Was Thomas Müller in Vancouver "am meisten positiv überraschen wird"
Die Vancouver Whitecaps haben überraschend das Rennen um Thomas Müller gewonnen, der Superstar wird künftig in Kanada auf Tore- und Titeljagd gehen. Die Begeisterung ist riesig und auch die Bayern-Ikone wird noch ganz neue Erfahrungen machen.
Die große Karriere von Thomas Müller wird in Vancouver ausklingen, die ewige Ikone des FC Bayern München wird nach seinem Abschied vom deutschen Rekordmeister in der kommenden Woche seinen Dienst beim kanadischen Team in der US-Profiliga MLS antreten. Von einem allzu lockeren Austrudeln nach mehr als zwei Jahrzehnten im Stahlbad FC Bayern in der expandierenden, international aber eher zweitklassigen Liga kann allerdings keine Rede sein. Im Gegenteil: Jetzt soll es erst so richtig losgehen. Das jedenfalls erhoffen sich die Vancouver Whitecaps vom spektakulärsten Neuzugang in der gesamten Liga: "Es geht darum, darauf vorbereitet zu sein, in den ganz engen Spielen das bisschen mehr Qualität, Erfahrung und Siegermentalität zu haben", der langjährige Bayern-Profi spiele da "eine ganz große Rolle", sagt Axel Schuster, der deutsche Sportdirektor der Vancouver Whitecaps, im Gespräch mit ntv/RTL und sport.de.
Schuster hatte einst gemeinsam mit Jürgen Klopp und Christian Heidel als Teammanager den Aufstieg des 1.FSV Mainz 05 von der viel beweinten Dramaqueen der 2. Fußball-Bundesliga zum Publikumsliebling mit Europapokal-Momenten im Oberhaus miterlebt. Später arbeitete er unter Heidel beim FC Schalke 04. Der Mann weiß, wie Euphorie aussieht. "Am Tag der Verkündung hatten wir das beste Ergebnis in unserem Fanshop in der Geschichte unseres Vereins. Wir haben einen Anstieg im Ticketverkauf für sämtliche Spiele. Und der Flughafen will schon wissen, wie wir die Empfangszeremonie machen wollen. Der deutsche Botschafter hat sich angekündigt für sein erstes Spiel. Die Begeisterung hier ist riesig und das ist ja auch gerecht", sagt Schuster zur Ankunft des 131-fachen Nationalspielers.
"Einer der größten Spieler der Geschichte"
Als er 2018 bei den Whitecaps angefangen habe, sei das Team in der Vorsaison die schlechteste Mannschaft der Liga gewesen, erinnert sich Schuster. Nun ziehe man jedes Jahr in die Playoffs ein, stand im Champions-League-Finale, wo man "auf dem Weg ein paar der großen mexikanischen Klubs, die wir auch in der Klubweltmeisterschaft gesehen haben, aus dem Weg geräumt" habe. Und nun will man mit Thomas Müller den ganz großen Wurf schaffen.
"Wir heißen hier jemanden willkommen, der einer der größten Spieler in der Geschichte des deutschen Fußballs ist. Der im Prinzip alles gewonnen hat. Außer der kanadischen Meisterschaft und dem MLS-Titel, wie ich scherzhaft gesagt habe", sagt der Sportdirektor und lacht. Und fährt ernst fort: "Und daran wollen wir dann gemeinsam arbeiten." Derzeit ist man in der Western Conference Zweiter bei einem Spiel weniger als Tabellenführer San Diego.
Bei den Whitecaps wird Thomas Müller nicht die Nummer 25 tragen, mit der er beim FC Bayern zur Klublegende wurde und sich zum Rekordspieler machte. Stattdessen wird er mit der 13 auf Titeljagd gehen, seine Weltmeister-Nummer im DFB-Team. Ansprüche hat der prominenteste Spieler der Klubgeschichte nicht gestellt, berichtet Schuster. "Er hat gesagt: 'Gebt mir die Nummern, die frei sind und ich wähle eine aus.'" Klubseitig habe man aber gerne eine Tradition fortsetzen wollen. "Die 25 ist von unserem Kapitän besetzt. Aber die 13 war besetzt von einem jungen kanadischen Spieler, den ich vorsichtig gefragt habe, ob er seine Nummer freimachen würde. Es sei eine große Ehre für ihn, die Nummer weiterzugeben, sagte er. Und so haben wir dann die 13 für Thomas frei gemacht."
Die Liga ist "sehr, sehr glücklich"
Überhaupt freuen sich die Spieler auf den Neuen aus Übersee. "Unsere Spieler haben Kontakt zu Alphonso Davies aufgenommen und der hat ihnen erzählt, was für ein herausragender Teamkollege Thomas ist. Deswegen können es alle kaum erwarten. Jeder möchte natürlich mit ihm auch mal auf dem Platz stehen, trainieren und spielen." Außenverteidiger Davies war 2018 mit 17 Jahren von den Whitecaps zum FC Bayern gewechselt, inzwischen ist der 24-Jährige Kanadas größter Fußballstar. Sein Debüt soll Müller, der in der kommenden Woche nach Kanada reist, schon am 17. August gegen Houston Dynamo feiern. "Das Stadion wird voll sein, alle Leute werden sehr euphorisch sein und wollen ihn sehen. Also werden wir dann auch alles versuchen, ihn allen zu präsentieren."
Die Strahlkraft von Weltmeister Müller vergleicht Axel Schuster mit der von Superstar Lionel Messi, der mehr als 5000 Kilometer südöstlich ganz am anderen Ende des Kontinents für Inter Miami spielt. "Messi ist einer der größten Spieler seiner Zeit und man sieht ja den Impact, den er hier hat. Messi spielt allerdings in Miami. Das ist ein Markt, der auch grundsätzlich viele, viele Latinos beheimatet. Für uns war von vornherein klar, dass ein Spieler wie Messi oder ein vergleichbarer Spieler aus Südamerika bei uns niemals den gleichen Effekt haben könnte, weil wir gar nicht die Bevölkerung haben."
Im Einzugsgebiet der Whitecaps lebten 200.000 Nachkommen Deutscher in zweiter und dritter Generation. "Und wir wissen, dass Thomas auch sehr, sehr populär ist in Asien. Er war das Gesicht von Bayern München auf den Chinatouren des FC Bayern, er hat dort mehr Follower als jeder andere Fußballer außer Messi und Ronaldo. Und deswegen ist er genau der richtige Spieler für unseren Markt und damit auch für die MLS. Die MLS hat die Unterschrift und den Transfer ja auch gefeiert auf allen Kanälen. Die Liga ist auch sehr, sehr glücklich über das, was wir gemacht haben."
"Schönste Stadt in der MLS"
Auf Müller, der in seiner Karriere zweimal die Champions League gewann und vom Bernabeu übers Old Trafford bis zum San Siro in den unterschiedlichsten Fußballtempeln auflief, werden sportlich keine großen Überraschungen warten, sagt Schuster. Stattdessen wird es aber ganz besondere Herausforderungen im Ligabetrieb geben. "Wir spielen auf dem Kontinent. Du spielst manchmal Spiele in Texas, da ist es 40 Grad heiß. Du spielst manchmal in 2000 Metern Höhe in Colorado. Der Ansatz kann also nicht immer der gleiche sein. Wenn man in solch einer Hitze spielt, dann spielt man vielleicht ein bisschen langsamer und ein bisschen mehr aus der Tiefe. Und insofern hat es da viele Diskussionen darüber gegeben, für welche Situation Thomas wo am besten eingesetzt werden kann und wie er uns am besten mit seiner Stärke auch helfen kann."
Ungewohnt wird für die Bayern-Legende eher das Leben in der Metropole Vancouver sein: "Das, was ihn am meisten und positiv überraschen wird, ist, dass er sich frei in der Stadt bewegen kann, ohne dass er alle fünf Meter ein Selfie machen muss", erwartet Schuster. "Diese Stadt ist sehr zurückhaltend." Dazu sei Vancouver "die schönste Stadt in der MLS", ist sich der 53-Jährige sicher, "wir haben pazifische Strände - und wir haben Berge wie in Bayern."
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