Baumgart in der Schiedsrichterkabine für sein Fehlverhalten entschuldigte.

Sebastian Bönig – neben Danilo de Souza und Kevin McKenna einer von drei Co-Trainern – wird Baumgart im Spiel gegen den HSV vertreten. 30 Minuten vor Anpfiff der Partie muss sich der Chefcoach von der Mannschaft entfernen, 30 Minuten nach Abpfiff darf er wieder zu ihr. Schon auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitag wurde Baumgart vertreten, auch um das Thema Sperre in der Öffentlichkeit so klein wie möglich zu halten – ebenso wie Baumgarts extrovertiertes Verhalten an der Seitenlinie.

Baumgarts Bild in der Öffentlichkeit hat sich verändert

Sein Wirken dort lebt zwar von Emotionen und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Trainerkarriere, die ihn über den SC Paderborn, den 1. FC Köln und den Hamburger SV Anfang Januar zu Union zurückführte, wo er von 2002 bis 2004 schon Spieler war. Doch seit geraumer Zeit stößt sein Auftreten zunehmend auch auf Kritik.

Baumgarts Bild in der Öffentlichkeit hat sich etwas verändert. Einst bekam er Applaus für seine authentische, emotionale und offene Art. Bei früheren Klubs gab es Merchandise-Artikel von ihm, allen voran die Schiebermütze, versehen mit der 72 seines Geburtsjahrs. Nun aber stoßen sich immer mehr an Baumgarts Art.

Der Coach zählt seit der Einführung der Gelben Karten für Trainer zur Saison 2019/2020 zu den Übungsleitern, die die meisten Verwarnungen kassiert haben. Beim Spiel am Sonntag will er sich einen Platz im Stadion suchen, wo er die Partie in Ruhe verfolgen kann – fernab von Kameras und anders als im März beim 1:1 daheim gegen den FC Bayern. Da war Baumgart ebenfalls gesperrt. Als er oben auf der Tribüne entdeckt wurde, wurde er während der Liveübertragung ständig eingeblendet. Baumgart, von dem es bei Union keine Fanartikel gibt und der seit dem Jobantritt kein Interview gegeben hat, sondern nur einmal Gast in einem Podcast war, möchte nicht im Fokus stehen.

Es sind die Spieler, auf die der Blick gerichtet werden soll, wenn es um Punkte gegen den HSV geht. Jenen Klub, bei dem Baumgart im Februar 2024 hoffnungsvoll angetreten war, dann aber im November 2024 nach fünf sieglosen Spielen in Folge und einem Punkteschnitt von 1,60 aus 27 Partien wieder gehen musste. Der Glaube, mit ihm die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen, war nicht mehr da. Merlin Polzin, unter Baumgart neun Monate Assistent, stieg zum Chefcoach auf – und schaffte im Sommer den Aufstieg.

Baumgart sei, sagte der 34 Jahre alte Polzin vor dem Spiel am Sonntag, gerade für ihn als noch sehr jungen Trainer ein Orientierungspunkt gewesen: „Steffen hat mich maximal unterstützt. Dafür bin ich ihm dankbar.“

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