Am 23. Mai schockte Florian Wirtz den FC Bayern mit seiner Absage bei den Bossen des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Hans-Joachim Wirtz, Vater und Berater des 22-jährigen Jungstars, erklärte an jenem Freitagnachmittag, dass sich sein Sohn nach fünf Jahren bei Bayer Leverkusen nicht mehr in der Bundesliga sieht. Er wolle den nächsten Schritt, die nächste Herausforderung – und nicht zum FC Bayern.

Wenige Tage zuvor hatten die Verantwortlichen der Bayern bei einem Geheimtreffen in München noch mal alles versucht, um Wirtz, der gedanklich bereits zum FC Liverpool tendierte, doch noch von einem Verbleib in der Bundesliga zu überzeugen. Vater Wirtz war es, der seinem Sohn nach Informationen von „Bild“ riet, sich vor einer endgültigen Entscheidung noch mal alles anzuhören.

Wie die „SZ“ berichtet, kam es in einer Hotel-Suite zum entscheidenden Treffen mit dem Nationalspieler am 18. Mai. Jener Tag, an dem die Bayern-Spieler sich mit der Meisterschale am Nachmittag den Fans auf dem Rathausbalkon präsentierten und feierten. Demnach hätten die Bayern Wirtz mit einer Limousine am Flughafen abgeholt. Von dort sei es direkt in die Tiefgarage eines Münchner Hotels gegangen.

Zunächst soll Wirtz sich in einem separat angemieteten Raum mit Bayern-Trainer Vincent Kompany rund eine Stunde unterhalten haben, der Belgier hatte einen Laptop inklusive Präsentationen dabei.

Anschließend saß Wirtz in einer Suite des Hotels zusammen mit Bayern-Patron Uli Hoeneß, Sportvorstand Max Eberl, Sportdirektor Christoph Freund, dem ehemaligen Bayern-Vorstandschef und heutigem Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge sowie dem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen. Alle Bayern-Bosse dabei, alle hatten ein Ziel: Sie wollten Florian Wirtz von einem Wechsel nach München überzeugen.

Vincent Kompany ahnte es wohl schon

Doch Kompany ahnte es wohl schon. Dem Bericht der „SZ“ zufolge soll der Belgier nach dem Gespräch mit Wirtz im Extra-Zimmer „bereits große Zweifel geäußert haben“, dass es mit einer Verpflichtung klappt. Wie die Zeitung schreibt, habe Wirtz den Bayern-Trainer Kompany über seine Entscheidung informiert, während Wirtz' Vater bei Eberl und Hoeneß anrief.

Für den Nationalspieler waren die Gespräche mit den Trainern entscheidend. Liverpools Coach Arne Slot, der seit März die Genehmigung von Leverkusen hatte, mit Wirtz persönlich zu sprechen, packte den Spieler mit einer klaren Positionsbeschreibung. Er sicherte ihm die zentrale Rolle in der Offensive zu. Die Leidenschaft des Klubs und die von Slot hätten ihn von Liverpool überzeugt.

Zudem habe Wirtz abgesagt, „weil er fürchtete, sich in einem Positionsgerangel mit Jamal Musiala aufzureiben“, heißt es in dem Artikel. Der gleichaltrige Musiala bevorzugt wie Wirtz die Position im zentralen offensiven Mittelfeld.

Und das schon, bevor Wirtz am 18. Mai nach München gereist war. Am 13. Mai hatte „Bild“ seinen England-Flug enthüllt. Die Reise nach Liverpool hatte Wirtz endgültig begeistert.

Vater Wirtz bat seinen Sohn darum, sich trotzdem die Vorstellungen der Münchner persönlich anzuhören und erst dann zu entscheiden. „Der beste Spieler Deutschlands“, wie Rummenigge den Noch-Leverkusener bezeichnet, hörte auf seinen Vater.

Am Ergebnis änderte es nichts mehr: Fünf Tage nach dem Geheimtreffen in München kam schließlich das endgültige Nein zu den Bayern. Wirtz hat bei Bayer Leverkusen noch einen Vertrag bis Juni 2027. Leverkusen ruft laut übereinstimmenden Berichten für einen vorzeitigen Wechsel eine Ablöse von rund 150 Millionen Euro auf.

Transfer-Insider Fabrizio Romano berichtet: Liverpool hat ein erstes offizielles Angebot über knapp 100 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen bei Leverkusen eingereicht – deutlich unter den kolportierten 150 Millionen Euro, die Bayer ursprünglich gefordert haben soll.

Ebenfalls überraschend: Wirtz verzichtet offenbar auf das enorme Gehalt, das ihm dem Vernehmen nach aus München geboten wurde. Laut dem Transfer-Experten Nicolo Schira wird der 22-Jährige beim FC Liverpool rund zehn Millionen Euro pro Jahr verdienen – bei einem Vertrag bis 2030. Damit fällt das Gesamtpaket – Ablöse, Gehalt, Handgeld – günstiger aus als von vielen Experten erwartet. Statt der kolportierten 250 Millionen Euro liegt es wohl unter 200 Millionen.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in „Bild“ veröffentlicht.

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