Mit dem "Neandertaler" auf die MMA-Überholspur
Kurzvideos auf Social Media zu Kämpfen und Essgewohnheiten des MMA-Profis Frederic Vosgröne erhalten zig Millionen Aufrufe. Sein Image: Der Neandertaler. Sportlich wagt der 28-Jährige nun ein schwieriges Unterfangen. Er kämpft gleich zweimal innerhalb weniger Wochen.
Das Potenzial des MMA-Kämpfers Frederic Vosgröne ist gigantisch. Auf Marketingebene sogar noch viel größer als auf sportlicher. Zumindest aktuell. Denn egal, was der "Neandertaler", so der Spitzname des 28-Jährigen, anfasst, isst, oder wen er im Käfig vermöbelt - es kommt beim Publikum enorm gut an. Nun soll der neue deutsche MMA-Star gleich zweimal innerhalb von 29 Tagen ran. Veranstalter Oktagon geht damit ein hohes Risiko, mit hohem Belohnungspotenzial.
Vosgröne wird sowohl am 20. September in Frankfurt am Main den Hauptkampf bestreiten als auch am 18. Oktober in der Kölner Lanxess Arena in den Käfig steigen. Gegen wen, ist in beiden Fällen noch unklar. Für die Rheinmetropole war der Düsseldorfer ohnehin schon angekündigt, weil Oktagon durch Vertragskomplikationen das Main Event in Frankfurt weggebrochen war, soll Vosgröne dort in die Bresche springen.
Der "Neandertaler" hatte vor einigen Monaten nach seinem Debütsieg in Düsseldorf einen Hype ausgelöst. Sein Aussehen, sein Auftreten, sein unverkennbares Lachen - dazu kommt Vosgröne auch noch aus dem Neandertal. Der Spitzname ist Programm und deshalb wirkt alles, was er tut, so natürlich. Auf Social Media bekommen Kurzvideos über Essgewohnheiten zig Millionen Aufrufe, er sitzt im RTL-Frühstücksfernsehen, taucht bei großen Radiostationen und Sportsendern auf. Der "Neandertaler" ist massentauglich.
Für den MMA-Sport kann der Herbst somit einen riesigen Boost bedeuten. Mit Max Holzer kämpft eine Woche vor Vosgröne in Hannover ein weiterer großer Star, beim Event in Köln gehen viele davon aus, dass Christian Eckerlin den Hauptkampf machen wird. Die Vosgrön'sche Zwei-Kampf-Saga wäre da noch das i-Tüpfelchen und würde maximale Aufmerksamkeit bedeuten. MMA in Deutschland auf der Überholspur.
Gute Idee mit vielen Risiken
Die Idee von Oktagon ist also gut, in der MMA-Welt sind zwei Kämpfe innerhalb weniger Wochen auf diesem Niveau absolut untypisch. Das Risiko einer Verletzung ist bei beiden Käfig-Auftritten nicht wegzudiskutieren. Sollte das in Frankfurt geschehen, bricht der Kampf in Köln weg. Bei den Fans dürfte man sich damit nicht sonderlich beliebt machen, denn mit Vosgröne verkauft der tschechische Veranstalter für die Lanxess Arena bereits fleißig Karten. Frankfurt ist dagegen durch zahlreiche Lokalmatadoren mit Patrick Vespaziani oder Fedor Duric bereits so gut wie ausverkauft.
Gesundheitlich ist MMA ohnehin schon ein Extremsport, dazu kommt noch die unnötige, aber von allen praktizierte, sehr starke Dehydrierung einen Tag vor dem Kampf, um in der bestmöglichen Gewichtsklasse zu landen. Auch wenn der mutmaßliche Vorteil bei diesem Gewichtsjojo verpufft, weil es eben alle machen, ist es eine kräftezehrende Prozedur. Vosgröne würde sich dem gleich zweimal in kurzer Zeit aussetzen.
Aber was, wenn Vosgröne beide Kämpfe gewinnen sollte? Seine Bilanz würde sich nicht nur auf 6-0 verbessern. Noch viel wichtiger: Er würde eine kleine Heldengeschichte schreiben. So ein Unterfangen gab es in Deutschland zuvor noch nicht. Der "Neandertaler" wäre erneut Gesprächsthema in vielen Gesellschaftsbereichen, in die der Sport vielleicht sonst nicht vordringen würde. Dafür riskiert der Veranstalter - aber auch Vosgröne - sehr viel.
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