Sein deutscher Sportdirektor Grischa Niermann hatte „keine Erklärung“, und in der dänischen Heimat herrschte großes Entsetzen. „Vingegaard von Pogacar platt gemacht“, schrieb das Boulevardblatt B.T. nach der krachenden Niederlage des zweimaligen Tour-de-France-Champions im Einzelzeitfahren.

War es das schon für Jonas Vingegaard? Der 28-Jährige verlor mehr als eine Minute ausgerechnet in der Spezialdisziplin, in der ihm am ehesten ein Treffer gegen Tour-Dominator Tadej Pogacar zugetraut worden war. „Ich hatte einen ziemlich schlechten Tag, so ist das manchmal. Ich hatte einfach nicht die nötigen Beine“, sagte Vingegaard und ergänzte: „Die Tour ist natürlich lang, deshalb bin ich immer noch motiviert und glaube weiterhin daran, dass es möglich ist.“

In der besten Form seiner Karriere hatte sich Vingegaard vor dem Tour-Start gewähnt. Im Kampf gegen die Uhr war davon nichts zu sehen. Dabei hatte er noch vor gut drei Wochen bei der Dauphiné-Rundfahrt im Einzelzeitfahren klar vor Pogacar gelegen. „Wir haben auf mehr gehofft und den großen Rückstand nicht erwartet. Ich denke, Jonas hatte nicht genug Power. Es ist passiert, und wir müssen damit umgehen“, sagte Niermann.

Pogacar schreibt Vingegaard nicht ab

Ex-Toursieger Bjarne Riis fiel die unruhige Fahrweise von Vingegaard auf. „Er bewegt sich alle fünf Sekunden im Sattel. Er sitzt und springt und hat ein Kraftproblem. Es könnte ein schlechter Tag sein. Etwas, das seinen Rücken belastet, eine schlechte Position“, sagte Riis.

Überrascht zeigte sich auch sein größter Rivale, der über den Grund für den kleinen Einbruch spekulierte: „Er ist der Leichteste von uns Dreien, daher ist es vielleicht nicht die beste Art von Zeitfahren für ihn“, sagte Pogacar auch mit Blick auf Zeitfahr-Spezialist Remco Evenepoel. Der Slowene wollte von einer Vorentscheidung aber nichts wissen: „Man kann keinen Fahrer der Gesamtwertung abschreiben, und ich behalte jeden im Auge. Aber ich denke, Jonas wird sich am meisten anstrengen und ist der Hungrigste.“

Gewicht? Schlechter Tag? Die Tour-Mission von Vingegaard ist jedenfalls bislang denkbar schlecht verlaufen. Dazu kommen die Störfeuer, die seine Frau Trine in einem Interview entfacht hatte. Ihrem Mann werde zu viel abverlangt, hatte sie der dänischen Zeitung „Politiken“ gesagt. Die vielen Reisen und wochenlangen Höhentrainingslager zehrten an ihm. Kritik, die Niermann zurückgewiesen hatte. „Dieses Opfer ist notwendig. Jonas weiß das besser als jeder andere“, hatte der frühere deutsche Radprofi erwidert.

Nun gilt es beim Visma-Team, dass Vingegaard bis zu den schweren Bergen nicht weiter den Anschluss verliert. „Wir müssen die Zeit irgendwo wieder rausholen, wenn Jonas die Tour gewinnen will“, so Niermann. Gelegenheiten bieten sich bei fünf Bergankünften noch einige.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke