„Ohne sie wäre ich tot“ – die Lebensbeichte des Wayne Rooney
Wayne Rooneys Leben als Profi-Fußballer darf man sich so vorstellen: Pub, Suff, Training, Spiel, Pub, Suff, ... So ging das lange, eine Endlos-Schleife der Selbstzerstörung. Zumindest in einem Kapitel seiner Karriere.
Im Podcast seines ehemaligen Mitspielers Rio Ferdinand („Rio Ferdinand Presents“) skizzierte die Stürmerlegende von Manchester United, wie dunkel die Tage seiner überaus erfolgreichen Karriere zum Teil waren. Er habe damals ausgehen wollen, „meine Zeit mit meinen Freunden genießen und einen Abend lang feiern“, erzählte der 39-Jährige. Er sei dann „zu einem Punkt gekommen, an dem ich zu weit gegangen bin. Natürlich“.
Rooney – aufgewachsen im sozial schwachen Liverpooler Ortsteil Croxteth, der Vater ein zumeist arbeitsloser Amateurboxer, die Mutter eine Aushilfskraft – galt schon während seiner aktiven Zeit als Lebemann. Ein sehr trinkfreudiger. Das war kein großes Geheimnis. Das Ausmaß seiner Alkoholexzesse aber war bislang nur wenigen bekannt.
Rooney nutzte Augentropfen und Kaugummi, um Alkohol-Exzesse zu verbergen
„Ich erinnere mich, dass ich zum Training ging, mir Augentropfen rein träufelte und Kaugummi kaute, damit es keinem auffällt. Ich habe einfach zwei Tage lang durchgetrunken, bin zum Training gekommen und habe dann am Wochenende zwei Tore geschossen. Dann bin ich nach Hause gegangen und habe wieder zwei Tage lang durch getrunken“, gestand er. So recht aufgefallen sei das damals kaum einem in seinem professionellen Umfeld.
Diesem Teufelskreis sei er, so berichtete es Rooney in dem Gespräch mit Ferdinand, nur durch seine Frau Coleen entkommen. Seine Jugendliebe. Beide wuchsen in Liverpool auf, heirateten im Juni 2008 im ligurischen Küstenort Santa Margherita bei Portofino. Rooney war damals 22 Jahre alt, mittlerweile hat das Paar vier Söhne.
Coleen hatte früh durchschaut, dass ihr Mann vollends auf Abwege zu geraten drohte. Er habe „den Fußball geliebt, ich war regelrecht besessen von Fußball. Allerdings liebte ich auch das Nachtleben und alles, was mit Ausgehen zu tun hatte“, gab Rooney zu. „Ich bin fest davon überzeugt“, sagte er, „dass ich ohne Coleen tot wäre. Sie hält mich auf dem richtigen Weg – und das schon seit rund 20 Jahren“. Er müsse seiner Frau deswegen unendlich dankbar sein.
Rooney war das Wunderkind des englischen Fußballs. Manchester United verpflichtete auf Betreiben von Trainer-Ikone Sir Alex Ferguson den damals 18 Jahre alten Angreifer im Sommer 2004 für 37 Millionen Euro vom FC Everton. Beim Debüt für seinen neuen Klub schoss Rooney im Duell der Champions League gegen Fenerbahçe Istanbul drei Tore, zwei Jahre später war er schon Kapitän des Teams. In der Nationalmannschaft hatte er bereits Mitte Februar 2003 debütiert, der damals 17-Jährige war zu dem Zeitpunkt der jüngste Nationalspieler des englischen Teams. Drei Jahre später wurde der Rekord von Theo Walcot eingestellt.
Als 16-Jähriger stand Rooney für Everton erstmals in der Premier League auf dem Platz, gleich in seinem ersten Spiel schoss er ein Traumtor gegen den FC Arsenal. Dann triumphierte er mit Manchester United unter anderem in der Champions League (2008), gewann mit dem Klub fünfmal die Meisterschaft (2007, 2008, 2009, 2011, 2013) und 2017 die Europa League. Er kommt auf 120 Länderspiele (53 Tore).
Der frühe Ruhm tat ihm jedoch gar nicht gut, wie er einst mal erzählte. Mit dem Griff zum Glas habe er versucht, sagte er vor zwei Jahren im Interview der „Mail on Sunday“, seine Ängste zu bekämpfen und mit dem öffentlichen Druck sowie der großen Erwartungshaltung umzugehen.
„Es gab Zeiten, in denen ich mich ein paar Tage vom Fußball fernhielt und mich einschloss und nur trank, um zu versuchen, das alles aus meinem Kopf zu bekommen“, hatte er gesagt: „Darauf, mit 16 Jahren ein Premier-League-Spieler und ein Nationalspieler zu werden, war ich nicht vorbereitet. Es hat lange gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte und herausfand, wie ich damit umgehen sollte. Es war, als ob man irgendwo hineingeworfen wird, wo man sich einfach nicht wohlfühlt. Das war hart für mich.“
Patrick Krull ist Sport-Redakteur der WELT. Der kantige Wayne Rooney hat ihn als Spielerpersönlichkeit seit jeher fasziniert. Tore en masse trotz zahlreicher Fehltritte zu produzieren, hält er für die hohe Kunst des (Über-)Lebens. Seinen großen Respekt aber hat, wer sich dann aus dem Sumpf befreien kann.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke