Olympische Spiele brauchen nicht nur den richtigen Ort und das passende Konzept, sondern auch die Menschen, die alle Ideen zusammenführen. Für Hamburg soll das Steffen Rülke sein, der am Dienstag im Rathaus als neuer Leiter der Olympia-Projektgruppe vorgestellt wurde. Rülke ist, das wurde schnell deutlich, ein Mann mit bundesweiter Sportpolitik-Erfahrung und einem ausgeprägten Hang zur Zuversicht. „Ich bin fest davon überzeugt: Hamburg kann Olympia“, sagte er – und klang dabei, als hätte er schon die olympische Fackel in der Hand. Hamburgs Konzept sei das „klügste und professionellste“, die Active City Strategie „exzellent und beispielgebend für ganz Deutschland“.

Als früherer Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium habe er einen bundesweiten Überblick gewinnen können. Das Hamburger Konzept sei für ihn das klügste und professionellste, sagte Rülke. Wie Hamburg wollen sich auch Berlin, München und die Region Rhein-Ruhr für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Ende Mai kommenden Jahres sollen die Hamburgerinnen und Hamburger darüber entscheiden. 2015 war ein Referendum für eine Bewerbung um die Ausrichtung der 2024er-Spiele in der Hansestadt gescheitert.

Und noch immer sind nicht alle Feuer und Flamme. Die Linken haben ihre Ablehnungs-Pressemitteilungen schon seit Jahren „auf Taste“ liegen, beim BUND Hamburg ist das nicht anders. Der Umweltverband sieht in der Bewerbung eher eine CO₂-Schleuder als ein Sportfest. Vorsitzende Sabine Sommer warnt: „Olympische Spiele überschreiten ihre Budgets regelmäßig um 200 bis 300 Prozent.“ Und selbst die Pariser Spiele 2024 hätten 1,6 Millionen Tonnen CO₂ verursacht. Ihre Bilanz: „Eine ‚Active City‘ sind wir auch ohne Olympia.“

Die CDU hingegen sieht in Olympia die Chance auf eine glanzvolle Zukunft. Fraktionschef Dennis Thering fordert vom rot-grünen Senat mehr Begeisterung und ein schlüssiges Konzept. „SPD und Grüne dürfen die Bewerbung nicht verspielen“, mahnt er. Sportpolitiker Ralf Niedmers ergänzt: „Olympia kann Hamburg als Sportmetropole weltweit etablieren.“

Sportökonom Wolfgang Maennig, früher selbst Olympia-Ruderer, plädiert für einen Perspektivwechsel: „Wollen wir gute Gastgeber sein und die besten und motiviertesten jungen Leute der Welt empfangen?“ Das sei die wesentliche Frage – nicht, ob sich mit Olympia Geld verdienen lasse. „Wer so denkt, hat meiner Meinung nach von vornherein den Anspruch auf Olympische Spiele verwirkt.“

„Ein absolutes Leidenschaftsthema“

Das passt ganz gut zu Rülkes Vorstellungen. Olympia sei für ihn ein „absolutes Leidenschaftsthema“ und weit mehr als „nur eine Sportveranstaltung“, sagte Rülke. Es gebe keine andere Veranstaltung, bei der so viele Menschen aus aller Welt zusammenkommen. „Welche Stadt wäre dafür besser geeignet als das weltoffene und liberale Hamburg?“, fragte er. Hamburg habe sich mit der „Active City Strategie“ nach dem 2015 gescheiterten Referendum dem Sport verschrieben. Mit hohen Investitionen und Wachstumsraten in den Vereinen sei die Hamburger Strategie „exzellent und beispielgebend für ganz Deutschland“, sagte Rülke. Die Olympiabewerbung sei deshalb nur folgerichtig.

Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gibt sich optimistisch. Das IOC habe sich reformiert, sagt er. Keine teuren Neubauten mehr, sondern Nutzung bestehender Sportstätten. 87 Prozent davon seien in Hamburg bereits vorhanden – oder würden ohnehin gebaut. Klingt gut. Und auch die Bundesregierung habe ihre Unterstützung zugesagt. Klingt noch besser.

Geplant sind 38 Disziplinen in Hamburg, dazu Segeln, Handball und Rugby in Kiel. Die Eröffnungsfeier soll auf der Binnenalster stattfinden – mit fünf Plattformen in olympischer Ringformation. Das Olympische Dorf ist in der Science City angedacht. Und irgendwo dazwischen soll auch noch eine Hyperloop-Strecke nach Kiel entstehen. Zumindest laut Bewerbungskonzept. In der Realität gibt es bisher nur Teststrecken in Emden und Ottobrunn. Aber träumen darf man ja.

Kieler sollen im April abstimmen

Auch Kiel will mitspielen – zumindest beim Segeln. Am 19. April 2026 soll die Bevölkerung dort per Bürgerentscheid abstimmen, ob sich die Stadt erneut als Austragungsort für olympische Segelwettbewerbe bewerben soll. Sportdezernent Gerwin Stöcken spricht von „Planungssicherheit“. Die genaue Fragestellung des Referendums steht noch aus. Kiel wäre damit zum dritten Mal olympischer Segelstandort – nach 1936 und 1972. Und: Schon 2015 stimmten dort 65,57 Prozent für eine Bewerbung. Am Ende scheiterte es an Hamburg. Ob es diesmal anders läuft? Das hängt von vielen Faktoren ab: Kosten, Konzept, Kommunikation. Und vielleicht auch davon, ob Hamburg es schafft, die Spiele als etwas zu beschreiben, das bleibt, wenn die Flamme längst erloschen ist.

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