Natürlich hatte Luke Humphries Tränen in den Augen. Und in diesem Moment, kurz nach dem Finale der Premier League, war es nicht der Luftzug, der sich bemerkbar machte. Stolz und Erleichterung brachen sich flüssig Bahn. Die Nummer eins der Welt hatte soeben die Premier League der Professional Darts Corporation (PDC) gewonnen – zum ersten Mal in der ohnehin schon extrem erfolgreichen Karriere.

„Ganz ehrlich, das bedeutet mir die Welt. Dieser Titel fehlte mir noch. Ich wollte ihn unbedingt. Ich habe jetzt die drei großen Titel unseres Sports gewonnen“, sagte Humphries, der mit der Weltmeisterschaft 2024 und dem World Matchplay 2024 bereits die beiden wichtigsten Titel errungen hatte. „Ich gehöre nun zu einer elitären Gruppe mit Gary (Anderson), Michael van Gerwen und Phil Taylor“, frohlockte Humphries.

Viel Prestige und auch eine kleine Revanche für den 30-Jährigen, der das Endspiel im Vorjahr gegen Luke Littler verloren hatte und mit dem 11:8 gegen seinen Rivalen nun Wiedergutmachung betrieb. Die beiden Namensvetter sorgten vor 14.000 Zuschauern damit auch für ein Novum. Die Wiederholung eines Vorjahresendspiels hatte es zuvor noch nicht gegeben.

Über 16 Spieltage hatten acht Spieler bei der für die Weltrangliste nicht relevanten Einladungsturnierserie um insgesamt eine Million Pfund Preisgeld und einen der vier Plätze für den Play-off-Abend gekämpft. Neben den beiden Finalisten schafften Nathan Aspinall und Gerwyn Price als einziger Nichtengländer den Sprung.

Humphries knackte mit seinem Sieg den Jackpot von 275.000 Pfund, Littler blieben immerhin 125.000. Der 18-jährige Titelverteidiger, der sich im Finale den Anwurf gesichert hatte, verschaffte sich gleich zu Beginn des Matches einen weiteren Vorteil und ging mit 3:0 in Führung. Humphries antwortete seinerseits mit einer kleinen Serie, stellte auf 3:3 und korrigierte auch den nächsten Aufschlagverlust: 5:5 nach 3:5.

Die beiden besten Spieler der Welt kamen allerdings kaum an ihr Niveau heran, lagen im Average deutlich unter 100 Punkten. Nicht unschuldig daran offenbar ein Luftzug, der immer wieder auf der Bühne spürbar wurde. Beide Spieler reagierten gestenreich auf den störenden Wind, die veränderten Steckwinkel ihrer Darts unterstrichen die Vermutung, dass die Bedingungen in der Londoner O2-Arena dem Rahmen nicht würdig waren.

Mehrfach gingen die Legs bis in die sechste Aufnahme. Humphries genügte gar ein 20-Darter zum Check. „Ein seltsames Finale“, sagte TV-Experte Mark Webster in der Pause, „keiner von beiden spielt das, was er kann. Sie werden hoffen, dass sie sich noch steigern können“.

Zumindest Humphries kam dann auch tatsächlich verändert aus der kurzen Unterbrechung zurück, checkte in elf und zwölf Darts zum 7:5. Littler brachte seinen Anwurf anschließend ebenfalls durch, ehe Humphries – erneut in zwölf Darts – auf 8:6 stellte. Nach dem 7:11 im Vorjahr war ihm zumindest eine Verbesserung sicher.

Statistische Spielereien – Humphries wollte nun natürlich seinen Premierensieg, konzentrierte sich auf seinen Anwurf, hielt den Vorsprung bis zum 10:8 und machte dann den Sack zu. Den ersten Matchdart verfehlte er noch auf Tops, erhielt nach Fehlwurf Littlers auf der Doppel-7 aber weitere Chancen und kam zum Sieg, der das letzte Premier-League-Spiel für George Noble bedeutete. Der Caller wird am Jahresende aufhören.

„Es war nicht unser bestes Spiel, aber ich bin sehr zufrieden“, sagte Humphries und hatte noch sehr warme Worte für den entthronten Champion übrig: „Ich liebe ihn sehr. Er ist einer meiner besten Kumpels auf der Tour.“ Littler liegt im direkten Vergleich nur noch mit 13:10 vorn, das Duell der beiden prägt den Dartsport. Beim nächsten Major-Turnier werden sie allerdings erstmals gemeinsam antreten. Humphries und Littler spielen beim World Cup vom 12. bis 15. Juni für England und untermauerten in den Halbfinals der Premier League bereits, dass sie zu Recht auf Platz eins und zwei der Weltrangliste stehen.

Price verspielt Führung gegen Littler

Littler hatte sich im Halbfinale zuvor mit Mühe 10:7 gegen Gerwyn Price durchgesetzt. Price lag anfangs vorn, verpasste jedoch die große Chance, bei 60 Punkten Rest mit zwei Breaks Vorsprung zum 6:3 in Führung zu gehen. Immerhin stand zur Pause ein 6:4 für den Waliser, der mit dem „Champagner-Finish“ über Bullseye, Bullseye, Doppel-16 auch für den Höhepunkt der Partie sorgte.

Price ließ in der Folge jedoch weitere Möglichkeiten aus, überwarf sich auf dem Weg zum 7:5, hatte auch Pech mit einem Bouncer und gewann nur noch eins der folgenden sechs Legs. Letztlich konnte er Littler, dessen Average von 104,64 Punkten mehr als neun Zähler über dem seines Gegners lag, im gesamten Match zwar viermal breaken, brachte seinen Anwurf aber selbst nur dreimal durch. Die Nummer zwei der Weltrangliste dagegen überzeugte in der entscheidenden Phase und warf vier seiner sechs 180er in den letzten drei Legs.

Humphries mit 10-Darter

Ähnlich hochklassig, packend und umkämpft ging es anschließend zwischen Humphries und Nathan Aspinall weiter. Humphries spielte einen 10-Darter zum 4:3. Anders als im ersten Semifinale folgte jedoch nur noch ein Aufschlagverlust – und den leistete sich Aspinall zum 7:9, so dass „Cool Hand Luke“ am Ende mit 10:7 die Oberhand behielt.

Price und Aspinall blieb als Trost die Börse. Zusätzlich zu ihren Spieltagsprämien strichen sie noch einmal 85.000 Pfund Preisgeld ein. Für Aspinall dürfte die Teilnahme am finalen Abend zudem große Genugtuung bedeuten. Die Berufung des Weltranglisten-Neunten war im Januar kontrovers diskutiert worden. Am Ende fehlte „The Asp“ nicht viel zur Endspielteilnahme.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Premier League, Play-offs

Halbfinale

Luke Littler (ENG/1) – Gerwyn Price (WAL/4) 10:7

Luke Humphries (ENG/2) – Nathan Aspinall (ENG/3) 10:7

Finale

Luke Littler (ENG/1) – Luke Humphries (ENG/2) 8:11

Premier League, Abschlusstabelle

1. Luke Littler (England) 45 Punkte

2. Luke Humphries (England) 34 Punkte

3. Nathan Aspinall (England) 26 Punkte

4. Gerwyn Price (Wales) 24 Punkte

5. Michael van Gerwen (Niederlande) 20 Punkte

6. Chris Dobey (England) 17 Punkte

7. Rob Cross (England) 14 Punkte

8. Stephen Bunting (England) 12 Punkte

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