Andere Länder, andere Weihnachtsboten
Es muss nicht immer ein Rentier sein, das den Schlitten zieht. Das finden auch die Australier – sie lassen in vielen Dekorationen, auf Karten oder in Schaufenstern, den Schlitten des Weihnachtsmanns lieber von Kängurus ziehen.
Also nicht von Rudolph, dem Rentier mit Geweih, sondern von Roo-dolph mit Beutel und langem Schwanz. „Roo“ ist die Bezeichnung in Down Under für Känguru. Und das schlüpft dort schon seit Langem ins Weihnachtsgeschirr.
Australien: Hopsen statt traben
Das hüpfende Schlittentier hat einen logischen Grund: In Australien fällt Weihnachten nun mal in den Hochsommer mit mehr als 30 Grad, Schnee ist weit und breit nicht zu sehen. Die klassischen Bilder von der Nordhalbkugel – Santa Claus im Pelzmantel mit Rentieren im Schneegestöber – passen also überhaupt nicht zur Realität und wirken schlicht unglaubwürdig.
Deshalb haben die gut gelaunten Australier über die Jahre ihre eigene passendere Symbolik entwickelt – mit einheimischen Tieren. Der Ursprung der weihnachtlichen Känguru-Adaption ist das australische Lied „Six White Boomers“ aus dem Jahr 1960.
Die Geschichte geht so: Santa Claus schickt in Australien die Rentiere in Pension, zieht seinen Mantel aus und Shorts an, holt die coole Sonnenbrille heraus – und lässt sechs weiße Kängurus seinen Schlitten ziehen. „Boomers“ werden erwachsene männliche Kängurus bei den Aussies genannt. Das wirkt viel glaubwürdiger.
Wer in Australien zur Adventszeit unterwegs ist, freut sich über die munter vorwärts hüpfenden Weihnachtstiere, die – im Gegensatz zu Rentieren – auch nicht störrisch rückwärtsgehen können. Oft überreicht bei Umzügen und Aufführungen auch ein Koala, ein Emu oder ein Wombat zwischen Eukalyptuszweigen als Gehilfe des Weihnachtsmanns die Geschenke.
Norwegen: Ein Dompap im Norden
Das heimische Rentier ist in der norwegischen Festdekoration zwar geläufig, wird aber als langweilig empfunden. Viel beliebter ist der hübsche Dompfaff im Schnee, das Weihnachtssymbol allerorten.
Man findet den Vogel, genauer gesagt, das Männchen mit der leuchtend purpurfarbenen Brust, quasi überall sitzend: als Vogelpüppchen im Weihnachtsbaum, auf Porzellan, Christbaumkugeln, auf Servietten, Tischtüchern und anderen Accessoires.
Er wird deshalb seit Generationen auch „Julefugl“ – also Weihnachtsvogel – genannt. Der Dompfaff, auf Norwegisch „Dompap“, ist einer der wenigen Standvögel Norwegens, die selbst im tiefsten Winter heimisch bleiben und in kleinen Gruppen durch die verschneiten Gärten und Parks flattern.
Sie sind auffallende Farbtupfer in der Landschaft und symbolisieren Winterruhe, Sanftheit und Licht in der Dunkelheit. Für viele Norweger ist der Moment, wenn die ersten Dompaps im Advent um die Futterhäuschen flattern, ein emotionaler Vorbote für Weihnachten. Es wird dann zum Ritual, ihn zu beobachten oder zu füttern – ähnlich wie das Aufstellen des Weihnachtsbaums.
Auch christliche Bezüge machen ihn zum beliebten Weihnachtsvogel: Der Name Dompap geht darauf zurück, dass seine rote Brust an die purpurfarbenen Talare eines Domherrn erinnert.
Wer durch das weihnachtlich geschmückte Oslo oder auch Bergen und Tromsø spaziert und Einkaufen geht, kann dem Dompfaff als festliche Dekoration kaum entkommen. Besonders beliebt, in Hotels, Restaurants und Cafés, sind die Kollektionen mit Dompap-Motiven des populären norwegischen Porzellanherstellers Porsgrund.
Selbst auf Spitzbergen sieht man den Singvogel, wenn auch nur auf Tassen und Tellern und als Keramikfigur, denn dem echten Dompfaff ist es dort hoch im Norden auch zu kalt.
Großbritannien: Rotkehlchen als Weihnachtsbote
Was den Norwegern ihr Dompfaff, ist den Briten ihr Rotkehlchen mit der rötlich-orangefarbenen Brust. Es ist bereits seit dem 19. Jahrhundert das Weihnachtssymbol schlechthin.
Auf Karten, Verpackungen, Kerzen, Dosen, Tischdecken, Geschirrtüchern, auf Tassen und Christbaumkugeln, sogar als Motiv auf den mehr oder weniger geschmackvoll gestrickten Weihnachtspullis – in Großbritannien ist das Rotkehlchen, „Robin“ oder „Robin Redbreast“ genannt, das beliebteste Maskottchen der Weihnachtszeit.
Das hat weniger christliche Gründe, sondern hat eher mit der Royal Mail, dem Postdienst, zu tun. Im viktorianischen Zeitalter trugen britische Postboten auffällig rötliche Uniformen. Sie wurden im Volksmund als „Robins“ bezeichnet – nach dem Vogel.
„Das Rotkehlchen wurde zum Symbol des Postboten, der Weihnachtsstimmung überbringt“, heißt es bei der Royal Mail. Bereits die frühesten britischen Weihnachtskarten zeigten Rotkehlchen – im Schnee und mit ein paar Tannenästen, oft mit einem Brief im Schnabel. Wie in den Illustrationen des Künstlers John Callcott Horsley, der die erste kommerzielle Weihnachtskarte 1843 zeichnete.
Es gibt für das britische Weihnachtsmaskottchen aber auch christlich-spirituelle Bezüge. In Deutschland hat sich diese hübsche Legende zwar wenig herumgesprochen, aber in Großbritannien kennt sie fast jeder.
Demnach saß ein trällerndes Vögelchen im Stall zu Bethlehem. Um das Neugeborene in der Krippe zu wärmen, fächelte es mit seinen Flügeln unermüdlich die Flammen des Lagerfeuers. Dabei versengte sich das tapfere Tier seine Brust, die sich leuchtend rot-orange färbte.
Das Rotkehlchen könnte, wenn man es genau nimmt, auch ein Dompfaff mit seiner roten Brust gewesen sein, doch der ist dort nicht heimisch, nur Rotkehlchen gibt es im Heiligen Land, gerade zur Winterszeit.
Peru: Ein Lama für die Weihnachtskrippe
Wer nach Peru reist, der staunt über die kreative Krippenkunst. Auf den Märkten in Lima oder Cusco, aber auch in den Anden-Dörfern werden die handgefertigten Krippen aus Ton, Holz und Stroh mit den filigranen Figürchen das ganze Jahr über angeboten.
Wer genau hinschaut, entdeckt ungewöhnliche Accessoires: Statt Ochs und Esel scharen sich auch Lamas mit bunt gestrickten Ohrenmützen, Alpakas mit Troddeln und auch mal ein Meerschweinchen um das Jesuskind. Jeden November haben viele Peruaner ihre Weihnachtskrippen, „El Nacimiento“ genannt, bereits aufgestellt, daheim, aber auch in Restaurants, Schaufenstern und Hotelfoyers. Jede ist ein Unikat.
Es wird größten Wert darauf gelegt, eine möglichst detailgetreue Miniatur-Landschaft vom Stall zu Betlehem aufzubauen. Doch die mit Stroh und Deckchen gepolsterte Krippe bleibt noch leer. Erst Heiligabend wird das Jesuskind-Püppchen vorsichtig hineingebettet.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist deshalb der Besuch des Santurantikuy, dem berühmten Weihnachtsmarkt in Cusco. Er findet seit Jahrhunderten jedes Jahr nur am 24. Dezember auf dem Hauptplatz Plaza de Armas statt, von frühmorgens bis spät in die Nacht.
Es ist eine einzigartige Gelegenheit, Kunsthandwerk zu kaufen, hauptsächlich besondere Krippenfiguren: wie das Jesuskind nach Anden-Art, also oft mit Sombrero, Poncho und Chullo, das ist die Mütze mit Ohrenklappen. „Niño Manuelito“ wird er genannt, also eine lokalisierte Variante.
Und es gibt etliche Lama-Figürchen, manchmal wacht sogar ein geschnitzter Anden-Kondor auf dem Stalldach zu Bethlehem.
USA: Das rotnasige Rentier ist ein Weibchen
Das Rentier Rudolph ist weltbekannt, seine rot leuchtende Nase hilft dem Weihnachtsmann, den Weg mit dem Schlitten durch die Dunkelheit zu finden. „Rudolph the Red-Nosed Reindeer“ wurde 1939 vom amerikanischen Autor Robert L. May geschaffen, der damals als Werbetexter für das Kaufhaus Montgomery Ward in Chicago arbeitete und zu Weihnachten ein Kinderbuch herausbrachte.
Die Geschichte in Kurzform: Rudolph, ein junges Rentier, das wegen seiner roten Nase von den Artgenossen gehänselt wird, darf an einem neblig-dunklen Heiligabend den Schlitten von Santa Claus führen. Es leuchtet mit seiner leuchtenden Nase den Weg.
Zehn Jahre später, 1949, wurde Rudolph weltberühmt – durch das gleichnamige Lied. Gesungen wurde es von dem Country-Star Gene Autry, das Lied wurde zu einem meistgespielten Weihnachtssongs aller Zeiten.
Das rotnasige Rentier Rudolph aber ist streng genommen ein Karibu, so nennt man diese wild lebende Hirschart in Nordamerika. Wenn man es zoologisch noch genauer nimmt, dürfte es eigentlich zur Weihnachtszeit gar kein Geweih tragen.
Männliche Rentiere wie Karibus haben dann ihre Geweihe schon abgeworfen und rennen glatzköpfig herum. Nur die Weibchen tragen ihre Geweihe bis zum Frühjahr. Also ist das rotnasige Rentier eigentlich eine Rudolphine.
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