Biederer BVB redet sich Niederlage bei Klub-WM tüchtig schön
Für Borussia Dortmund ist die Klub-WM beendet. Gegen Real Madrid kommt im Viertelfinale das Aus. Spieler und Verantwortliche sehen sich fast ebenbürtig mit dem großen Gegner - doch der Anschein trügt.
Niederlagen sind immer Ansichtssache. Es gibt knappe Niederlagen, es gibt klare Niederlagen. Und es gibt natürlich auch verdiente Niederlagen und unverdiente - je nach Blickwinkel. Genauso war es mit dem 2:3 von Borussia Dortmund am Samstag im Viertelfinale der FIFA-Klub-WM in East Rutherford gegen Real Madrid.
Wer nur auf die Nachspielzeit schaute, der musste dem BVB eine tolle Moral, großartige Comeback-Qualitäten und einen unbändigen Willen attestieren, dieses Spiel doch noch drehen zu wollen. Denn zunächst hatte Maximilian Beier mit einem platzierten Schuss auf 1:2 verkürzt (90.+2). Und als im Gegenzug Superstar Kylian Mbappé den Zwei-Tore-Abstand wieder herstellte, kamen die Borussen erneut zurück, trafen durch einen von Serhou Guirassy verwandelten Foulelfmeter zum 2:3 (90.+8).
BVB genießt Rolle des knappen Verlierers
Und dann hatte Marcel Sabitzer tatsächlich mit der letzten Aktion noch die Chance zum Ausgleich. Doch seinen 14-Meter-Drehschuss hinderte Real-Torwart Thibout Courtois mit einer Glanzparade am Überschreiten der Torlinie. Bei Waldemar Anton war "der Frust sehr groß." Er könne "immer noch nicht fassen", bekannte der BVB-Verteidiger, "wie er den Ball rausholt, das war unglaublich." Sein Fazit: Das "Quäntchen Glück" sei nicht auf der Dortmunder Seite gewesen. Am Ende sei, glaube er, "ein bisschen mehr drin" gewesen, resümierte Sportdirektor Sebastian Kehl. Und Mittelfeldwühler Pascal Groß befand: "Heute war Real das eine Tor besser."
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Lars Ricken war sogar hochzufrieden mit dem Abschneiden seines Klubs. "Wir haben den BVB, die Stadt Dortmund und die Bundesliga bei der FIFA-Klub-WM würdig vertreten", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind Achter im europäischen Ranking, standen im Viertelfinale der Champions League und nun unter den besten Acht der Welt. Das kann sich sehen lassen", sagte Ricken. "International war in den vergangenen beiden Jahren keine deutsche Mannschaft besser als wir."
Sie fühlten sich insgesamt recht wohl in ihrer Rolle als knappe Verlierer, diese Dortmunder. Ein Team, das den großen Favoriten, Xabi Alonsos Real Madrid, fast noch in die Verlängerung gezwungen hätte. Und, bezogen auf die Nachspielzeit, stimmt das sogar. Doch wer sich das gesamte Spiel anschaut, das große, ganze Bild dieser Viertelfinal-Partie betrachtet, der musste unweigerlich zu der Erkenntnis kommen, dass diese 2:3-Niederlage der Borussia verdient war - und gar nicht mal so knapp, wie es das Endergebnis vermuten lässt.
Wie New York und New Jersey
Denn Real Madrid gegen Borussia Dortmund, das war wie New York City und New Jersey. Das MetLife Stadium steht in East Rutherford - und somit im US-Bundesstaat New Jersey. Trotzdem wird es immer nach New York verortet, wenngleich es mindestens eine halbe Autostunde vom Big Apple entfernt ist. New York klingt halt nach Metropole, großer Welt, nach Glanz, Glamour und Sexappeal. Niemand käme auf die Idee, die Stadt in Zusammenhang mit New Jersey zu bringen, obwohl beide eine knapp 80 Kilometer lange Grenze verbindet, sie also ineinander übergehen.
New Jersey wiederum wird eigentlich immer mit dem Zusatz "New York" erwähnt - um es geografisch besser einzuordnen oder um es halt einfach etwas größer, etwas cooler und etwas kosmopoliter zu machen, als es tatsächlich ist. Real Madrid war in diesem ungleichen Duell New York - und der BVB eben das kleine, beschauliche New Jersey, das gerne groß sein würde, aber als es drauf ankam, letztlich nicht über seine Rolle des Anhängsels hinauskam.
Im Vorfeld weltmännisch, auf dem Rasen Vorort
Dabei waren die Dortmunder im Vorfeld ziemlich weltmännisch aufgetreten. Man sei nicht chancenlos, hatte beispielsweise BVB-Chef Hans-Joachim Watzke vor der Partie noch betont. Wenn man nun "schon mal in New York" sei, ergänzte Lars Ricken, Borussias Geschäftsführer Sport, dann wolle "man auch da bleiben", da ja das Halbfinale und auch das Endspiel ebenfalls hier stattfinden würden. Nur weil der Gegner Real Madrid heiße, schließe man "nichts aus", so Ricken weiter. Vom Mund her waren sie also Manhattan - von der Leistung letztlich aber nichts anderes als irgendein New Yorker Vorort in New Jersey. Zwar mit Blick auf die imposante Skyline der Weltmetropole, mit all ihren Wolkenkratzern, aber eben trotzdem viele, viele Kilometer weit weg.
"Heute war es das erste Mal, dass man von der Atmosphäre, vom ganzen Drumherum das Gefühl hatte, man ist bei einer Klub-WM", betonte Groß. Denn zuvor hatte Dortmund unter anderem in der Vorrunde vor gerade mal knapp 8000 Zuschauern gespielt. Diesmal hingegen durften die Borussen auf die größte Bühne dieses Turniers, ins MetLife Stadium mit seinen 82.500 Plätzen. Und die Arena war mit 76.611 Fans auch bestens gefüllt - wenngleich gefühlte 99,7 Prozent von ihnen wegen Real Madrid gekommen waren.
Dortmund nicht hungrig und überzeugt genug
Allerdings, und das ist natürlich bei dem Kontrahenten keine Katastrophe, aber eben trotzdem die Erkenntnis dieses Aufeinandertreffens, war dieses Turnier für Dortmund dann mit dem ersten Auftritt im ganz großen Theater und gegen den ersten ganz großen Gegenüber auch sofort vorbei. Dieses Stadion, diese Bühne, dieses Real Madrid - all das ist halt dann doch nicht die Kragenweite der Borussia.
Körperspannung, Körperhaltung, Ausstrahlung - einfach alles bei den Dortmunder sah von Beginn an nach Zufriedenheit aus. Zufrieden, es so weit gebracht zu haben. Zufrieden, mit vier Auftritten bei diesem Turnier 54 Millionen Dollar eingenommen zu haben. Zufrieden, mal in einem Atemzug mit vielen europäischen Großklubs genannt zu werden. Mehr aber auch nicht. Kaum Spielideen, keine echte Überzeugung, hier tatsächlich eine Überraschung schaffen zu können und zu wollen.
Madrid mit Dienst nach Vorschrift
Niemand beim BVB hat die Chance genutzt, sich gegen Real Madrid in den Vordergrund zu spielen. Die Königlichen wiederum mussten nichts Außergewöhnliches leisten, um diese Dortmunder in diesem Viertelfinale an diesem 5. Juli 2025 in East Rutherford zu besiegen. Sie hatten in der zehnten Minute einmal von links in den Strafraum gepasst und dort durch Gonzalo Garcia zum 1:0 vollendet und in der 20. Minute eine Hereingabe von rechts in den Sechszehner in Person von Fran Garcia mit dem 2:0 abgeschlossen.
Ansonsten war es viel Dienst nach Vorschrift bei den Spaniern, die unter anderem durch Aurelien Tchouameni noch den Pfosten (62. Minute) trafen. Madrid habe nach dem 2:0 "nur noch verwaltet", meinte BVB-Mann Anton. Das stimmt zwar, allerdings zwangen die Dortmunder Real eben auch nicht dazu, aus ihrem Verwaltungsmodus herauskommen zu müssen - weil die Qualität der Borussia war einfach nicht vorhanden war.
Ulsan, Salzburg, Mamelodi oder Dortmund - ganz egal
Wer in den USA groß herauskommen will, muss Entertainer sein, die Massen unterhalten können, etwas ganz Besonderes bieten. Dortmund hatte Nichts dergleichen. Sie waren einfach nur der biedere Gegner von Real Madrid - und sie waren somit komplett austauschbar. Es hätten auch Ulsan HD, Salzburg oder die Mamelodi Sundowns hier spielen können, für Real und deren Fans hätte es keinen Unterschied gemacht. Und schon bald wird sich außerhalb der BVB-Blase niemand an diesen Tag, dieses Spiel oder irgendeinen Borussen zurückerinnern. Warum auch?
Madrid hingegen wird auf der großen Weltbühne bleiben und nun am Mittwoch im Halbfinale von East Rutherford auf Paris Saint Germain treffen. Dortmund wird dann längst wieder in Dortmund sein, irgendwo in Germany. Weil Dortmund eben, Fußballglobal gesehen, derzeit nicht mehr als irgendein Verein aus irgendwo in Germany ist - daran ändern auch ein paar spannende Minute in der Nachspielzeit gegen Real Madrid nichts.
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