„Es ist schon alles geil“ – Bielefelds Vorfreude nach einer Saison für die Ewigkeit
Noch einmal erlaubten es sich die Arminen, in Erinnerungen zu schwelgen. „Schwarz-Weiß-Blau ist unsere Welt“, hieß der Dokumentarfilm, den das Social-Media-Team des Klubs zusammengeschnitten hat – und der die Fans des ostwestfälischen Traditionsvereins auf eine zweieinhalbstündige Zeitreise mitnahm: durch die Saison 2024/2025, die mit gleich zwei Ereignissen beendet worden war, von denen zuvor nur wenige zu träumen gewagt hatten – dem Aufstieg in Zweite Bundesliga und dem Erreichen des DFB-Pokalfinales.
Der Film zeichnete einen Weg nach, der vielen immer noch ein klein wenig unwirklich vorkommt. Vor allem, weil es der Deutsche Sportclub (DSC), der vor gut einem Jahr fast von der ersten direkt bis in die vierte Liga durchgereicht worden wäre, schaffte, erstmals überhaupt nach Berlin fahren zu dürfen. Zwar ging das Endspiel gegen den VfB Stuttgart 2:4 verloren – doch gefühlt war es für Anhänger der Ostwestfalen das schönste Spieljahr in der Geschichte ihres Vereins überhaupt. Also strömten sie in Scharen ins Kino. Aus den anfangs drei geplanten Vorstellungen wurden aufgrund der hohen Nachfrage 44 – und das nicht nur in Bielefeld. Es gab sogar Anfragen von Lichtspielhäusern aus Berlin und Hamburg, die „Schwarz-Weiß-Blau“ zeigen wollten.
Der Hype hält an. „Es ist schon alles geil gerade“, schwärmte Trainer Mitch Kniat, der mit seiner Mannschaft am Samstag zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr, RTL und Sky) in die neue Zweitligasaison starten wird. Die „Alm“ ist mit 27.332 Zuschauern seit Wochen ausverkauft. Der Dauerkartenverkauf musste in Rekordzeit schon wieder gestoppt werden, da die Marge von 17.000 schnell erreicht war. Das Merchandising blüht. „Wir sind von den Anfragen überwältigt. Dieser Zuspruch macht uns stolz“, sagte Geschäftsführer Christoph Wortmann.
Mehrwert für die Kommune geschaffen
Das gilt auch für die Entwicklung der Mitgliederzahl. Das vor der vergangenen Saison eher symbolisch gesetzte Ziel von 19.005 – in Anlehnung an das Gründungsjahr 1905 – wurde locker übertroffen. Mittlerweile gibt es 27.000 eingetragene Arminen, was den Klub unter den deutschen Fußballvereinen auf Platz 22 katapultierte.
Die Sommerpause wurde genutzt, um die neue Popularität zu kapitalisieren – und die Arminen werden nicht müde, ihre zunehmende Bedeutung zu betonen. So wurde in einer vom Verein in Auftrag gegebenen Wertschöpfungsstudie herausgestellt, dass Arminia in der vergangenen Saison für die Kommune über 150.000 Millionen Euro an wirtschaftlichem, medialem und gesellschaftlichem Mehrwert geschaffen hat. „Die Zahlen belegen beeindruckend, dass Arminia weit über den Sport hinaus wirkt: als Wirtschaftsfaktor, Imageträger und Motor für die Gesellschaft und Gemeinschaft in der Region“, so Wortmann. Und dabei wurde die Datenerhebung bereits im Januar, lange vor dem Erreichen des Pokalendspiels und des Aufstiegs, abgeschlossen.
All dies gibt viel Rückenwind für das Zweitligajahr – was guttut. Denn die Erfolge haben auch Begehrlichkeiten geweckt. Mit Linksverteidiger Louis Oppie, der für zwei Millionen Euro Ablöse zum FC St. Pauli wechselt, und mit Mittelfeldspieler Maruis Wörl, für den sein früherer Verein Hannover 96 eine Kaufoption in Höhe von 500.000 Euro gezogen hat, sind zwei Leistungsträger gegangen. Für sie kam in Tim Handwerker ein neuer Außenverteidiger ablösefrei von Jahn Regensburg. In Marvin Mehlem wurde für 500.000 Euro von Hull City ein neuer Spielgestalter verpflichtet. Mehlen hat in Paderborn, Karlsruhe und Darmstadt Zweitliga-Erfahrung gesammelt – von der es nicht so viel im Kader gibt.
Die Bielefelder halten sich trotz der Einnahmen auf dem Pokal von über zehn Millionen Euro auf dem Transfermarkt zurück. „Wir haben nach wie vor nicht die Schubkarre voller Geld, die wir ausleeren können“, sagte Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel. Es werde unverändert ein auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Kurs verfolgt. In erster Linie wird auf junge, entwicklungsfähige Spieler gesetzt. „Wir sind in der Dritten Liga mit einigen Spielern aus der Regionalliga gestartet, die nun in die Zweite Liga aufgestiegen sind und im Pokalfinale standen“, so Mutzel.
Vor allen Dingen wird auf Kontinuität gesetzt. Am Dienstag wurde verkündet, dass die Zusammenarbeit mit den beiden Geschäftsführern zeitlich ausgeweitet wird – ein wichtiges Zeichen. Während Wortmann für die wirtschaftliche Konsolidierung steht, hat Mutzel gemeinsam mit Kniat dafür gesorgt, eine neue Mannschaft aufzubauen, die in den vergangenen zwei Jahren rasant an ihren Aufgaben gewachsen ist.
Auch daran erinnerte der Film. Denn noch im vergangenen Herbst hatte es Forderungen nach einem Rauswurf von Kniat gegeben. Doch Mutzel handelte antizyklisch. Er verlängerte den Vertrag mit dem Coach, der heute in Bielefeld fast schon Heldenstatus genießt – und die Euphorie mit in das neue Abenteuer Zweite Liga nehmen will.
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