Letzte Hoffnung Berufung – Eike Immel fechtet Urteil an
Der frühere Bundesliga- und Nationaltorwart Eike Immel will das am Donnerstagnachmittag verkündete bisher nicht rechtskräftige Urteil des Amtsgerichts Marburg nicht hinnehmen. Zwei Jahre und zwei Monate Haft ohne Bewährung lautete der Schuldspruch der Richterin. Nun kündigte sein Anwalt Turgay Schmidt an: „Wir werden Berufung einlegen.“
Das Amtsgericht sah es als erwiesen an, dass Immel systematisch und in gewerbsmäßiger Weise in 107 Fällen getäuscht habe. Richterin und Staatsanwaltschaft bewerteten die Aussagen der Zeugen als durchweg glaubwürdig. Für eine Bewährungsstrafe gebe es „keinen Raum“. Immels Anwalt will jedoch für seinen Mandanten weiterkämpfen. „Wir werden die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden“, so Schmidt.
Der 64 Jahre alte Immel, mit 534 Einsätzen auf Rang sieben der ewigen Bundesliga-Rekordspieler-Tabelle, soll sich über Jahre hinweg immer wieder Geld von Freunden und Bekannten geliehen haben – mit dem Versprechen, es bald zurückzuzahlen. Passiert ist das selten. Insgesamt geht es um eine Schadenssumme von über 34.000 Euro. Auch die Lebensgefährtin des 2023 verstorbenen Weltmeisters Andreas Brehme zählt zu den mutmaßlich Geschädigten. Brehme hatte 2022 in einer polizeilichen Vernehmung gesagt: „Er hat öfter nach Geld gefragt, circa 20.000 Euro. Bis wir irgendwann gesagt haben: jetzt nicht mehr.“
„Der pokerte schon wie ein Süchtiger“, schrieb Schumacher
Immel soll schon zu aktiven Zeiten Probleme gehabt haben, sein Geld zusammenzuhalten. Harald Schumacher, der 76 Mal das deutsche Tor hütete, berichtete in seinem 1987 erschienen Skandal-Buch „Anpfiff“ von wahren Spielexzessen im Kreise der Nationalelf. Vor allem Immel soll während der WM 1982 auffällig geworden sein: „Der pokerte schon wie ein Süchtiger. Oft sah man ihn, wie er sich enttäuscht und völlig gerupft auf sein Bett warf. Nicht selten wurde um 20.000 bis 30.000 D-Mark gespielt.“
Immel stritt die von Schumacher genannten Summen vehement ab. Die Zockerei sei auch nicht schuld an seiner finanziellen Misere, sagte er im Jahr 2011, das habe an Scheidung, gescheiterten Bauherrenmodellen und falschen Freunden gelegen.
Das aktuelle Gerichtsverfahren war nicht der erste Prozess gegen ihn. Immel wurde bereits im Jahr 2008 wegen Betrugs verurteilt. Auch damals lieh er sich Geld und zahlte es nicht zurück. Zu diesem Zeitpunkt war das Privatleben des einstigen Fußballhelden längst in Schieflage geraten. Mehrere Monate lang hatte Immel an seine Ex-Frau Stefanie keinen Unterhalt für die beiden gemeinsamen Kinder (ein Sohn, eine Tochter) gezahlt.
Früh raus bei „Promis unter Palmen“
Immel versuchte zudem, in TV-Formaten an Geld zu kommen und verdingte sich als Reality-Star. So nahm er 2008 am RTL-Dschungelcamp teil, in diesem Jahr war er Teil der Sat.1-Sendung „Promis unter Palmen“, schied dort aber bereits nach zwei Folgen aus und hatte keine Chance auf die Siegprämie von 50.000 Euro.
Der gleiche Sender strahlt regelmäßig eine Doku-Reihe mit dem Titel „Über Geld spricht man doch“ aus. Auch Immel wurde besucht. In der 2024 gesendeten Folge gab er an, er gönne sich weiterhin regelmäßige Restaurantbesuche und eine Putzkraft, obwohl er von Bürgergeld lebe und seine bescheidene Wohnung mit gespendeten Möbeln eingerichtet sei: „Es war nie in meinem ganzen Leben der Fall, dass ich mal den Fußboden gewischt hätte.“
Im aktuellen Prozess selbst schwieg Immel. Sein Anwalt versicherte, sein Mandant schäme sich für die Taten. Er sei kein „gewerbsmäßiger Betrüger, sondern ein gescheiterter Fußballstar“. Ob diese Argumentation im Berufungsverfahren hilft, wird sich zeigen.
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