Ein Wunder? Union steigt ab, weil Herthas Gegner acht Tore in 15 Minuten schießt
Letzte Spieltage haben es oft in sich. Es geht um Meisterschaften, Abstiege und Rettungen in letzter Sekunde. So auch in der Ü50 Verbandsliga Berlin, in der sieben gegen sieben Spieler über 60 Minuten um Punkte kämpfen. Auch die alten Herren von Hertha BSC und von Union Berlin. Der eine hatte mit einem mysteriösen Tor-Festival großen Anteil daran, dass der andere abstieg.
Während es für Hertha als Zweiter am letzten Spieltag um nichts mehr ging, kämpfte Union um den Klassenerhalt. Die Köpenicker machten ihre Hausaufgaben und gewannen ihr letztes Saisonspiel 4:1 bei Berolina Mitte. Mit dem Sieg sprang Union mit 33 Punkten und einem Torverhältnis von 73:70 auf den ersten Nichtabstiegsplatz.
Der Klassenerhalt schien nahezu sicher, denn der direkte Konkurrent SD Croatia brauchte gegen den Tabellenzweiten Hertha BSC einen Sieg mit mindestens sechs Toren Vorsprung. Das Spiel wurde direkt nach Unions Sieg angepfiffen, die Ausgangslage war also klar.
Es lief überhaupt nicht gut für Croatia. Zur Pause stand es 3:3, ehe Hertha auf 6:4 davonzog. Jetzt half nur noch ein Fußball-Wunder. Und es traf auf sonderbare Weise tatsächlich ein. Croatia erzielte in den letzten 15 Minuten acht Tore, gewann 12:6 und darf auch in der kommenden Saison in der Verbandsliga spielen. Herthas großer Rivale Union muss den Gang in die Landesliga antreten.
Hertha kassiert vier Gegentore in sechs Minuten
Croatia drehte zwischen der 47. und 54. Minute mit vier schnellen Toren das Spiel und führte auf einmal 8:4. Und das gegen Herthaner, die mit nur 38 Gegentoren in 25 Partien die bis dato zweitbeste Defensive der Liga gestellt hatten. Immer noch fehlten vier Treffer zur Rettung. Diese fielen dann aber auch noch: In der 57. Minute erhöhte Darko Misir auf 9:6, Sasa Milojevic erzielte in der 60. Minute das zehnte Tor. In der Nachspielzeit wurde Stipo Vrdoljak mit einem Doppelpack zum Helden.
Croatia sprang mit 33 Punkten und einem Torverhältnis von 83:80 auf den rettenden zehnten Platz, Union Berlin rutschte wegen Herthas deutlicher Niederlage noch auf den Abstiegsrang elf.
Ging da wirklich alles mit rechten Dingen zu? Ja, sagt Jürgen Marquardt. Herthas 60 Jahre alter Trainer, der aus Personalmangel dieses Mal auch als Spieler einspringen musste, ist ob des Spielverlaufs am Boden zerstört. „Natürlich klingt das Resultat kurios. Aber natürlich war das keine Absicht! Warum sollten wir erst 6:4 führen, um dann am Ende alle Tore im Minutentakt zu kassieren?“, sagt Marquardt: „Wir sind am Ende eingebrochen, haben vorn die riesigen Chancen nicht gemacht und sind dann nicht mehr zurückgerannt. Der Gegner hat alles riskiert, mit fliegendem Torwart gespielt. Die Tore sind wie reife Früchte gefallen.“
Dann bittet Marquardt um Entschuldigung: „Es tut mir sehr leid. Ich kann den Ärger von Union komplett verstehen, würde mir auch wünschen, die Sache wäre anders ausgegangen. Dieses Ergebnis ist beschämend. Das war das schlechteste Spiel meiner Spieler- und Trainerlaufbahn. Zwölf Gegentore habe ich noch nie kassiert. Ich habe mehr Anrufe und Nachrichten – darunter viele böse – bekommen als nach dem Gewinn unserer Deutschen Meisterschaft.“
Wie verärgert Union wirklich ist? Auf WELT-Anfrage hieß es von den Köpenickern nur, man beschäftige sich mit dem Thema und werde kurzfristig über die nächsten Schritte entscheiden.
Marquardt jedenfalls stellt noch klar: „Vom Verband wurde extra ein Beobachter für unser Spiel abgestellt, ein anderer war beim Spiel Berolina gegen Union. Damit gar kein Schummelei-Verdacht aufkommen kann. Wir haben leider am Ende Chaos-Fußball gespielt. Doch wir waren an diesem Spieltag auch extrem ersatzgeschwächt, nachdem die Partie erst am Montag vom Verband vom Samstagmittag auf Freitagabend vorverlegt worden war. Den Hohn und Spott der anderen werden wir uns sicher noch einige Zeit anhören müssen.“
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