Falls Sie bereits nach dem Wurfzelt, den faltbaren Tellern und der Solarlampe im Keller kramen, dann dürfen Sie sich zu den Reise-Trendsettern zählen: Übernachten in der Natur, und das am besten gar nicht so weit weg, ist angesagt – sogenanntes Mikro-Camping.

Zelten am nächsten schönen See oder Fluss, in einem romantischen Tal beim Winzer, auf der Almwiese beim Bauern oder auch auf einer Waldlichtung in einem Nationalpark, vom Schwarzwald bis Sachsen, von Berchtesgaden bis zur Müritz, ohne großen Aufwand gegen kleines Entgelt.

Und das Wichtigste und Beste daran: Es ist Zelten ohne Nachbarn. So nett all die Campingplätze zwischen Flensburg und Berchtesgaden auch sind, man ist leider nie unter sich.

Wald oder Campingplatz?

Übernachten auf dem Campingplatz hat mit Romantik und Natur relativ wenig zu tun. Viele Urlauber liegen dort im Prinzip, von oben als Luftbild betrachtet, dicht an dicht, nur getrennt durch ungedämmte Plastikwände oder dünne Zeltlaken. Man hört nachts auch weder Nachtigallen trällern noch Käuzchen rufen, sondern seliges Schnarchen aus allen Richtungen oder nur das ständige Schlurfen der schwachblasigen Nachbarn zum nächsten Klohäuschen.

Dabei ist Outdoor-Urlaub in Deutschland sehr populär; laut einer ADAC-Umfrage finden das 21 Prozent der Deutschen cool, künftig wollen 32 Prozent gern zelten gehen. Dabei wird das Natur-Erlebnis gesucht. Deshalb steigen viele Gemeinden nun groß in das Wald-und-Wiesen-Geschäft ein – und bieten Mikro-Camping als Alternative an.

Legales Wild-Campen

Zu verdanken ist das der Gemeinde Waldshut im Schwarzwald, bekannt für die Wutachschlucht, den größten Canyon Deutschlands. Vor zwei Jahren haben die Südbadener die ersten One-Night-Camps erfunden, um Urlaubern eine wildere Alternative abseits der üblichen Campingplätze anzubieten und illegalem Wild-Campen entgegenzuwirken.

Es dauerte nicht lange, und ganze Kolonnen von zeltbereiten Reisenden waren unterwegs nach Waldshut auf der Suche nach einem Stück Wildnis. Die One-Night-Camps sind so erfolgreich, dass das Angebot auf den ganzen Schwarzwald mit gut 200 Plätzen ausgeweitet wurde – und die reserviert werden können.

Es sind sozusagen halbwilde, genehmigte Plätzchen in der Natur, die oft nur zu Fuß erreichbar sind. Mal ist eine Blumenwiese für ein Zelt, mal ein Trekking-Camp mit Platz für drei Zelte auf einer Waldlichtung im Nationalpark Schwarzwald, mit genehmigter Grillstelle und WC-Häuschen.

Auch Gemeinden in Schleswig-Holstein und Hessen haben beim Campen nachgezogen, und jetzt kooperiert sogar der Caravaning-Verband mit den Nationalparks in Deutschland. Dort, wo sich früher bestenfalls nur Fuchs und Has’ gute Nacht sagten, kann man jetzt ganz offiziell im Zelt kuscheln oder in der Hängematte vor sich hinschaukeln.

Und was ist nun der Grund für den Run der Deutschen in Natur und Wildnis? Eigentlich hatte die Outdoor-Industrie, nach einem Rekordumsatz in der Pandemiezeit (der Verkaufsschlager waren Wurfzelte), ein Umsatzminus befürchtet, weil alle genug zu hatten vom Zelten als Ersatzurlaub für größere Reisen.

Camping-Rekordjahr erwartet

Doch ein Rückgang ist nicht in Sicht, 2025 wird erneut ein Camping-Rekordjahr erwartet; die Outdoor-Industrie peilt einen 2,5-Milliarden-Jahresumsatz an. Beliebt sind momentan besondere Outdoorgeräte, etwa Pump-Espressomaschinen und

batteriebetriebene Smoothie-Maker für das Frühstück auf der Wiese.

Auch die Campingplätze hierzulande, das sind immerhin 3100 mit beachtlichen 232.000 Stellplätzen, sind rappelvoll. Bereits 2024 wurden dort knapp 42,9 Millionen Übernachtungen gezählt – ein Rekord, laut Statistischen Bundesamt.

Der Boom hat aber auch Schattenseiten: Wer nicht rechtzeitig reserviert hat, bekommt oft nur noch eine Nische mit Blick auf die Sanitär-Parzellen. So hat man sich die wunderbare Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und die Natur zu genießen, dann doch nicht vorgestellt.

Da kommen One-Night-Camps der Grundidee des Zeltens mit einer Prise Freiheit und Abenteuer viel näher. Und wenn das Wetter nicht mitspielt? Dann fährt man einfach weiter zum nächsten schönen Plätzchen.

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