Drei Kreuzbandrisse an einem Wochenende – der Olympia-Test im italienischen Predazzo gerät zum Flop. Wenige Monate vor den Winterspielen wächst der Druck auf den Weltverband. Für eine Pionierin des Sports kommt das jedoch alles zu spät.

Nach einem Schock-Wochenende blieb Deutschlands bester Skispringerin nur eine große Portion Galgenhumor. "Die Wettbewerbe überlebt, die Anlagen getestet und ganz ehrlich - alleine für die Aussicht würde ich wiederkommen", schrieb Katharina Schmid nach der Olympia-Generalprobe auf den modernisierten Schanzen im italienischen Predazzo, wo im kommenden Februar Gold, Silber und Bronze bei den Winterspielen vergeben werden.

Nicht so schnell wiederkommen werden die Österreicherin Eva Pinkelnig, Kanadas Ex-Weltmeisterin Alexandria Loutitt und Japans Kombiniererin Haruka Kasai. Das Trio trug auf den grünen Matten im Fleimstal Kreuzbandrisse davon, was für Pinkelnig (37 Jahre) und Loutitt (21) das Olympia-Aus bedeutet - und im Skispringen eine Sicherheitsdebatte ausgelöst hat.

Sind drei schwere Knieverletzungen an einem Wochenende Zufall? Die Verantwortlichen haben darauf eine deutliche Antwort und fordern den Weltverband Fis deshalb zum Handeln auf. Die in dieser Woche anstehenden Herbst-Tagungen in Zürich dürften deshalb auch zu einer Art Krisengipfel in Hinblick auf Gesundheit und Sicherheit der Skispringerinnen werden.

Debatten nicht nur um Schanze

Im Zentrum der Kritik: die kleinere der beiden Olympia-Schanzen, auf der zwei der drei Kreuzbandrisse passierten. "Das Profil dieser Normalschanze ist nicht gelungen - viele Athletinnen, Athleten und Trainer sind sehr enttäuscht, da man sich von einer neuen und modernen Schanze etwas anderes erwartet", sagte Sportdirektor Horst Hüttel vom Deutschen Skiverband.

Was Hüttel "nicht gelungen" nennt, wird in Funktionärskreisen wahlweise auch als "Fehlplanung" oder "Fehlkonstruktion" bezeichnet. Die derzeitige Debatte um die Dal-Ben-Skisprungschanzen in Predazzo reiht sich ein in eine Serie von Diskussionen um die Olympia-Wettkampfstätten in Italien. Vor allem der Bau einer rund 80 Millionen Euro teuren Bob- und Rodelbahn in Cortina d'Ampezzo ist umstritten.

Im Skispringen hat der Olympia-Test mit drei schweren Knieverletzungen heftige Schäden hinterlassen und die Verantwortlichen unter Druck gesetzt. "Jetzt versucht man noch nachzusteuern, indem man die Neigung des Schanzentisches etwas verringert. Viel Spielraum wird es aber hier nicht geben", beschrieb Hüttel. Für ihn bestehe bei der Fis "definitiv ein gewisser Handlungsdruck".

Es ging nicht um Sport, nur um Sicherheit

Doch das Schanzenprofil war nicht das einzige Thema. Es ging auch um das Material. Engere Anzüge als in der Vorsaison sorgten für höhere Geschwindigkeiten und mehr Druck bei der Landung. Heinz Kuttin als deutscher Bundestrainer sprach von "einem bitteren Beigeschmack". Man habe "gesehen, dass wir mit dem neuen Set-up nicht auf dem richtigen Weg sind". Auch hier dürfte die Fis in Zürich nachschärfen.

Für die seit 2014 aktive Pionierin Pinkelnig kommt das zu spät. Nach einem Kreuzbandriss, mehreren Meniskusverletzungen und einem Knorpelschaden im linken Knie muss sie sich auf eine lange Pause einstellen. "Manchmal platzen (Olympia-)Träume wie Seifenblasen", schrieb Pinkelnig. Von ihren Rivalinnen bekam sie viel Zuspruch. Ihr österreichisches Team verzichtete in der Folge "aus Sicherheitsgründen" geschlossen auf das Großschanzen-Springen.

Der sportliche Wettbewerb geriet am Wochenende in den Hintergrund. "Das Nervenkostüm war bei allen etwas angespannt. Der Fokus lag nicht auf dem Sport, sondern auf dem Sicherheitsfaktor", beschrieb Kuttin die Situation vor Ort. Der Weltverband und die lokalen Veranstalter dürften nun mit Hochdruck daran arbeiten, dass sich das Fiasko im Februar bei Olympia nicht wiederholt.

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