Da reicht ein Wort – erbärmlich
Dieser Auftritt muss der deutschen Nationalmannschaft und dem Trainerteam sehr zu denken geben. Es war der schwächste seit Langem. Beim 0:2 (0:1) auswärts gegen die Slowakei ließ die Auswahl beinahe alles vermissen, was es braucht. Der Auftakt in die WM-Qualifikation für das Turnier 2026 in den USA, Kanada und Mexiko misslang völlig.
Die Niederlage gegen die stark und mutig spielenden Slowaken ist eine Blamage, der Sieg der Gastgeber war hochverdient. Die deutsche Mannschaft hat offensichtlich mehr und intensivere Baustellen als gehofft und gedacht. Sie hätte noch höher verlieren können. Das Fehlen der verletzten Stars wie Jamal Musiala und Kai Havertz mag ein Grund dafür sein, reich aber nicht als Alibi.
In der ersten Halbzeit spielte die Nationalelf erbärmlich. Danach wurde es kaum besser. Keine Abstimmung, keine Überzeugung, kaum Torgefahr, hinten enorm anfällig. Wohlgemerkt gegen den 52. der Weltrangliste. Die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann präsentierte sich harmlos und instabil. Flanken und Pässe waren meist ungenau, das Zweikampfverhalten viel zu oft weit entfernt von Weltklasse.
Debütant Nnamdi Collins spielte als Verteidiger schwach und wurde zur zweiten Halbzeit ausgewechselt, doch es allein an ihm festzumachen, würde zu kurz greifen. Auch erfahrene Stars wie Antonio Rüdiger, Leon Goretzka und Florian Wirtz spielten fehlerhaft. Nagelsmanns Maßnahme, Joshua Kimmich für mehr Struktur und Ordnung in das zentrale Mittelfeld zu ziehen, hatte an diesem aus deutscher Sicht bitteren Donnerstagabend nicht den erhofften Effekt.
Lücken zu groß, Woltemade wirkungslos
Die Mannschaft agierte enorm unsicher. Die Lücken zwischen den Spielern waren zu groß, von Kreativität in der Offensive kaum was zu sehen. Nick Woltemade blieb im Sturm nahezu wirkungslos.
Bundestrainer Nagelsmann hatte gefordert, man müsse souverän und dominant durch die Qualifikation kommen. Seine Mannschaft hätte den Anspruch, bei der WM um den Pokal mitzuspielen. Nagelsmann gab offiziell den Gewinn des Titels als Ziel aus. Jetzt hat sich der Trend, der mit den beiden Nations-League-Niederlagen gegen Portugal (1:2) und Frankreich (0:2) im Juni angestoßen wurde, erst einmal verfestigt. „Es hat sich das fortgesetzt, was wir schon in diesen beiden Spielen gesehen haben“, erkannte dann auch Sportdirektor Rudi Völler.
Auf Nagelsmann wartet viel Arbeit. Bereits Sonntag (20:45 Uhr, RTL) steht das nächste Qualifikationsspiel an, in Köln geht es gegen Nordirland. Es bedarf einer deutlichen Leistungssteigerung. Ansonsten wird der Glaube daran, dass Nagelsmanns Ziel ein realistisches ist, in Deutschland noch geringer als ohnehin schon.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Beim Spiel Bratislava war er im Stadion.
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