Der Radsport trauert um Walter Godefroot
Ohne Godefroot hätte es die Erfolgswelle im deutschen Radsport um Jan Ullrich in den 90er-Jahren wohl kaum gegeben. Als Teamchef führte der Belgier den Bonner Rennstall Telekom an die Weltspitze. Zuletzt war es still um den ehemaligen Radprofi geworden. Er war schwer erkrankt.
Der Radsport trauert um Walter Godefroot. Der langjährige Teamchef des früheren Tour-de-France-Siegers Jan Ullrich ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Das berichteten in Belgien übereinstimmend die Nachrichtenagentur Belga und mehrere Medien.
Godefroot hatte einst das Team Telekom mit Ullrich und Erik Zabel an die Weltspitze geführt und so für einen beispiellosen Radsport-Boom in Deutschland gesorgt. Auch als Radprofi hatte der Belgier viele Erfolge gesammelt. In den letzten Jahren hatte sich der Ex-Funktionär derweil weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, nachdem er an Parkinson erkrankt war.
Als Godefroot 1992 mit der Führung des Teams Telekom beauftragt wurde, musste er viel Pionierarbeit betreiben. Innerhalb weniger Jahre baute er quasi aus dem Nichts ein Weltklasse-Team auf, in dem Ullrich, Erik Zabel und Co. reihenweise Erfolge feierten.
Erst der Hype, dann die Anschuldigungen
Vier Jahrzehnte bestimmte der Radsport Godefroots Leben. In den 60er und 70er Jahren avancierte der dreifache Familienvater zum erfolgreichsten belgischen Radprofi nach Eddy Merckx. In seiner Heimat gewann er alle wichtigen Klassiker, triumphierte dazu bei Paris-Roubaix und gewann zehn Etappen bei der Tour de France.
Erfolge, an die er als Teamchef anknüpfte. 14 Jahre stand Godefroot an der Spitze des Bonner Radrennstalls und feierte zwei Tour-Gesamtsiege mit Bjarne Riis (1996) und Ullrich (1997) sowie zahlreiche Klassiker- und Etappenerfolge bei großen Rundfahrten. "Mit Jan und Bjarne war es super. Aber die Probleme waren die enorme Erwartungshaltung, der große Druck der Öffentlichkeit", sagte Godefroot einst rückblickend. Vor allem mit dem großen Hype um Ullrich tat sich der distanzierte Chef schwer.
Als 2007 die Doping-Enthüllungen rund um das Telekom-Team publik wurden, hatte sich Godefroot bereits aus der ersten Reihe verabschiedet. Er hatte sich nach der Saison 2005 zurückgezogen und war ab Juli 2006 vollkommen überraschend kurzzeitig noch einmal beim Team Astana in verantwortlicher Position tätig. Astana beendete im Jahr 2007 die Zusammenarbeit mit ihm. Es ging um Godefroots angebliche Doping-Vergangenheit.
Von all den Machenschaften des Team Telekoms aber wollte Godefroot nichts gewusst haben. "Ich war nicht der Mann hinter dem System", sagte der Belgier. Er habe Doping im Team weder organisiert noch finanziert. Er sei wohl naiv gewesen.
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