Europas Geld regiert weiter die Fußballwelt – doch ein Land wittert Morgenluft
Am Ende war der europäische Geldadel dann doch fast unter sich. Drei der vier Halbfinalisten kamen aus Europa – und wenn sich am Sonntag (21 Uhr, Sat.1 und DAZN) Paris St. Germain und der FC Chelsea im Finale der Klub-WM in East Rutherford duellieren, steht das sinnbildlich für die enormen Geldmittel, von denen in anderen Teilen der Fußballwelt nicht einmal geträumt werden darf: Der von der Herrscherfamilie aus Katar mit über zwei Milliarden Euro hochgerüstete Champions League-Gewinner Paris trifft auf den vom US-Geschäftsmann Todd Boehly geführten Verein aus London, dessen Finanzgebaren seit Jahren nahezu undurchschaubar wirkt.
Europe rules. Dieses Fazit stand schon fest, bevor Fifa-Chef Gianni Infantino die Klub-WM mit 32 Teilnehmern durchgeboxt hatte. Zu groß sind die wirtschaftlichen Unterschiede. Und dennoch: Egal, wie umstritten das Mammut-Turnier auch war und ist – es könnte zumindest den langfristigen Beginn einer gewissen Angleichung markiert haben.
Vor allem in Südamerika und speziell in Brasilien gibt es Hoffnung, dass es auf Sicht gelingen kann, den Abstand zu verkürzen. „Es hat sich gezeigt, dass viel in unserem Fußball passiert ist“, sagte Gilberto Silva. Der Weltmeister von 2002 freut sich, dass es durch die Klub-WM für die brasilianischen Spitzenvereine endlich ein neues Finanzierungs- und vor allem Vermarktungsmodell gibt. „Dieses Turnier hätte für uns kaum besser laufen können. Wir haben gezeigt, dass wir Qualität haben, nicht nur auf dem Spielfeld, auch in den Führungsebenen unserer Vereine“, so der 93-malige Nationalspieler.
Das reicht zwar noch nicht zur Weltspitze. Doch alle vier brasilianischen Vereine überstanden die Gruppenphase. Botafogo musste im Achtelfinale (gegen Palmeiras) die Segel streichen. Im Viertelfinale war für Palmeiras (gegen Chelsea) und Flamengo (gegen die Bayern) Schluss. Im Halbfinale unterlag Fluminense dann Chelsea. Doch die Einnahmen helfen.
Prozentual am besten verdienten die Europäer
Botafogo und Flamengo kassierten je 26,71 Millionen Euro an Prämien, Palmeiras 39,84 und Fluminense sogar 60,84 Millionen. Von solchen Finanzspritzen waren die großen Klubs aus Rio de Janeiro und São Paulo bislang weit entfernt. Prozentual am besten verdienten jedoch die Europäer – darunter auch die beiden deutschen Vertreter. So bekam Dortmund, das im Viertelfinale Real Madrid (2:3) unterlag, 52,61 Millionen Euro – rund ein Drittel mehr als die zwei Brasilianer, die ebenfalls in der Runde der letzten Acht ausschieden. Die Bayern, die gegen Paris die Segel streichen mussten (0:2), kassierten sogar 58,14 Millionen.
Die Gewinne werden jedoch geschmälert. Die Reisekosten waren exorbitant. Über zehn Millionen Euro mussten Dortmunder und Münchener aufwenden, hinzu kommen Prämien, die an die Spieler fließen werden. Die Bayern verloren durch die schwere Verletzung von Jamal Musiala zudem ihren besten Spieler. Hat es sich trotzdem gelohnt?
Vor allem in Deutschland gab es viel Kritik: an den teils halbleeren Stadien, den Anstoßzeiten, den Rasen, den klimatischen Bedingungen und vor allem an der Mehrbelastung der Spieler. Jürgen Klopp bezeichnete die Klub-WM im Interview der WELT AM SONNTAG als „die schlechteste Idee, die jemals umgesetzt wurde“.
Das wird in anderen Teilen der Welt ganz anders gesehen. „Brasilianische Klubs haben immer schon 70, 80 Spiele pro Jahr, nur nutzt hier das keiner als Ausrede“, sagte Fluminense-Trainer Renato Gaucho, „doch nach unserem Sieg über Inter hieß es wieder: Oh, die Europäer kommen aus einer harten Saison. Ich kann es nicht mehr hören.“
Vor allem dies machte die Klub-WM deutlich: So etwas wie die eine Fußballwelt gibt es nicht.
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