Das 25. Länderspiel wird für Bundestrainer Julian Nagelsmann zum Wegweiser - nicht nur in der WM-Qualifikation. Gegen Nordirland baut er nach dem Fehlstart gegen die Slowakei personell um. Eine Frage vorab erstaunt ihn offenkundig.

Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Noch am Vortag vor dem zweiten WM-Qualispiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Nordirland (20.45 Uhr bei RTL und im Liveticker bei ntv.de) waren noch 5000 Karten zu bekommen. Ob es anders wäre, hätten sich die DFB-Spieler am Donnerstag in der Slowakei zum Auftakt nicht blamiert? Man weiß es nicht. Was man weiß: Nordirland ist urplötzlich ein Druckduell geworden. Die Nummer 71 der Welt ist ein Gegner, gegen den sehr viel auf dem Spiel steht, als man das noch vor ein paar Tagen erwartet hatte.

Womöglich der Job des Bundestrainers? Diese Diskussion wurde angestoßen und erreichte sogar Nordirland. Ob er im Falle einer Niederlage um seinen Job fürchte, wurde Julian Nagelsmann ganz unverblümt gefragt. Er guckte ein wenig erstaunt und antwortete auf Englisch: "Nein, Angst zu haben, ist nie gut. Ich bin noch mutig genug, ich will gewinnen". Aber um ihn soll es gar nicht gehen, fand Nagelsmann: "Die Mannschaft ist wichtig, nicht ich. Wir wollen einen besseren Job machen als am Donnerstag."

Nicht der "Trainer des Journalistenteams"

Wie erstaunt Nagelsmann über diese Frage wirklich war? Unklar. Sie müsste ihn tatsächlich überrascht haben, denn er betonte, sich medial nach der aufschreckenden Leistung von Bratislava komplett abgeschottet zu haben. Er habe nichts gelesen, halte sich aber sehr wohl für "intelligent genug, mir vorstellen zu können, was in der Medienwelt geschrieben wird". Seine Mannschaft habe "sehr schlecht gespielt, ein sehr schlechtes Ergebnis erzielt, und da muss man sich auch Kritik gefallen lassen. Aber ich werde jetzt natürlich nicht jede Meinung übernehmen und auch nicht komplett meinen Spielstil ändern." Er sei nicht "Trainer des Journalistenteams".

Aber irgendwas wird passieren, muss passieren. Die Pleite in Bratislava war schließlich die Fortsetzung des Abwärtstrends beim Finalturnier der Nations League mit den Niederlagen gegen Portugal (1:2) und Frankreich (0:2). Seit mehr als 100 Jahren hat eine DFB-Elf nicht mehr vier Spiele nacheinander verloren. Letztmals gab es eine solche Negativserie 1913, als sogar sieben Partien verloren gingen. Zuvor hatte Deutschland gleich die ersten vier Länderspiele der DFB-Historie in den Jahren 1908 und 1909 verloren, bevor mit einem 3:3 in Ungarn immerhin das erste Remis gelang.

Was er ändern will: die Einstellung seiner Fußballer. Davon werden sich einige in Köln aber vorerst auf der Bank wiederfinden. Als bestrafende Maßnahme will er das nicht verstanden wissen: "Wir haben uns den Gegner angeschaut und eine Idee entwickelt, wie wir spielen wollen. Es wird inhaltlich keine komplett veränderte Mannschaft geben, personell aber wird sich sicher etwas ändern." Was genau, das verriet Nagelsmann nicht. Aber es gibt ein paar Hinweise, was sich tun kann.

"Den Nebenmann anzünden"

Nagelsmann hatte die Emotionalität als großes Thema ausgerufen. In der Leidenschaft auf dem Rasen sieht er den Schlüssel für den Erfolg. Nicht im taktischen System. Die Spieler haben sich ausgesprochen, Nagelsmann hat Einzelgespräche geführt, er hat potenzielle Anführer motiviert, mehr aus sich herauszugehen, vor allem bei der Kommunikation. "Es geht an jeden, an Trainer wie Spieler, die Körner bei sich zu sammeln, den Nebenmann anzuzünden", forderte der Bundestrainer. "Wenn du lauter bist, löst das auch beim Gegenüber was aus." Wer aber könnte nun reinrücken ins Team? Der emotionale Robert Andrich gilt als Kandidat, er könnte den Platz neben Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld einnehmen.

Eine Veränderung dürfte es auch hinten rechts geben. Bekäme Nnamdi Collins nach seinem schwachen Debüt eine erneute Chance, wäre das eine große Überraschung. Pascal Groß könnte eine Option sein, oder aber Maxi Mittelstädt, der linke Verteidiger. Die große Baustelle bleibt eine große Baustelle. Ob sich auch vorne etwas tun wird? Bedarf für mehr Kreativität, für mehr Unterstützung für die 220-Millionen-Euro-Jungs Nick Woltemade und Florian Wirtz ist auf jeden Fall vorhanden. Gerade für Wirtz ist das Spiel eine besondere Heimkehr. Beim 1. FC Köln wurde er einst ausgebildet und beim letzten Länderspiel in Köln wurde er beim 2:3 gegen Belgien schon nach 32 Minuten vom damaligen Bundestrainer Hansi Flick ausgewechselt. Die Optionen vorne sind indes rar, womöglich bekommt der nachnominierte BVB-Mann Maxi Beier eine Chance.

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