Leider gab es vor ein paar Tausend Jahren noch kein Melderegister, in das exakte Gründungsdaten deutscher Städte eingetragen wurden. Deshalb ist die Frage nach den ältesten Städten Deutschlands nicht einfach zu beantworten. Denn worauf kommt es an – sind es erste Siedlungsfunde? Ist es die Stadtgründungsurkunde? Reicht eine Erwähnung in der Antike?

Wir stellen fünf Städte vor, die in grauer Vorzeit gegründet wurden, als Römer und Kelten in Germanien aufeinandertrafen. Sie wetteifern alle um die vorderen Plätze in der Alters-Hitparade. Für Besucher lohnen sie sich noch heute – sie können hier die ganz frühe Geschichte erleben.

Worms: Rund 7000 Jahre alt

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann Worms von sich behaupten, Deutschlands älteste Stadt zu sein. Schließlich konnte archäologisch nachgewiesen werden, dass auf dem heutigen Stadtgebiet bereits seit etwa 5000 vor Christus Ackerbauer und Viehzüchter gesiedelt haben. Schriftlich ist das natürlich nicht verbrieft, jedoch hat Worms ein weiteres Ass im Ärmel: Es vertritt Deutschland im Arbeitskreis der ältesten Städte Europas.

Steinerne Zeugnisse der Geschichte gibt es an allen Ecken und Enden der Stadt zu entdecken: Seien es die Überreste der römischen Stadtmauer oder der Dom, der die Silhouette der Stadt prägt und dessen Ursprünge bis in die spätrömische Zeit zurückreichen.

In dieser Zeit hat auch die Nibelungensage ihren Ursprung, aus der vor 800 Jahren das Nibelungenlied entstanden ist. An Deutschlands Nationalepos erinnern außer den jährlich im Sommer stattfindenden Nibelungenfestspielen der Nibelungenliedbrunnen in Worms‘ Fußgängerzone oder Krimhilds Rosengarten und das Hagendenkmal am Rhein. Seit kurzem zeugt dort zudem die Licht- und Klanginstallation „Eindutzend“ an der Nibelungenbrücke stündlich von der Versenkung des sagenhaften Nibelungenschatzes.

Trier: 2042 Jahre alt

Mit Holzpfählen aus dem Moselschlick belegt Trier seine kontinuierliche Besiedlung seit dem Jahr 17 vor Christus. Die hölzerne Brücke über die Mosel gilt als Keimzelle der am östlichen Ufer gelegenen Stadt.

Als Augusta Treverorum besitzt sie Stadtrecht seit römischer Zeit, wovon heute viele gut erhaltene Überreste zeugen, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören: etwa die Kaiserthermen, das Amphitheater und die berühmte Porta Nigra. Noch heute gibt es in Trier eine Gladiatoren-Schule, deren Betreiber großen Wert auf historische Korrektheit und ein intensives Training legen.

Wer lieber dem Wein als dem Kampf zuspricht: In den Tiefen von Trier befindet sich Deutschlands ältester Weinkeller, erbaut um 330 n. Chr. als Speicher. In dem vom deutschen Weininstitut DWI titulierten „Höhepunkt der Weinkultur“, das heute zum Stiftungsweingut der Vereinigten Hospitien gehört, können Interessierte bei Führungen den hauseigenen Riesling genießen.

Mainz: 2012/2013 Jahre alt

Mogontiacum hieß das römische Legionslager, das 13 oder 12 v. Chr. strategisch günstig auf einer Anhöhe am Rhein gegenüber der Mainmündung von Feldherr Nero Claudius Drusus gegründet wurde. Für Mainz ist die Gründung dieses Lagers das Gründungsdatum der Stadt, denn zur Versorgung des römischen Militärs entstand eine Zivilstadt, in der sich die keltischen Ureinwohner Rheinhessens als Handwerker und Kaufleute niederließen.

An die einstige Hauptstadt der römischen Provinz Obergermanien erinnern heute noch der Drususstein, der als Ehrenmal für den Eroberer der germanischen Gebiete und Stadtgründer errichtet wurde, oder die Römersteine, die einst zu einem Aquädukt gehörten.

In ein echtes Schaufenster in die Vergangenheit blicken können Bahnreisende am einstigen Südbahnhof, der nach umfangreichen Ausgrabungen in „Mainz – Römisches Theater“ umbenannt wurde: Eine Glaswand am Bahnsteig öffnet inzwischen die Sicht auf die Relikte des Römischen Bühnentheaters. Übrigens das größte Theater jenseits der Alpen: Die Bühne maß 42 Meter und der 116 Meter breite Zuschauerraum bot rund 10.000 Besuchern Platz.

Kempten: 2007 Jahre alt

Die Allgäu-Metropole Kempten brüstet sich damit, die älteste schriftlich erwähnte Stadt Deutschlands zu sein. Schließlich hat der griechische Geograf Strabon im Jahr 18 n. Chr. eine keltische Siedlung namens Kambodounon erwähnt. Spuren davon konnten zwar nicht gefunden werden, wohl aber welche von der römischen Stadt Cambodunum auf dem östlichen Hochufer der Iller. Dort schützt heute der Archäologische Park Cambodunum (APC) das unüberbaut gebliebene Stadtzentrum mit Tempeln und Thermen.

Um die Geschichte rund um die Fundstücke erlebbar zu machen, gibt es spezielle Führungen im Freiluftmuseum. Wie wäre es beispielsweise mit „Cambodunum obscurum“? Dafür fällt in kurzen Schauspiel-Szenen der Fackelschein auf römische Gepflogenheiten, die einem die Schamesröte ins Gesicht treiben und in dunkle Abgründe blicken lassen – so versprechen es jedenfalls die Anbieter.

Oder wie wäre es, live bei einer Grabung dabei zu sein? Dabei können Besucher im Sommer Archäologen bei der Feldforschung beobachten und Wissenschaftlern über die Schulter schauen.

Köln: 1975 Jahre alt

CCAA ist die Abkürzung für Colonia Claudia Ara Agrippinensium – oder heute einfach Köln. Die Bewohner der Stadt bekamen 50 n. Chr. die Bürgerrechte Roms.

In der einstigen Hauptstadt der Provinz Niedergermanien sind knapp 2000 Jahre später noch viele Spuren der Römer zu entdecken. Das Römisch-Germanische Museum direkt neben dem Dom ist zwar wegen der derzeitigen Gebäudesanierung ins Belgische Haus in der Cäcilienstraße umquartiert worden, Dionysos-Mosaik und Poblicius-Grabmal sind damit nicht zu bestaunen, wohl aber beispielsweise der Römerturm oder das Nordtor.

Oder man steigt eine Etage tiefer und besichtigt die weitläufigen Räume unter dem Fußboden des Kölner Doms mit ihren zahlreichen Bodendenkmälern oder entdeckt in der Tiefgarage unter der Domplatte Überreste der römischen Stadtmauer.

In Köln-Weiden am westlichen Stadtrand befindet sich einer der größten archäologischen Schätze Nordrhein-Westfalens: eine römische Grabkammer aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. (roemergrab.de). Oberirdisch gedeihen dort unter dem Motto „Römisch Grün“ zahlreiche Blühpflanzen, Heil- und Küchenkräuter, Reben, Obst- und immergrüne Sträucher, die es nachweislich bereits im römischen Rheinland gegeben hat.

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