Ex-DFB-Star Lina Magull macht Depression öffentlich
Lina Magull war Kapitänin des deutschen Meisters FC Bayern, Vize-Europameisterin mit dem DFB-Team: Sie ist eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen. Doch es gibt auch eine Seite, die kaum jemand kennt: Sie erkrankte an Depression und war für mehrere Wochen in der Klinik, darüber spricht die 30-Jährige erstmals.
Immer ein Grinsen im Gesicht, immer ein Spruch in petto: Lina Magull strahlt Fröhlichkeit aus. Doch in ihr drin sah es zeitweise ganz anders aus. Die Fußballerin hat im Podcast "Wie geht's" mit ihrem Fußball-Kollegen Robin Gosens und Moderator Nils Straatmann erstmals über ihren Kampf gegen eine "schwerwiegende Depression" gesprochen. Sie erkrankte so schwer, dass sie sich schließlich Hilfe in einer Klinik suchte.
Die frühere Kapitänin des FC Bayern und Nationalspielerin hatte dabei zunächst selbst nicht verstanden, was mit ihr los ist. "Ich dachte die ganze Zeit einfach: Du bist irgendwie ein komischer Mensch geworden", berichtet sie. "Und ich habe das immer als Schwäche gesehen. Ich wollte es einfach nicht zugeben, dass ich psychisch vielleicht krank bin. Dass es eine Depression ist. Und ich glaube, so ging es halt auch den Leuten um mich herum. Niemand wollte es benennen. Und ja, ich hatte auch Angst, es zu benennen."
Dass sie "was machen muss" sei ihr schließlich bewusst geworden, "als die Gedanken dann so ausgeartet sind, dass ich gar keinen Sinn mehr im Leben gesehen habe", so die 30-Jährige, die derzeit für Inter Mailand spielt. Sich in Behandlung zu begeben sei schlimm für sie gewesen, weil ich "eigentlich so ein lebensfreudiger Mensch bin". Doch schließlich suchte sie sich im Sommer 2024 Hilfe in einer Klinik, dachte anfangs aber weiterhin, dass sie anders als die anderen Patienten ist. Sie wollte die Behandlung sogar abbrechen. Erst nach zwei Wochen habe sie akzeptiert: "Ja, ich habe eine Depression. Eine schwerwiegende Depression, und das ist okay. Und ab da habe ich mich von Tag zu Tag wirklich sehr gut entwickelt."
So gut, dass sie im Anschluss in den Fußball zurückfand. Gemeinsam mit den Ärzten hatte sie beschlossen, es noch einmal zu probieren. Inter Mailand unterstützte sie und sie konnte sich zwei Wochen vor dem ersten Saisonspiel wieder im Team integrieren. Schnell habe sie gemerkt: "Das ist der richtige Ort." Die Saison verlief so erfolgreich, dass Inter hinter Juventus Turin Vize-Meister wurde. Damit werden Magull und Co. erstmals die Qualifikation für die Champions League spielen.
"So in die Rolle hineingesteigert"
Begonnen hatte Magulls mentale Belastung schon lange zuvor, wie sie rückblickend sagt. 2018 war sie vom SC Freiburg zum FC Bayern gewechselt, 2020 wurde sie Kapitänin. Eigentlich eine "Riesenehre" für Magull: "Ich habe für meinen Lieblingsverein gespielt. Ich habe die Mannschaft geliebt. Es hat eigentlich alles gepasst. Und dann gab es auf einmal eine Wende, dass sich alles eng angefühlt hat. Durch das Tragen der Kapitänsbinde habe ich mich nicht mehr so frei gefühlt, als die Person, als die Spielerin, die ich war. Weil ich mich so in die Rolle hineingesteigert habe", sagt sie. Sie habe es allen recht machen wollen, habe die Last des Hypes des Fußballs der Frauen nach der EM 2022 auf ihren Schultern gespürt.
Die Schwere belastete ihr Spiel. Zufriedenheit gab es immer seltener, sie sah nur die schlechten Kleinigkeiten, nicht das Gute. Ihre Einsatzzeiten verringerten sich und auch beim DFB-Team, mit dem sie 2022 Vize-Europameisterin geworden war und im Finale den zwischenzeitigen Ausgleich erzielt hatte, kam sie seltener zum Einsatz. Sie habe sich "abgestürzt" gefühlt, sich als Spielerin und als Mensch hinterfragt. Zusätzlich hatte sie private Probleme, ihre Beziehung ging zu Bruch.
Letztlich sei sie in der Saison 2023/24 an einem Punkt angekommen, an dem ihr der Fußball "überhaupt keinen Spaß mehr gemacht" hat. "Ich wusste nicht mehr, wohin mit mir", erklärt sie. Sie gab erst ihr Amt als Kapitänin beim FC Bayern auf und verließ den Klub dann im vergangenen Sommer auf eigenen Wunsch und wechselte nach Mailand. Doch ihre "Flucht" entpuppte sich als Beschleuniger ihrer Krankheit. "Nach ein paar Wochen habe ich aber München unheimlich vermisst. Das Problem war, ich dachte, ich habe jetzt alles verloren. Familie, Freunde, ich als Spielerin beim FC Bayern, dem tollsten Verein Deutschlands. Und ich habe es wirklich gar nicht verstanden, warum das auf einmal wieder in meinen Kopf gekommen ist. Wovor ich geflüchtet bin, das hat mir auf einmal wieder gefehlt."
"Konnte kaum noch Auto fahren"
Schlafprobleme, ständige Grübeleien, Negativität: "Ich habe Schweißattacken bekommen, habe Panikattacken bekommen. Ja und das war der Moment, wo ich gedacht habe, was ist eigentlich falsch mit dir? Es gab keinen Fluchtweg mehr. Da, wo ich hin geflüchtet war, da kam nun der Gedanke: Wo fliehe ich jetzt hin?", erklärt sie. Die Krankheit hatte da bereits deutliche Auswirkungen auf ihre Lebensgestaltung genommen: "Ich konnte kaum noch Auto fahren. Es sind Dinge passiert, bei denen ich gemerkt habe, ich verliere komplett die Kontrolle über meine Gedanken, über meinen Körper. Und das hat mir extreme Angst gemacht."
Schließlich die Akzeptanz, dass es so nicht weitergehen kann und der Schritt in die Klinikbehandlung. Aus Mailand reiste sie in ihre Heimat nach Dortmund, nach einem Urlaub ging es in die Klinik. Was anfangs eine Herausforderung war, sieht Magull inzwischen positiv. Sechs Wochen verbrachte sie in der Klinik und sagt heute: "Ich bin wirklich froh, dass ich dort gewesen bin."
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