In Wimbledon setzen sie nach 148 Jahren erstmals komplett auf das technische Auge. Menschen dürfen nicht mehr entscheiden, ob ein Ball aus oder drin war. Das sorgt für Ärger - weil dennoch ein "menschlicher Fehler" passiert.

Die Organisatoren des Rasen-Klassikers in Wimbledon haben sich für das zeitweise Versagen des Hawk-Eyes entschuldigt. Ein "menschlicher Fehler" sei der Grund für die Pannen im Achtelfinalmatch zwischen der Britin Sonay Kartal und der Russin Anastassija Pawljutschenkowa gewesen. Beim Stand von 4:4 im ersten Satz hatte das System gleich dreimal einen Schlag ins Aus nicht als solchen erkannt.

Ein Sprecher des All England Club erklärte am späten Sonntag, dass das erstmals eingesetzte Electronic Line Calling System auf einer Seite des Platzes "irrtümlicherweise für ein Spiel deaktiviert worden sei". Dies sei ein menschlicher Fehler gewesen: "Wir haben uns bei den betroffenen Spielerinnen entschuldigt."

Der deutsche Schiedsrichter Nico Helwerth habe von der Deaktivierung des Systems nicht gewusst. Die Folge war reichlich Ärger bei Pawljutschenkowa: Nach einem Schlag ihrer Gegnerin ins Aus hatte die Russin eigentlich das Spiel zum 5:4 gewonnen, doch der Aus-Ruf blieb aus. Helwerth unterbrach die Partie - der Punkt musste wiederholt werden. Pawljutschenkowa kassierte das Break zum 4:5, gewann das Match aber 7:6 (7:3), 6:4.

"Hast mir das Spiel gestohlen"

Pawljutschenkowa war zunächst sauer auf Helwerth. "Du hast mir das Spiel gestohlen", sagte die Weltranglisten-50 auf dem Platz. Später fügte sie an: "Er hat mir nach dem Match gesagt, dass er den Ball im Aus gesehen hat. Ich dachte, dass er das dann auch sagt. Aber es war auch für ihn nicht einfach." Zuvor hatten sich auch andere Spielerinnen und Spieler über Ungenauigkeiten beschwert. "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das System zu 100 Prozent genau ist", sagte der Weltranglistenvierte Jack Draper nach seinem Zweitrundenaus gegen Marin Cilic. "Heute hat es ein paarmal den Ball im Feld angezeigt, was auf keinen Fall richtig sein konnte." Auch Titelverteidiger Carlos Alcaraz war sich "bei mehreren Entscheidungen nicht sicher".

In Wimbledon kommen erstmals in der langen Turniergeschichte keine Linienrichter zum Einsatz. Durch das Electronic Line Calling System sollen Diskussionen um Millimeter-Entscheidungen eigentlich vermieden werden. "Wir vertrauen weiterhin voll und ganz auf die Genauigkeit der Technologie", sagte der Sprecher am Sonntag und versprach Besserung: "Wir haben unsere Prozesse umfassend überprüft und die entsprechenden Änderungen vorgenommen." Bei den Turnieren der ATP-Tour ist das elektronische System verpflichtend, bei den US Open und den Australian Open kommt es auch zum Einsatz.

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