Jannik Sinner verhindert den dritten Wimbledon-Titel von Carlos Alcaraz in Serie. Mit dem epischen Duell in Paris kann das Finale in London jedoch nicht mithalten. Und dennoch bekommt die Tennis-Welt mit diesem Duell eine bittere Erkenntnis serviert.

Jahrhundertspiele lassen sich nicht alle paar Wochen einfach mal so wiederholen. Sonst wären es ja auch keine Jahrhundertspiele, sondern bestenfalls gigantische Momentaufnahmen. Eine solche aber lieferten im Finale von Wimbledon an diesem Sonntagnachmittag erneut Jannik Sinner und Carlos Alcaraz. Der Italiener, die Nummer eins der Welt, nahm Revanche für die dramatische Niederlage vor ein paar Wochen im Jahrhundertspiel von Paris. Drei Matchbälle hatte er gegen den Spanier bei den French Open vergeben und verloren. Dieses Mal war es anders, Sinner blieb cool, triumphierte und hämmerte danach vor Glück seine Faust auf den heiligen Rasen.

Das Finale an diesem Sonntag konnte nicht immer mit der Spannung und dem Niveau des Showdowns in Paris, dem Jahrhundertspiel, mithalten. Besonders Alcaraz zeigte ungewohnte Schwächen, die Sinner eiskalt ausnutzte. "Es ist immer schwierig, zu verlieren, besonders in einem Finale. Du hast großartiges Tennis über zwei Wochen gespielt", gratulierte Alcaraz.

"Das perfekte Match, um Paris zu vergessen"

Er verpasste seinen dritten Titel in Wimbledon, Sinner holte seinen ersten. Der Italiener gewann 4:6, 6:4, 6:4, 6:4. "Das perfekte Match, um Paris zu vergessen und wieder Geschichte zu schreiben. Sinner überwältigt Alcaraz mit Champagner-Tennis", schrieb der "Corriere della Sera". Und der Champagner war in diesem Finale tatsächlich ein arg kurioses Thema. Im zweiten Satz landete der Korken der Champagnerflasche eines Fans nur knapp neben Sinner, als er aufschlagen wollte. Anschließend entsorgte er selbst den Korken vom Rasen. "Es ist ein sehr teures Turnier", scherzte der Italiener, der sich von dieser Szene nicht aus der Ruhe bringen ließ.

"Es ist so besonders, so großartig, hier zu gewinnen. Als ich jung war, war dies nur ein Traum, der Traum der Träume, weil dies so weit entfernt war", sagte Sinner und richtete auch Worte an seinen Gegner. "Du wirst noch viele Titel hier gewinnen - aber du hast ja auch schon zwei." Mit dem Finale vollzog sich auch in Wimbledon endgültig der Generationenwechsel. Erstmals seit 2002 spielten weder der im Halbfinale von Sinner deklassierte Novak Djokovic noch die schon zurückgetretenen Roger Federer, Rafael Nadal und Andy Murray um den Titel.

Niemand kann mehr mithalten

Sinner setzte sich damit erstmals nach zuvor fünf Niederlagen wieder gegen den 22 Jahre alten Alcaraz durch. Für den Südtiroler war es der erste Titel seit den Australian Open und seiner anschließenden Dopingsperre. 40 Jahre nach dem ersten Wimbledon-Triumph von Boris Becker verpasste es Alcaraz dagegen, sowohl bei Erfolgen im All England Club (3) als auch bei Grand Slams (6) mit der deutschen Legende gleichzuziehen. Egal, es dürfte ohnehin nur eine Frage der Zeit sein, ehe der Spanier vorbeifliegt. So wie er und Sinner am Rest der Welt längst vorbeigeflogen sind. An dem verzweifelten und mit sich selbst kämpfenden Alexander Zverev etwa und auch am ewigen Riesen Novak Djokovic, der zwar immer noch irgendwie an ein Super-Comeback glaubt, aber merkt, dass seine Zeit abläuft.

Wie sehr die Tenniswelt wieder in zwei weit voneinander entfernte Teile zerbrochen ist, zeigt diese Statistik: Die vergangenen sieben Major-Titel (Sinner 4, Alcaraz 3) teilten sich die beiden Topstars auf. Seit dem Start der Saison 2024 haben die beiden nun alle Grand-Slam-Titel unter sich ausgemacht. Sinner, gerade einmal 23 Jahre alt, und Alcaraz, erst 22 Jahre jung, sind der Konkurrenz enteilt. Und das scheint sich in den kommenden Jahren nicht groß zu ändern. So sehen es zumindest die beiden Dominatoren, die bereit sind, eine neue große Geschichte des Sports zu schreiben, wie einst Roger Federer, Rafael Nadel und Djokovic.

"Jedes Mal, wenn wir gegeneinander spielen, ist unser Niveau wirklich hoch. Ich glaube, so ein Niveau sieht man sonst nicht", sagte Alcaraz, nachdem er auf dem heiligen Rasen von Sinner entthront worden war. Die Rivalität mit Sinner werde "immer besser", betonte der Spanier. Das sieht auch der Weltranglistenerste selbst so. Es sei emotional und für die Motivation wichtig, "wenn es jemanden gibt, der jung ist und quasi alles gewinnt. Du musst bereit sein, um mithalten zu können", sagte Sinner.

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