Karl-Heinz Rummenigge ist überzeugt, dass der FC Bayern München Uli Hoeneß und ihn als einflussreiche Aufsichtsratsmitglieder noch eine Zeit lang brauchen wird. Vor seinem 70. Geburtstag hält der frühere Vorstandschef dabei ein eindringliches Plädoyer für seinen Weggefährten Hoeneß (73), der immer wieder mit markanten Auftritten für Wirbel sorgt.

„Da muss ich mal eines sagen, unabhängig von mir: Der FC Bayern braucht nicht weniger Uli Hoeneß, er braucht mehr Uli Hoeneß“, sagte Rummenigge der dpa vor seinem runden Geburtstag am Donnerstag.

Er selbst hatte seinen Posten als Vorstandsvorsitzender Mitte 2021 nach fast zwei Jahrzehnten wenige Monate vor Vertragsende vorzeitig für Oliver Kahn geräumt. Nach der spektakulären Trennung von Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic keine 24 Monate später kehrte Rummenigge als Aufsichtsratsmitglied zum deutschen Fußball-Rekordmeister zurück.

„Das alles hat zu Verwerfungen geführt“

„Uli Hoeneß hat mich damals angerufen und gesagt, das funktioniert so nicht“, erklärte Rummenigge: „Von Julian Nagelsmann, der eigentlich langjährig Trainer sein sollte, hatte man sich getrennt. Thomas Tuchel kam als Nachfolger, aber er hat zu keinem Zeitpunkt funktioniert in diesem Klub. Das alles hat zu Verwerfungen geführt. Uli sagte zu mir: ,Du musst mich unterstützen. Du musst mir helfen. Ich schaffe das nicht alleine.‘“

Seit dieser Zeit sei man gemeinsam bemüht, „zu einer gewissen Kontinuität“ in der Vereinsführung und speziell im Vorstand zurückzufinden. „Wir brauchen insgesamt einen Vorstand, der Bayern-like tickt und arbeitet. Es ist nicht alles erledigt, aber wir sind wieder auf einem guten, richtigen Weg angelangt“, sagte Rummenigge. Zum Monatsende scheidet Finanzvorstand Michael Diederich aus, für den man nun zunächst „einen guten Nachfolger“ finden müsse.

Eine weitere zentrale Aufgabe des Aufsichtsrates sei die Kontrolle der Finanzen. „Und die Gehaltskosten sind bei uns zu schnell angewachsen in eine Größenordnung, die nicht ganz ungefährlich ist“, mahnte der frühere Bayern-Chef. Er fordert: „Man muss auch mal das kleine Wörtchen Nein sagen.“

Man müsse den Spielern und deren Beratern sagen: „Das machen wir nicht. Das wollen wir nicht. Die Spieler reden immer von Wertschätzung. Aber diese Form der Wertschätzung im Fußball ist heutzutage eine Währung namens Euro. Es ist aber kein Spieler der Welt wert, dass du als Verein finanziellen Irrsinn betreibst.“

„Immer Branchenführer sein“

Kontroversen gab es in der Sommer-Transferperiode dadurch auch mit dem für die Kaderplanung verantwortlichen Sportvorstand Max Eberl. Hoeneß nannte Eberl jüngst bei einem TV-Auftritt „empfindlich“ und gab ihm Ratschläge.

Kein Problem, findet Rummenigge: „Wenn zwischendurch mal ein Zwist entsteht, dann entsteht er eben. Es gibt die bayerische Streitkultur. Die hat Uli mit mir bis zum Exzess betrieben, da sind manchmal die Türen aus den Angeln geflogen.“

Das Ziel allen Handels von Hoeneß und auch ihm bleibe immer gleich: „Unser Klub soll national immer der Branchenführer sein. Und international wollen wir, wenn es gut läuft, auch mal wieder ganz weit kommen.“

In der Debatte um eine wegweisende Ausrichtung für die Zukunft kann sich Rummenigge auch eine zweite Karriere von Thomas Müller im Management des FC Bayern München vorstellen. „Es ist der Wunsch der Fans und des Klubs, dass ehemalige Spieler bei Bayern München eine Führungsrolle einnehmen“, sagte er.

Gedanken über Müller

Der 36 Jahre alte Müller hat seinen Langzeitverein im Sommer verlassen, nachdem sein Profi-Vertrag nicht mehr verlängert worden war. Der mit vielen Titeln dekorierte Rekordspieler des FC Bayern (756 Spiele) und Fußball-Weltmeister von 2014 lässt seine Karriere aktuell bei den Vancouver Whitecaps in der Major League Soccer ausklingen. Rummenigge begrüßt diesen Schritt.

„Ich finde, Thomas hat es richtig gemacht. Er macht in Nordamerika neue Erfahrungen, erweitert seinen Horizont, perfektioniert eine andere Sprache und lernt eine neue Kultur kennen. Er könnte sich dort ein Stück weit vorbereiten auf einen möglichen Job danach“, sagte Rummenigge, der ebenfalls einst Spieler des FC Bayern war und dann 2002 erster Vorstandsvorsitzender wurde.

Zunächst sei aber entscheidend, was Müller nach seiner Spieler-Karriere tatsächlich wolle. „Er muss Lust auf diese ganz neue Herausforderung haben. Er hat Fußball gespielt auf höchstem Niveau, das würde ihm fraglos helfen. Und er kennt den Klub bestens. Aber klar ist auch: Ein Vorstands- oder Managerposten ist ein völlig anderer Job als der auf dem Platz“, sagte Rummenigge.

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