Der herzergreifende Nachruf der deutschen Reiterin auf ihr totes Pferd
Das kleine Video bei Instagram lässt erahnen, wie viel Liebe und Schmerz Maj-Jonna Ziebell gerade durchrütteln. Und wie sehr dieser Abschied der 29 Jahre alten Vielseitigkeitsreiterin immer noch zu schaffen macht.
Es ist in Schwarz-Weiß gehalten. Sie bürstet die Blesse ihrer Stute Chiquita, küsst ihre Nüster, führt sie nach Draußen, liebevoll und stolz lächelnd läuft sie dann am Zügel neben ihr im Trab her. Die innige Verbindung zwischen Reiterin und Pferd wird erlebbar. Bilder aus guten Zeiten.
Nach den Schwarz-Weiß-Sequenzen folgen Videos und Bilder aus dem Leben von Chiquita, wie sie genüsslich einen Apfel verdrückt, nach dem Training noch mit Trense grast oder sich quietschfidel im Sägespäne-Einstreu ihrer Box wälzt. Es sind 13 Szenen und Sequenzen. Die Zahl ist eventuell nicht zufällig gewählt. Chiquita wurde nur 13 Jahre alt.
Bei den deutschen Meisterschaften in Luhmühlen war das Pferd vor gut einer Woche beim Überwinden eines Hindernisses so unglücklich gestürzt, dass es sich die Schulter brach. Es sei eine Verletzung gewesen, „die dem Pferd sehr, sehr viel Schmerzen“, bereitet habe, hatte der verantwortliche Turnierarzt vom Weltreiterverband gesagt. Aus Gründen des Tierschutzes sei Chiquita eingeschläfert worden.
„Hätte Liebe dich retten können, so hättest du ewig gelebt“
Die geschockte Ziebell sagte schon gleich nach der Tragödie, dass Chiquita „etwas ganz Besonderes war. Jeder, der sie besser kennenlernen durfte – was sie selbst auswählte – hat sich in das Pferd verliebt“. Sie habe ihre „beste Freundin verloren“.
Bei Instagram offenbarte sie nun noch einmal, wie sehr ihr der Abschied weh tue. „Ich mache mich nicht gerne angreifbar“, schrieb sie, „jedoch bist du mir alles wert: In mir sprudeln tausende Gedanken, und doch bekomme ich keinen Satz zusammen. Ich würde so gerne zum Ausdruck bringen, was ich für dich empfinde, doch nicht eine Seite, nicht ein Kapitel, nicht ein ganzes Buch wären lang genug. Und deshalb sitze ich hier, schreibe ein Wort, um es sofort wieder zu radieren, denn wie soll man etwas in Worte fassen, was man selbst nicht versteht? Stundenlang konnte ich mich abends nicht von dir trennen, denn da war diese Energie zwischen dir und mir … und jetzt muss ich es einfach akzeptieren. Oh Chica, ich verspreche dir: Hätte Liebe dich retten können, so hättest du ewig gelebt.“
Hinter diese setzte sie ein schwarzes Herz.
Ziebells Herzschmerz stieß aber bei einigen auf wenig Verständnis. Das dürfte sie gemeint haben, als sie eingangs ihres Posts davon sprach, sich „angreifbar“ zu machen. Die Tierrechtsorganisation Petad hatte gleich am Montag nach dem Turnierwochenende in Luhmühlen beim zuständigen Kreisveterinäramt Lüneburg Anzeige erstattet, in der die Organisation das Ende des Turniers forderte. Auch nach den Todesfällen 2013, 2014 und 2018 waren beim Veterinäramt Anzeigen von Peta eingegangen, um das Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen zu stoppen.
„Wie viele Pferde müssen noch sterben, bis der Pferdequälerei in Luhmühlen ein Ende gesetzt wird? Wegen der Gier nach Geld und Prestige werden die Tiere bei dem Turnier eiskalt tödlichen Risiken ausgesetzt“, hatte Petas Fachreferent Peter Höffken gesagt: „Die Vielseitigkeit gilt als gefährlichste Disziplin im sogenannten Reitsport – ein behördliches Verbot ist längst überfällig.“ Die Aussage „der Reiterin Jonna Ziebell“, sie habe ihre „beste Freundin verloren, wirkt vor diesem Hintergrund wie blanker Zynismus“, urteilte Höffken.
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