Im Schatten der Palmen brauchte Freiwasser-Dominator Florian Wellbrock erst mal eine kalte Cola, um den Kreislauf wieder nach vorn zu bringen. Seine drei Gold-Kollegen aus der Staffel – Oliver Klemet, Isabel Gose und Celine Rieder – brachten den Ausnahmeschwimmer nach dem Triumph dann schnell ins Teamzelt. Dort gab es weiteren Zucker und eine kalte Dusche. Das half.

Vier Starts, vier Siege: Besser geht es nicht. Und das nur ein Jahr nach den für ihn so enttäuschenden Olympischen Spielen von Paris, als Wellbrock im Becken zweimal im Vorlauf ausschied und als Freiwasser-Olympiasieger von Tokio dieses Mal nur Achter wurder. „Da wird dir der Boden unter den Füßen weggezogen. Du stehst da und weißt erst mal nicht, was du machen sollst“, sagte er vor der WM im WELT-Interview. Singapur nun markiert seine triumphale Rückkehr an die Spitze. Und die WM ist für ihn noch nicht vorbei.

In seiner Karriere hat der gebürtige Bremer jetzt schon neunmal WM-Gold im Freiwasser gewonnen. Nur Thomas Lurz war mit zwölf Titeln noch erfolgreicher. „Das ist verrückt“, kommentierte Bundestrainer Bernd Berkhahn die Leistung Wellbrocks. Trotz – oder gerade wegen – zuvor drei Titeln über zehn und fünf Kilometer sowie im neuen Knockout-Sprint war Wellbrocks erneut starke Leistung in der Staffel keine Selbstverständlichkeit.

Wellbrocks Anspannung vor der Staffel war immens

Aber ganz klar: vier lange Rennen in so kurzer Zeit bei großer Hitze und Wassertemperaturen von über 30 Grad – das zehrt. „Die Woche hat wahnsinnig viel Kraft gekostet“, sagte Wellbrock denn auch. „Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Alle Batterien sind leer.“

Die drei Goldmedaillen vor dem Staffelrennen hatten ihm zwar viel Selbstbewusstsein gegeben, aber die Anspannung nicht gerade schmelzen lassen. Zumal Staffelrennen immer etwas Besonderes sind. „Der Druck wird nicht kleiner. Ich hatte ganz schön Probleme einzuschlafen, weil ich so nervös war. Ich wusste, es geht um die vierte Goldmedaille“, sagte Wellbrock. „Ich hatte ja nicht nur die Verantwortung für mich, sondern auch fürs Team.“

Rieder führte die deutsche Mixed-Staffel über 4x1500 Meter ins Rennen und übergab an Klemet. Der Olympia-Silbergewinner von Paris wechselte als Zweiter knapp hinter Frankreich auf Gose. Die 23-Jährige, die in Singapur ihre Freiwasser-Premiere bei Weltmeisterschaften feierte, schwamm ebenfalls stark. Sie schickte Schlussschwimmer Wellbrock mit einem Vorsprung von rund zehn Sekunden auf die ersten Verfolger auf die letzte Runde. Der 27-Jährige ließ die Konkurrenz zwar noch einmal herankommen, brachte den Sieg vor Italien und Ungarn aber ins Ziel. Sein Vorsprung auf Rang zwei betrug 2,1 Sekunden.

Kurze Pause für Wellbrock, dann geht es ins Becken

Wellbrock hat nun ein paar Tage Zeit, um sich zu erholen und auf die Rennen im Becken vorzubereiten. Nach dem Ende der Freiwasser-Wettkämpfe freut er sich zunächst auf ein gemeinsames Abendessen mit seinen angereisten Eltern. Und auf dringend nötige Erholung – gefeiert wird erst später.

„Ich merke, dass der Körper wirklich ausgelaugt ist. Da jetzt Alkohol draufzukippen, wäre mit Sicherheit keine gute Idee – auch, wenn mir das vielleicht schmecken würde“, sagte Wellbrock. Schon im Weggehen ergänzte er mit erhobenem Daumen und einem Lächeln: „Das Bier kommt dann, wenn ich im Flugzeug sitze auf dem Rückweg.“

Zuvor will er über 1500 Meter Freistil aber noch um Edelmetall schwimmen. Die Wettbewerbe in der Halle starten am kommenden Sonntag (27. Juli).

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