Champion Engizek kämpft sich taktisch im Millionenturnier weiter
Kerim Engizek, Lom-Ali Eskiev, Tamerlan Dulatov und viele mehr. Die Lokalmatadoren wollten Oktagon 66 in Düsseldorf zum erfolgreichen MMA-Heimspiel machen. Für einige deutsche Vertreter ging es vor rund 13.500 Zuschauern um den Einzug in die nächste Runde des Gamechanger-Millionen-Turniers, für andere um ihre Position im Titelrennen in ihrer Gewichtsklasse. Das komplette Event ist im Re-Live auf RTL+ zu sehen.
MMA-"Hausfrau" Misteli mit Sensationssieg
Den Auftakt im PSD Dome machten die Frauen. Die Kroatin Sara Luzar Smajić traf auf Danielle Misteli. Die 48-jährige Schweizerin ist die vielleicht älteste aktive MMA-Kämpferin und hat sich selbst den Spitznamen "Hausfrau" gegeben. Und nach wenigen Sekunden kassierte sie bereits einige heftige Treffer der Kroatin. Die Deckung hielt Misteli aber stets oben, versuchte mit Takedowns das Geschehen auf den Boden zu verlagern. Das gelang ihr zwar gegen Ende der ersten Runde, doch Smajić eroberte den Rücken ihrer Gegnerin und setzte zum Würgegriff an. Die Uhr rettete die Schweizerin.
In Runde zwei wandelte sich das Bild. Misteli ging früh zum Takedown und verbesserte ihre Position stetig und hatte irgendwann Smajić' Rücken. Mistelis Würgegriff war deutlich effektiver - die Kroatin klopfte ab, die Sensation war perfekt. "Ich hab beim ersten Schlag gedacht, ich gehe runter", sagte die Schweizerin im Interview nach dem Kampf mit einem Lachen. In der Schweiz wisse mittlerweile jedejeder, gefährlich sie am Boden sei, nur hier müsse sie das noch beweisen. Und das hat sie mit Bravour.
Der Kampf im Weltergewicht zwischen dem Düsseldorfer Zoran Solaja und Lukáš Eliáš sollte eine kurze Angelegenheit werden. Solaja hatte bei seinem letzten Auftritt gegen Marek Bartl nicht das abrufen können, was er eigentlich drauf hat. Seinem slowakischen Gegner ließ er keine Luft zum Atmen. Mit Schlagsalven trieb er Eliáš vor sich her. Solaja landete saubere Treffer mit der linken Gerade und schüttelte seinen Gegner kräftig durch. Die nächste Schlagsalve war dann zu viel für Eliáš - erst wackelte er, dann setzte Solaja mit einem Haken nach. Der Slowake ging zu Boden, der Kampf war vorbei. Damit konnte der erste Lokalmatador einen Sieg an diesem Abend für sich verbuchen.
Düsseldorf wird zu Dulatov-Town
Unter tosendem Applaus wurde der im Düsseldorfer Stadtteil Rath groß gewordene Tamerlan Dulatov in der Arena empfangen. Der 24-Jährige hat zwar erst einen Profikampf, aber aufgrund seines Talents immer Probleme, Gegner zu finden. Gegen Ghith Ighzawi legte er den schnellsten Submission-Sieg der Oktagon-Geschichte hin. Der Außenseiter stürmte gleich auf Dulatov los, aber direkt in einen Guillotine Choke. Nach wenigen Sekunden verlor Ighzawi das Bewusstsein - Sieg für Tamerlan Dulatov nach 16 Sekunden.
Mit Emir-Can "Turkish Bull" Al stand ein weiterer Kämpfer aus dem Düsseldorfer UFD Gym auf der Card. Sein Gegner war aus der Slowake Viktor Kováč, der sein Profidebüt feierte. Al hatte gleich den Fuß auf dem Gaspedal und setzte seinem Gegner mit Legkicks zu. Kováč antwortete mit kurzen Jabs, die der Düsseldorfer aber ohne zu zucken hinnahm. Stattdessen teilte Al aus, hatte mit Links-Rechts-Kombinationen Erfolg.
Al verlagerte das Geschehen dann auf den Boden, Kováč hatte hier große Probleme. Der Düsseldorfer arbeitete sich in die Full-Mount-Position und bearbeitete seinen Gegner mit kurzen, knackigen Schlägen. Kováč hatte nur die Möglichkeit, die Deckung hochzunehmen. Für den Referee war das zu wenig Gegenwehr, er ging dazwischen und beendete den Kampf. Al feierte seinen zweiten Profisieg. "Leider werde ich wohl nicht den Bonus bekommen", erklärte er nach dem Kampf. Dabei habe doch sein Auto den Geist aufgegeben und er brauche dringend ein neues.
Danijel Solaja macht Bruder-Doppelpack-Sieg perfekt
Im Federgewicht standen sich anschließend Danijel Solaja und Raphael Federico gegenüber. Solaja, mehrfacher Kickbox-Weltmeister, konnte seine Tritte zunächst als gefährliche Waffe nur begrenzt einsetzen, da Federico ein Spezialist im Bodenkampf ist und auf solche Momente nur wartete. Entsprechend versuchte der Bruder von Zoran Solaja mit Jabs und linken Geraden zum Erfolg zu kommen. Federico war die meiste Zeit im Rückwärtsgang, landete aber Treffer mit Haken, immer dann, wenn Solaja nach vorne ging.
In der zweiten Runde übernahm Danijel Solaja mehr und mehr die Kontrolle. Aus einer Clinchposition landete er mehrere heftige Kniestöße zum Kopf des Südtirolers, setzte dann zum Guillotine Choke an, zog aber nicht durch, sondern ließ seinen Gegner aufstehen. Ein kluger Schachzug, denn Federico war sichtlich erschöpft und hatte die Deckung wiederholt unten. Solaja verkürzte dann die Distanz, arbeitete mit Schlägen zum Körper. Federico brachte dann wie aus dem Nichts einen Takedown durch, aber fand sich wieder in einem Choke des Düsseldorfers wieder, der aber nicht zum vorzeitigen Erfolg führte. Der Südtiroler war in der letzten Runde sehr anfällig für Treffer. Das nutzte Solaja für weitere gute Treffer zum Kopf, ein vorzeitiges Ende fand der Kampf aber nicht. Nach Punkten für den Düsseldorfer und damit der Doppelsieg für die Solaja-Brüder perfekt.
Hojat Khajevand, Spitzname "Helmut" aus Freiburg, war mit Kennedy Rayomba kurzfristig ein neuer Gegner im Reservekampf des Gamechanger-Turniers vor die Nase gesetzt worden. Der gelernte Ringer zeigte sich wenig beeindruckt von "Mr. Cologne", der früh mit Kniestößen aus dem Clinch arbeitete. Khajevand schüttelte seinen Gegner ab und erwischte ihn mit einem sauberen Haken. Rayomba ging zu Boden und "Helmut" war Sieger durch Knockout.
Punisher vs. Tschechen-Cowboy
Es folgte das Weltergewicht-Duell zwischen Cihad "Punisher" Akipa aus Köln und dem Tschechen Matous Kohout - zwei gelernte Striker, einer aus dem Thai-, der andere aus dem Kickboxen. Entsprechend waren die Vorzeichen klar, dass keiner den Bodenkampf suchen würde. Akipa hat als Erster das richtige Distanzgefühl gefunden, hatte mit Haken gute Aktionen, auch wenn Kohout, der mit Cowboyhut und Country-Musik in die Halle gekommen war, die Deckung immer oben hatte. Gegen Ende der Runde kam es dann doch zur Verlagerung in Richtung Boden. Die Ursache waren harte Körpertreffer seitens Akipas, die Kohout dazu veranlassten. Die Runde endete zwar am Boden, aber, ohne dass der Tscheche noch austeilen konnte.
In der zweiten Runde taktierten beide Kämpfer aus der Distanz, Akipa arbeitete mit Legkicks und Geraden, Kohout mit Haken und schnellen Vorstößen. Der Kölner landete dann heftigen Knockdown mit einem linken Haken, doch sein Gegner rappelte sich schnell wieder auf. In der dritten Runde klingelte Kohout mit starken Jabs den Kölner an, der kurz wackelte. Nach einem missglückten Takedown-Versuch beendeten beide den Kampf im Clinch am Cage. Die Punktrichter werteten den Kampf zugunsten Akipas.
"Pistolero" Ilbay zu schnell für Lengal
Für den "Pistolero" vom Rhein, Deniz Ilbay, sollte Vladimir Lengal zu einem echten Härtetest werden. Der zähe Tscheche ist für sein starkes Boxen und seine Nehmerqualitäten bekannt. Davon bekamen die Zuschauer aber zunächst nichts zu sehen. Bei Ex-Boxer fanden sich oft im Clinch wieder und bearbeiteten sich mit Körperhaken und Kniestößen. Lengal setzte dann mit einem eingesprungenen Knie, das voll traf, das erste Highlight. Ilbay hatte in dem Moment Glück, dass er in diesem Moment am Käfigzaun stand. Danach war es aber der Kölner, der mit Uppercut und Knie erfolgreiche Treffer landete - und sogar in den Bodenkampf wechselte und einen gefährlichen Armhebel ansetzte. Lengal gab aber nicht auf und drehte sich raus.
In der zweiten Runde saß gleich ein linker Haken Ilbay. Sein tschechischer Kontrahent nahm sofort die Deckung hoch, für Ilbay das Zeichen nachzusetzen. Mit Kombinationen aus Schlägen und Kniestößen legte er nach, Lengal sackte in sich zusammen, der Referee ging sofort dazwischen - Sieg für "El Pistolero".
Im Gamechanger-Turnier um ein Preisgeld von einer Million Euro standen sich David Zawada und Matej Penaz gegenüber. Der Bodenspezialist aus Düsseldorf machte es dem langen Tschechen vier Minuten lang schwer. Er presste ihn an den Käfigzaun, setzte Kniestöße zu den Beinen an. Die Aktion kostete Zawada aber enorm viel Kraft. Eine Minute vor dem Rundenende löste sich Penaz und brachte sein gutes Striking und seine Längenvorteile ein. Drei saubere Treffer reichten, um Zawada zu Boden zu schicken. Der Kampf war entschieden.
Eskiev wackelt aber nur kurz
Lom-Ali Eskiev hatte erst zwei Tage vor seinem Kampf von seinem neuen Gegner Wanderley Junior Ferreira erfahren. Der Brasilianer hatte im Januar bereits zwei Kämpfe absolviert, wirkte gegen den Düsseldorfer aber frisch - vor allem in der ersten Runde. Er bereitete Eskiev mit Kniestößen und Körperhaken Probleme. Nach Punkte lag Ferreira sogar vorne.
Doch dann drehte der Leichtgewicht-Fighter aus dem UFD Gym auf. Es war immer wieder die gleiche Kombination, die den Brasilianer ins Wanken brachte. Kurzer Jab, dann heftiger Legkick. Das ganze drei Mal und Ferreira ging zu Boden. Eskiev setzte nach und brachte zwei weitere gezielte Schläge an - der Referee stoppte den Kampf. "Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass er mich besiegen kann", sagte Eskiev nach dem Kampf. Nun wolle er um den Titel bei Oktagon kämpfen.
Auch im letzten Kampf des Abends stand ein Düsseldorfer. Kerim Engizek wollte mit einem Sieg in die nächste Runde des Gamechanger-Turniers einziehen, musste aber an Kamil Oniszczuk vorbei. Der Pole machte es dem Champion im Mittelgewicht nicht leicht, Lücken zu finden. Beide Fighter waren agil auf den Beinen und suchten die Chance auf schnelle Kombinationen. Engizek, der die Türkei im Turnier repräsentiert, wurde von den Rängen frenetisch angefeuert. Im Cage verlief die erste Runde aber eher ereignislos.
Die zweite Runde eröffnete der Champion offensiver. Die Links-Rechts-Kombinationen hatten mehr Wucht, und auch wenn Oniszczuk gut verteidigte, trieb Engizek seinen Gegner vor sich her. Mit Legkicks versuchte er dem Polen die Agilität zu rauben, Oniszczuk wartete auf Konter.
Ein Kampfsportspektakel boten die beiden nicht, eher eine Taktikschlacht. Nach zwei Runden lag Engizek nach Punkten vorne, Oniszczuk musste kommen. Gleich zweimal klingelte der türkische Champion seinen Gegner mit heftigen Treffern an, der Pole hielt aber stand. Von Oniszczuk kam zu wenig und so sicherte sich Engizek einen ungefährdeten Punktsieg.
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